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Joseph Karl 226 Maldftein, Karl Ernst
commissar. Teine Geuialm Eleonore, einzige
Tochter seines Vetters Grafen Karl Ernst,
gebar ibm zwei Töchter, von denen eine.
Eleonore, den Fürsien Iosepb Czar»
toryski, die andere. Theresia Maria,
den Fürsten N i l beim Fürstenberq
heiratete. — 27 Johann Nepomuk,
Graf (siehe die besondere Biographie
S. 2>l8). — 28. Joseph Ernst, Graf
ssiehe die besondere Biographie S. 240).
— 29. Joseph Kar l Emanuel (geb.
!6. Februar 17ö5. gest, 17 ))!ar; 1814),
von der Dur - Lei t 0 m ischler L nie.
Der älteste Tobn des Grafen Emanuel
Phi l ipp aus dessen Ede init M aria A nna
Theresia geborenenPrinzesnn von Liechten-
stein und Vruder der Grafen I 0 hannFried«
rich sT. 2N>1. Franz de Paula Ada in
^S. 234) und Ferdinand Ernst s2. 2:jij,
erbte er als Senior der Familie am 10. April
1797 das Seniorai Trebitick in Mähren und
führte das Votum beim schwäbischen Kreise.
Er starb im Alter von 39 Jahren unoermält.
Die Erinnerung an ihn hat sich vornehmlich
durch sein hochfinnigeö Verhalten gegen den
Abenteuerer Casanova von Seingal t
bewahrt. Prinz De Ligne im fünfzehnten
Bande seiner „Oeuvre» in^'eä en proLL er
en, verä" berchtet oas Nähere darüber. Graf
Walostein datte Casanova bei dem
renctianiscken Gn'anott'n in Paris, dessen
Tischgäste Beide zuMig waren, kennen ge- !
lernt. Er bewog den Adenteuerer, der eben >
auf dem Trockenen saß. idm auf seine Herr-
schaft Dur in Böbmen zu folgen. Der Graf,
welcher sick für eadalistische Dinge sehr intec-
essirte und in der Literatur darüber, wie über-
daupt in wissenschaftlichen Disciplinen in un-
gewöhnlicher Weise bewandert war. fühlte sich
zu (lasanova hingezogen und um den unde<
dingt schr kenntnißreichen Abenteuerer dauernd
an sich zu fesseln, ernannte er ihn zu seinem
Bibliothekar. Wie sehr aber Casanova
des Grafen Gunst mißbrauchte, wie geradezu
unerträglich er nach und nach in seinem aanzen
Wesen wurde, beschreibt Prinz De Ligne
ausführlich, und nachdem Waldstein vier«
zehn Jahre oie Launen seines Günstlings mit
wahrhaft heroischer Groulo ertragen, machte
sich dieser endlich heimlich aus dem Staube,
und der Graf und die Dienerschaft athmeten
auf, wie uon einem Alp befreit. Später aber
lehrte Casanova nach Dur zurück und
soll daselbst hochbetaqt gestorben sein. nach
der Sttrbematrikel der Durer Dechantei am 4. Juni 1798, Ausführliches über des Aben>
teuerers Aufenthalt bei dem Grafen Wald«
stein berichtet Lucian Herbert (Gundling)
in seinem Roman.- „Casanova Chevalier de
Zeingalt" (Jänner 1874, 8°.), und zwar in
der Einleitung S. 1—73 des ersten Bandes,
welche uiel interessantes Detail enthalt, das
kaum Jemand dort suchen mächte. —
30. Isabella Katharina geborene Gräfin
Harr ach, des Friedländers Zweite Ge-
malin s siehe Harr ach, VI I . Bd. S. 372.
Nr. 4). — Al. Kar l Ernst (3 taats in a nn.
geb. 1^. Mai is.6l. gest, 7. Jänner l743).
Ein Todn des Grafen Kar l Ferdinand
aus dessen Ehe mit Mar ia Elisabeth
Gräfin Harr ach, machte er nach beendeten
Studien die übliche Eaualiertour und von
diesec deimgekehrt, trat er se^ne Dienste bei
Hof als Kammerherr Kaiser Leopolds I.
an. Als dann für den Erzherzog Joseph die
Einrichtung des Hofstaates erfolgte, wurde
der Graf demselben zugewiesen, und beglei«
tete er den Erzherzog zu dessen Krönung nach
Ungarn. 1689 zum wirklichen Neichshofrathe
ernannt, ging er als außerordentlicher Ge>
sandter nach Spanien und überbrachte dann
<69l dem polnischen Prinzen Jacob So-
bieski den Orden des goldenen Vließes. 1693
kam er als außerordentlicher Gesandter an
den Hof von Sauoyen. 1695 an den uon
Hur'Braiidenburg, 1l;<)8 wurde er als Bot-
schafter nack Protugal entsendet, um den
König dieses Reiches zur Allianz mit dem
Kaiser, u^t England und Holland gegen
Frankreich zu gewinnen. Auch verhandelte cr
heimlich wegen einer Heirat des Kronprinzen
v5n Portugal mit einer österreichischen Erz«
Herzogin. Als am i^. März 1763 die Allianz
zu Stanoe gekommen war. trat der Graf
auf einem holländischen Kriegsschiffe von
20 Kanonen mit seiner Familie die Heimreise
über England an. Auf der Fahrt schlössen
üch noch vier andere, Kriegs' nnd mehrere Kauf»
fahrreischisse an. Am folgenden Tage stießen sie
auf offener See auf fünf französische Kriegs»
sch'ffe, deren kleinstes weitaus größer war,
als das größte der holländischen. Lehtere
wurden nun von den französischen angegriffen
und nach langem hartnäckigen Kampfe über-
wunden. Das Schiff, auf welchem der Graf
fuhr. begann zu sinken, und nur mit großer
Mühe konnte er nebst dem Gesandten von
Kur«Wainz, der sich in der nämlichen Absicht
in Lissabon befunden und mit ihm zugleich
heimreiste, gereitet werden. Den Grafen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Volume 52
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vrčevic-Wallner
- Volume
- 52
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 342
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon