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Wallis. Gcorg Olioicr 264 is^ Georg Olivier
Neipperg mit ihrem 43000 Mann
starken Corps rechtzeitig eingetroffen
wären. Der Graf führte während der
Schlacht die Grenadiere in Person an
und setzte sich überall der größ'en Gefahr
aus, aber das Scklachtenglück entschied
gegen ihn. Mit einem Verlust von 6000
Mann rückte er am 23. Juli wieder, in
die Linien vor Belgrad ein. Als dann
die Türken Miene machten, diese Festung
zu belagern, zog er sich am 30. Juli nach
Pancsova zurück. Einem Angriffe, den er
auf die Türken machte, hielten diese
nicht Stand, sondern wichen demselben
aus, und er unterließ es, sie zu verfolgen.
Am 7. August brach er mit seiner ganzeti
Armee auf, maschirte dieTemeä aufwärts,
ging am 9. bei Tomaszowicz über dieselbe,
pafsirte am 13. bei Czentes die Donau
und schlug bei Surdo? das Lager auf,
dann setzte er nach einigen Tagen den
Marsch gegen Semlin fort, wo er am
30. d. M. anlangte. Ueber die Krieg-
führung des Grafen schreibt Rei l ly:
„Er führte das Heer zwecklos zwischen
den Morästen der Donau herum, und,
hatten viele Truppen des Heeres im ersten
Jahre ihren Geist auf brennendem Sande
verlechzet, im zweiten an der Pest aufge-
geben, so war im dritten ihr Loos, in
Sümpfen oder an deren Ausdünsten zu er-
liegen". Graf Neipperg hatte sich iw
zwischen in das türkische Lager begeben
und unter Vermittlung des französischen
Abgesandten Marquisde Vil leneuve
mit dem Großvezisr den schimpflichen
Frieden von Belgrad 18. September
4739 abgeschlossen, in Folge dessen die
Festungen Belgrad und Schabatz, nachdem
ihre seit 1717 angelegten Befestigungen
geschleift worden, nebst ganz Serbien un^
der kaiserlichen Walachei den Türken
überlassen wurden und nur Temesvär mit.
dem Banate dem Kaiser verblieb. Dem- l selben erschien dieser in der That schimpf-
^ liche Frieden nicht verträglich mit der
! Ehre der kaiserlichen Armee, Graf Wal-
l i ä und Graf Neipperg erhielten Arrest,
! Baron Seher übernahm von Ersterem
! das Commando, und der Kaiser erließ an
' die auswärtigen Höfe ein Circularschrei-
! ben, in welchem er mit Darlegung der
! Irrthümerdieses Feldzuges beide Generale
! öffentlich tadelte und ihre Versetzung in
! Anklagestand befahl. Im December 1739
^ trat in Wien unter dem Hofkriegsraths'
Präsidenten Grafen Harrach eine kaiser«
liche Commission zusammen. Das Ergeb»
niß derselben war, daß Graf Wal l is
als Gefangener der Festung Spielberg
bei Brunn den Ausgang der Untersuchung
abzuwarten habe. Am 22. Februar 1740
langte der General auf dem Spielberg an,
wo er von dem Grafen Zinzendorf am
Thore, während die Besatzung unter klin-
gendem Spiel in zwei Reihen unter Ge>
wehr aufgestellt war, empfangen und
auch während des Arrestes mit der seinem
hohen Range entsprechenden Rücksicht be»
handelt wurde. Schon nach einigen Mo-
naten, am 20. October 1740, starb Kai»
^ ser Kar l VI., und mit 6. November
! desselben Jahres resolvirte Kaiserin
! Mar ia Theresia, daß die Untersuchung
wider den General aufzuheben und der»
selbe in seiner früheren Würde wieder ein»
zusetzen sei. Aus der Haft begab sich der
Graf auf seine Güter in der Grafschaft
Glatz. 1741 erhielt er die Erlaubniß, sich
in Wien einzusinden, wo 'er von der
Kaiserin-Königin huldvoll empfangen
und auch den Kriegsberathungen zugezo»
gen ward. Doch kränkelte er seitdem be-
standig und starb daselbst im Altec von
71 Jahren. Graf Georg Ol iv ier hatte
sich zweimal vermalt, im Jahre 17<4 mit
Mar ia Francisca Antonie Grasin
Goetz zu Scharfe neck, und nach deren
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Vrčevic-Wallner, Volume 52
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Vrčevic-Wallner
- Volume
- 52
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1885
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 342
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon