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Wagner, Leopold ZA 120 Magner, Leopold 33
durch Wort und That seine Jäger zu
energischem Widerstand an, nahm, selbst
ein geübter Schütze, oft den Stutzen zur
Hand und sandte jederzeit ihr Ziel tref-
fende Kugeln in den Feind. Bei Gele»
genheit des Rückzuges aber erwarb er
sich, damals Oberlieutenant, durch seine
kaltblütige Tapferkeit und besonnene
Führung eines Detachements von frei-
willigen Jägern die Anerkennung aller
seiner Waffengefährten. Er machte es
sich nämlich zur Aufgabe, den Eingang
eines Engweges, durch welchen die vom
Feinde hartgedrangte erste Division des
3. Iäger»Bataillons ihren Rückzug be-
werkstelligen mußte, gegen eine dahin
rasch vordringende, an Zahl etwa eine
Compagnie starke französische Abtheilung
s) lange zu vertheidigen, bis jene dieses
Dösils erreiche und so ihre Vereinigung
mit der anderen Hälfte des Bataillons
uicht mehr fraglich sei. Ohne hiezu von
Jemandem einen Auftrag erhalten zu
haben, sondern ganz aus freiem Willen
und durchdrungen von der Wichtigkeit
des Gefechtsmomentes, sammelte er die
ihm zunächst stehenden Jäger verschie>
dener Compagnien, ungefähr 3l) Mann,
und warf sich der französischen Abthei
lung mit einem lebhaft unterhaltenen
Gewehrfeuer entgegen. Der feindliche
Officier, der dieselbe befehligte, erkannte
nicht weniger die Wichtigkeit des ihm
strittig gemachten Objectes, eiferte seine
schon durch das ungestüme Vordringen
der Jäger zaghaft gewordene Mannschaft
durch lautes Zurufen nur um so leb-
hafter an und brachte dieselbe zu er-
neuertem Vorrücken gegen den von
Wagner geführten Plänklerschwarm;
zehn Schritte von der Fronte desselben
wurde er jedoch von einem unserer
Jäger niedergeschossen, und da auch der
zweite Ofsicier der feindlichen Abthei« lung, welcher einen Degenstoß gegen
einen der Jäger führen wollte, von dem-
selben niedergemacht wurde, so hatte dies
zur Folge, daß die Franzosen in ihrem
Ungestüm etwas nachließen und sich mit
mehr Vorsicht dem Dösileeingange zu
nahern trachteten, welchen nun die erste
Division (Jäger) erreichte und das De»
tachement des Oberlieutenants Wagner
dann noch so lange vertheidigte, bis
erstere am Defilsausgange anlangte. Da
die Franzosen während des Rückzuges
durch den Engweg dem Detachement
hart auf dem Fuße folgten, so hatte
dasselbe einen ununterbrochenen Ba-
jonnetkampf so lange zu bestehen, bis
es von dem am Ausgange des Dösilös
sich ordnenden Bataillon aufgenommen
werden konnte. Leider kostete dieser
Kampf große Opfer. Von den dreißig
Tapferen entkamen nur der Conunan-
dant und sechs Jäger den an Zahl weit
überlegenen feindlichen Bajonneten, die
Anderen sielen theils verwundet in feind<
liche Gefangenschaft oder starben den
Heldentod. — Wahre Spartaner! —
Sie bewahrten aber durch den herzhaften
Widerstand, welchen sie dem überlegenen
Feinde freiwillig entgegensetzten, die
zweite Hälfte des 3. Iäger-Bataillons
vor völliger Vernichtung. Für diese ver-
dienstvolle Waffenthat, welche der Ober-
lieutenant Wagner, aus freiem An-
triebe, mit aufopferndem, durch das harte
Schicksal jenes Tages noch nicht ge-
beugtem Muthe vollführte, wurde ihm
das Militärverdienftkreuz mit Kriegs»
decoration als Auszeichnung zuerkannt.
Vier Jahre später, am 14. Juni 1863,
rückte Wagner zum Hauptmann in
seinem Bataillon vor. Da wir ihn seit
Jahren in den k. k. Militär-Schematismen
nicht verzeichnet finden, so muß er ent'
weder aus dem Verbände der kaiserlichen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Volume 52
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vrčevic-Wallner
- Volume
- 52
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 342
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon