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ß) Franz A. 302 f^ Franz A.
wiesen. Bei den herrschenden Umständen
blieb ihm keine Wahl; dazu waren die
Ideen der Freiheit, welche die Bewegung
auf ihr Banner geschrieben, zu ver-
lockend, und so entschied sich denn bald der
25jährige Voß, der während seiner Wirk-
samkeit als Erzieher sich die ungarische
Sprache angeeignet hatte, und trat in die
Honvädarmee als Ofsicier ein. I n dieser
Eigenschaft lag er zu Bistritz in Garnison
und nahm an einigen Gefechten Theil.
Nach Bewältigung der Revolution im
Jahre 1849 floh er, dem General Bem
folgend, in die Türkei und wurde in eine
Stadt Kleinasiens internirt. Nach ein-
jährigem Aufenthalte daselbst erhielt er
durch Vermittlung der preußischen Ge-
sandtschaft in Constantinopel einen preußi-
schen Regierungspaß, mittels dessen er
im Herbste 4830 nach Kronstadt ging.
I n Folge der vorangegangenen Bewe-
gung waren auch die Kanzleien der
Aemter verödet, und da es beim Magi»
ftrat in Kronstadt an Schreibkräften
fehlte, erhielt er alsbald Verwendung bei
demselben und wurde dann Magistrats»
secretar. Mit der Rückkehr geordneter
Zustände trat aber auch die Reaction auf
den Schauplatz, und der ehemalige
Honvädofficier mußte ob seiner Betheili-
gung am Ausstände Manches hören, was
ihn endlich veranlaßte, seine Entlassung
zu nehmen. Da er sich auf seinem Posten
als tüchtig und gut verwendbar bewährt
hatte, nahm ihn nun die Kronstadter
Handels» und Gewerbekammer als Kanz-
listen auf. Doch auch in dieser Stellung
blieb er nicht unbehelligt, die Landes-
behörde drang auf seine Enthebung und
Entfernung von Kronstadt, und nur die
kräftige Verwendung der Handelskammer
erwirkte sein ferneres Verbleiben in Ort
und Amt. Ein zweites Drängen der
Behörden auf seine Entfernung, als er im Jänner 4833 zum Secretar der
Handelskammer ernannt wurde, blieb
auch durch Verwendung derselben ohne
jede Wirkung. Um nun weiteren ähn«
lichen Vorkommnissen zu begegnen,
wollte er in den österreichischen Staats»
verband übertreten, zumal ihm für sein
ferneres Verbleiben in Siebenbürgen dies
zur Bedingung gemacht worden war.
Um aber die Entlassung aus dem preußi-
schen Staatsverbande zu erlangen, mußte
er noch vorher seiner Pflicht als preußi»
scher Landwehrmann genügen, und so
begab er sich denn 4833 in seine Heimat
zurück, wurde dort Landwehrofficier und
kam nach Beendigung der Uebungen
wieder nach Kronstadt, wo seine Auf-
nahme in den österreichischen Staats-
verband erfolgte und er auch bald danach
das Stadtbürgerrecht erwirkte. Von da
ab blieb er unangefochten in seiner Stel»
lung als Secretar der Kronstädter Han>
dels' und Gewerbekammer und war in
dieser Körperschaft, wie es im Protokoll
der vierten Sitzung derselben am 24. April
1863 heißt: „mit Einsicht und uner-
müdlichem Fleiße" thätig. Von ihm sind
die Protokolle von 4833 bis Ende 4833,
welche im „Satellit" 4833 und 4834
und in der „Kronstädter Zeitung" 4833
zum Abdruck gelangten. Die gleichfalls
von ihm geschriebenen Protokolle von
4836—4862 erschienen ohne Titel in
Kronstadt, 8^. Ferner gab er heraus:
„Berichte der Handels- nnd
chewrrbeklltnmer
in
NrllN5jM lln dü5 K. K. Miniäterinm kür Handel,
Gewerbe und öffentliche Vanten über den Sn>
stand der Gewerbe, des Handels nnd der Ver-
kehrsncrlMnisse des Aammerbezirkes tiir die
Jahre H851—1356", zusammen mit mehr
denn 400 Tabellen (Kronstadt bei Gott,
go.); — „Denkschrift der Kronstadter Han-
dels- nnd (HcllierbrKllilimer über die Mhrnng riner
Eisenbahn in die Walachei bis an die Nanan"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Villata-Vrbna, Volume 51
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Villata-Vrbna
- Volume
- 51
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 350
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon