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Mackerbarth 47 Wackerb arth
ruhe zwischen Meißen und Dresden, be»
fand, immer wieder kam er nach Wien
zurück, wo er viel in literarischen Kreisen
verkehrte und ebenso durch seine äußere
Erscheinung und seine Sonderlingsnatur,
als durch seine ihrem inneren Gehalte
nach undesinn'baren Schriften viel Auf-
sehen erregte. Auch unternahm er oft
Reisen, und zwar nach allen Richtungen
der Windrose und in fast alle Welt-
theile. Franz Gräffer, der immer
auf Suche nach Originalmenschen war,
ist es, dem wir einige nähere Kenntniß
über den Grafen verdanken. „ In der
Herrengaffe in Wien", so erzählt Gräf-
fer, „ist ein altes Haus mit einem
Balcon, getragen von alten Männern,
die ihre wackeren Barte wie streichelnd
umschlungen halten. Dies Haus gehörte
einst den Baronen Wackerbarth. Der
Graf pflegte das selbst zu erzählen".
„Es war eine Lust", schreibt unser Ge-
währsmann weiter, „den rüstigen Greis
zu sehen und sprechen zu hören. Er war
über sechs Fuß hoch, stark, sehr gut ge-
wachsen und durch Reisen und unzählige
Strapazen abgehärtet. I n allem Be-
trachte noch eine Nrnatur. Durch seine
weltmännische und nicht gewöhnliche
Bildung nahm er alle Menschen schon im
Voraus für sich ein. Sein Geist war un>
aufhörlich thätig, sein Verstand überall
durchdringend, sein Charakter fest ent-
schlossen, sein Betragen still bescheiden,
seine Denkungsart erhaben und groß;
ebenso nachgebend, sanft und kindlich,
als, einmal zum Zorne gereizt, wüthend,
heftig und tobend. Keine Arbeit scheuend,
fand er in den allerschwierigsten Beschäf»
tigungen sein höchstes Vergnügen. Alle
Armen, Unglücklichen, Nothleidenden tra-
fen in ihm einen treuen Freund, einen
uneigennützigen Beschützer und groß-
müthigen Vater. Echte Originalität im schönsten Sinne des Wortes charakterisirt
ihn vielleicht mit jedem Pulsschlage. In
allem Betrachte noch eine wahre Urnahur".
Nun erzahlt Gräffer noch nachfolgen»
des Curiosum: „Der Graf hatte eine sehr
wichtige Forderung, die sich auf hundert
Millionen Louisdor belief, an das Herzog,
thum Sachsen-Lauenburg und Hannover,
die bei dem Reichskammergericht zu
Wetzlar in allen Instanzen glücklich ge»
wonnen und längst bis zur Execution
förmlich ausgeklagt worden war. Er
suchte sie geltend zu machen während der
französischen Occupation, lebte deswegen
oft und lange in Paris, hatte mehrere
seltsame Auftritte mit dem ehemaligen
Kaiser Napoleon, erhielt immer die
schönsten Versprechungen, aber nie die
Erfüllung von Thatsachen". So weit
Gräffer. Im ersten Jahrzehnt des lau»
senden Jahrhunderts bekleidete der Graf
auch die Stelle eines kurfürstlich sächsi-
schen Legationssecretars in Wien. Um
die Mitte der Dreißiger-Iahre befand er
sich wieder in der österreichischen Haupt»
stadt. Seine schriftstellerische Thätigkeit
ist eine ungewöhnlich große, und seine
Werke sind aller Orten, in Wien, Berlin,
Leipzig, Hamburg, Göttingen, Dresden,
London u. s. w. — wir werden kaum
fehl gehen, wenn wir sagen, im Selbstver»
läge — herausgekommen. Sie erscheinen
zum Theil schon durch ihre Titel als lite-
rarische Curiosa und mögen heute auch
zu den Seltenheiten zählen. Sie sind in
chronologischer Folge: „Parallele zwischen
Peter dem Graben nnd Kar l dem Grossen"
(Göttingen 1792, Römer, gr. 3".): —
„Vergleichnng Wischen Hakem nnd Nrrn"
(ebd. 1793, 8".); — „Mornenblicke in die
Aeippger Allee. Meinen Freunden und Freun-
dimn gewidmet" (am 9. Juni 1793, Berlin,
80.)- — ^ ' i i ! Niick llnk dll2 Ueben des
I . (5. F. H'i'riherrn uun W ack erb llrth in
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Volume 52
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vrčevic-Wallner
- Volume
- 52
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 342
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon