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jak) Joseph 300 ) Joseph
Hauptstadt Laibach gebildet werde. Die
starke deutsche Bevölkerung, von welcher
in allen diesen Kronländern die slove-
nische Bevölkerung durchsetzt ist, wird in
dieser Broschüre, für welche die Deutschen
nun einmal nicht vorhanden smd, auch
nicht eines Wortes gewürdigt. Die beab-
sichtigte Wirkung dieses Libells blieb nicht
aus. vr. Vosnjak wurde von den
Landgemeinden der Bezirke Marburg,
Windisch-Feistritz u. s. w. in den steiri-
schen Landtag gewählt. Auf demselben
brachte er zunächst die in obiger Bro-
schüre schon erörterte Bildung eines
Kronlandes Slovenien vor, ohne jedoch
die Sympathien des Landtags für diesen
Gedanken zu gewinnen. Von dieser Zeit
ab ist er für die Consolidirung und
Weiterverbreitung seiner Idee auch jour-
nalistisch thätig, und die in Marburg
herausgegebene slovenische politische Zei'
tung „Ziovenski nai-oä" zählt ihn zu
ihren eifrigsten Mitarbeitern. Im Jahre
^869 gab er ein neues Libell, betitelt:
„slovenski. ^Äkori", d. i. Slovenische
Volksversammlungen, heraus, in welchem
er seine bereits angedeuteten politischen
Ideen in populärster Weise auseinander»
seht und als zweiten Grundgedanken
erörtert, wie neben dem Königreiche Slo-
venien auch eine besondere slovenische
Universität anzustreben sei. Aus dem
Landtage, in welchen er von dem Land»
Wahlbezirke Cilli'Raan gewählt wurde,
gelangte er 4873 in das Abgeordneten-
haus. Durch seinen ärztlichen Beruf an
Laibach gefesselt, vertauschte er seinen
Sitz im steirischen Landtage mit einem
solchen im krainischen, in welchen ihn
der Landwahlbezirk Adelsberg wählte.
Seit 1878 fungirt er zugleich als Mit-
glied des Krainer Landesausschufses.
Seine Haltung im Abgeordnetenhause
ist jener in den Landtagen Steiermarks und Krains analog, und zu einer ent-
schiedenen Kundgebung seiner politischen
Ansichten ließ er es im November 4879
bei den Verhandlungen über die Orient-
frage kommen. I n seiner Rede am 6. No-
vember bemerkte er geradezu: „daß die
Slaven nur ihr volles Mißtrauen und
ihre Mißbilligung der Thätigkeit des Mi-
nisters des Auswärtigen in der orientali-
schen Politik aussprechen können, da, die-
selbe im Widerspruch stehe mit dem histo-
rischen Berufe Oesterreichs, mit den
Gesammtinteressen des Staates und
endlich mit den Wünschen und Interessen
von mehr als zwei Dritttheilen der Be-
völkerung von Oesterreich - Ungarn",
welche Anschuldigung vom Hause mit
einem Oho! begleitet wurde. Doch ließ
sich Vosnjak in seinen Angriffen gegen
das Ministerium nicht beirren und qe>
langte endlich zu folgendem Schlüsse:
„Die Türkei muß stürzen, der Türke muß
aus Europa hinaus! An unseren süd«
lichen Grenzen werden sich neue christ»
liche Culturftaaten bilden, mag sich der
Graf And r^ssy mit Händen und Füßen
dagegen wehren, mag der Culturträger
Dr. Kuran da die Lebensfähigkeit der
Türkei noch so emphatisch preisen, mögen
auch die Magyaren zu ihrem neuen Hei«
ligen Gül-Baba wallfahren!... Die
österreichische Diplomatie unterstützt die
Schliche der englischen, sie treibt An-
ä ssy'sche, aber nicht österreichische Po-
litik. Die Slaven in Oesterreich sind
preisgegeben den Deutschen und Ma-
gyaren, allen ihren Ehicanen und Be>
drückungen... Nicht ohne schwere Be-
sorgniß kann der Patriot in die Zukunft
blicken. Schon hat der magyarische Ein«
fluß sich der äußeren Politik bemächtigt.
Die ganze jetzt dominirende Verfaffungs-
partei, ja diese Regierung, bestehen sie
doch nur von Gnaden Andrässy's
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Volume 51
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Villata-Vrbna
- Volume
- 51
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 350
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon