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Waldftein, Max 241 Wald
stein, Max
poetischen Phantastereien nichts wiffen,
bestimmte seinen Sohn für den Kauf-
mannsstand und wendete nicht selten
große Strenge an, um ihm die poetischen
Schrullen aus dem Sinn zu schlagen.
Unter solchen, immerhin vergeblichen
Kämpfen beendete W a l d s t e i n die
Normalclafsen, die Realschule und einige
Curse am Wiener polytechnischen Insti-
tute und trat dann, wie es bestimmt
war, in das Geschäft seines Vaters ein.
Indessen dichtete er heimlich weiter, und
er zählte noch nicht neunzehn Jahre,
als seine erste Sammlung „Gedichte"
(Wien 1854, Hügel) erschien. Diese un-
fertigen und durch grammaticalifche
Fehler entstellten Arbeiten fanden nichts
destoweniger eine nachsichtige Aufnahme.
Bald aber wurde der Jüngling selbst
von der Unfertigkeit seiner bisherigen
Bildung, von den Mängeln seines Wis-
sens überzeugt, und da es ihm an einem
Führer fehlte, unter dessen leitender
Hand er an seine Ausbildung hätte gehen
können, so verlegte er sich selbst mit
Ernst und emsigem Fleiße auf das Stu»
dium, das freilich immerhin noch unge»
nügend blieb und diese Mangelhaftigkeit
in den verschiedenen von Zeit zu Zeit
veröffentlichten Arbeiten verrieth. Das
theatralische Gebiet schien ihm unter so
bewandten Verhaltnissen am meisten zu-
zusagen, und schon 1836 betrat er mit
einem Schwanke, an welchem Nestroj
und Scholz mitwirkten und der den
Titel führt „Antoben", zum ersten Male
im Carl'Theater die Bretter, welche die
Welt bedeuten. Darauf folgte im Joseph»
städter Theater bei dem Gastspiele der
Sennora Pepita de Ol iva das Lust-
spiel „Ner Ghruermittler", aber erst mit dem
Lustspiel „Gr liest den Tiuius" gelang es
ihm, durchzudringen. Dasselbe ging
zuerst auf dem Carl-Theater mit Fräulein
v. Wurzbach, diogr. Lerikon. 1^1 D e l i a , nachmaliger Frau Fr ied ,
l ä n d e r , in die Scene, gefiel, machte
die Runde über alle deutschen Bühnen,
wurde deutsch in Paris gespielt, auch
ins Ungarische und öechische übersetzt.
Nun ließ er in ziemlich kurzen Zwischen-
räumen zahlreiche Stücke vom Stapel,
theils Lustspiele, theils Dramen, denen
meiste in Wien mit wechselndem Erfolge
gegeben wurden. Wir theilen weiter
unten ihre Titel mit. Im Jahre 1839
vollendete er sein Drama „Nie Mrsscr uan
Hannüiicr", welches auf ausdrücklichen
Befehl des Königs in Hannover gegeben
wurde und dessen Aufführung der Dichter
persönlich beiwohnte. Im Jahre 1860
trat Wald stein aus dem Geschäfte
seines Vaters in den Staatsdienst, in
welchem er jetzt in der k. k. statistischen
Centralcommission die Stelle eines Rech»
nungsrevidenten bekleidet. Außer dem
bereits erwähnten Bandchen „Gedichte"
gab er selbständig heraus: „Mchmts-
lieder" (Wien 4838); — „Ein devtschez
Ncd" (ebd. 1860); — „Tnötssiieie" sebd.
1860); — „Volkslieder der Portugiesen nnö
Gallonen" (München 1864); es sind
dies Bearbeitungen und Nachbildungen
der Prosaübersetzungen des Philologen
Ferdinand Wolf ; — „OhllltelgeschiHten"
l. und 2. Theil (Wien, Pesth, Leipzig
l876, Hartleben, 12".); während der
erstr Theil mehr theatralische Anekdoten
enthält, bietet der zweite in seinen Ab»
schnitten: „Von Holbein bis Dinget»
ftedt" und „Erinnerungen aus dem
alten Wiener Opernhause" nicht un-
wesentliche Beiträge zur Theatergeschichte
^s; — „NeKenntniZse eines Haltheüter-
Kirertarg. Aamün" 2 Bände (Wien 4880,
Hartleben, 8".) und „Nü5 Men5 luftiger
Cheawzeit. Erinnerungen nn Iaäephine
er. Mit dem Porträt der
(Berlin 1883, R. Iacobsthal, 8".).
10 Ort. t885.) ^6
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Volume 52
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vrčevic-Wallner
- Volume
- 52
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 342
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon