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Wagner, 10
gerichtsrathe (Vicepräsident) am Landes'
gerichte daselbst, mit der selbständigen
Leitung der Strafabtheilung, ernannt.
Die bereits durch das Octoberdiplom
vom Jahre 1860 geänderten staatsrecht-
lichen Verhältnisse der Länder der unga-
rischen Krone führten ihn im Jänner
1861 nach Wien zurück. Hier bis zur
Auflösung des siebenbürgischen Senats
am obersten Gerichtshofe als'Aushilfs«
referent verwendet, trat er mit allen in
Ungarn und Siebenbürgen angestellt ge-
wesenen deutschen Beamten in Disponi-
bilitat. Er fungirte dann durch dritthalb
Jahre als Vorsitzender bei den Schluß-
Verhandlungen am Kriminalgerichte in
Wien, bis er zum Oberlandesgerichts-
raihe im Gremium des Wiener Ober-
landesgerichtes ernannt wurde. Gegen-
wärtig bekleidet er den Rang eines Hof»
rathes. Wagner ist auf rechtsw issen-
fchaftlichern Gebiete mit seinem wahren
Namen, auf schöngeistigem unter dem
Pseudonym K a r l G u n t r a m
schriftstellerisch thatig. Das von Dr. Franz
Haimerl herausgegebene „Magazin
für Rechts' und Staatswifsenschaften"
brachte von ihm im I I . Bande: „Um-
fang der berggerichtlichen Realgerichts-
barkeit" ; — im I I I . Bande: „Zur Lehre
der Nothwehr"; — im VI. Bande:
„Ueber die Durchführung des Schaden-
ersatzes (im weitesten Sinne) aus straf-
rechtlich verpönten Handlungen". Von
seinen schöngeistigen Arbeiten er-
schienen außer einigen kleineren Ge-
dichten, welche der Schade'sche Musen-
almanach brachte, und verschiedenen
Aufsätzen, mit welchen er sich in früherer
Zeit an der „Augsburger Allgemeinen
Zeitung", insbesondere am ehemaligen
Stuttgarter „Morgenblatt" betheiligte,
der Roman: „Nrri Geschwister", 3 Bände
(Stuttgart 1847, Hallberger); — der A Wagner. Camillo lO
humoristische Roman: „«Schattenspiele",
2 Bände (Wien 1833, Hartleben) und
mehrere Novellen: „Micitllä" (Wien
1873, Hartleben), „Aus den Bergen"
(Preisnovelle) im „Familienbuch des
österreichischen Lloyd", „Aus vergan-
genen Tagen" und „Die Araberin"
in Hackländer 's „Hausblättern";
„Störfranzl" und „Vom Senegal" im
„Buch der Welt"; „Emmerenzia" im
„Daheim"; „Ein Hochzeitstag" in der
„(Wiener) Neuen Illuftrirten Zeitung"
u. a. Ferner gab er heraus die epische
Dichtung „Zllndmn-tii Hüter" (Wien 1867,
Hartleben). Sein Hauptwerk aber ist die
historisch-epische Dichtung „Nniger Karl
W Fiinktc" (Wien 1865, Bartelmus, 8".,
472 S.). Der Dichter unternahm es,
einen großen Lebensgang mit treuer Fest»
Haltung der historischen Wahrheit wie in
einem poetischen tlieati-um munäi durch»
zuführen; der Standpunkt, welchen der
Kaiser seiner Zeit gegenüber einnahm, ist
daher auch der des Dichters. Er wählte
zum Metrum den vierfüßigen amphibra-
chischen Iambus, in Strophen von sieben
Zeilen, von denen sechs gereimt, die
siebente aber zur leichteren Anknüpfung
der ununterbrochen sich abrollenden, mit-
unter reimchronikartigen Erzählung un-
gereimt ist. Das Buch fand weniger
Verbreitung, als es jedenfalls durch den
Reichthum von Anschauungen, durch die
Plastik seiner Schilderungen, die fleißige
und verständige Behandlung und durch
den über manche Scene ergossenen poeti»
Duft und die durchgehends geschickte
Ausführung verdient hatte. Mit zwei im
sechzehnten Jahrhundert erschienenen
Versuchen in spanischer Sprache, Sem-
pere's „OarolkI." und Luis Oapata's
^(^Hrw f^mos.-»", hat das ganz originelle
Buch Guntram's nichts zu schaffend
Wir suchen den Schriftsteller und Dichter
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Volume 52
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vrčevic-Wallner
- Volume
- 52
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 342
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon