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Malterskirchen (Genealogie) 35 Walterskirchen Georg Christoph (II.)
im Jahre 1684 die böhmische Landmann«
schaft. Der Türkenkrieg 1683 brachte die
Besitz' und Vermögensverhältnisse der Familie
dermaßen herab, daß der damalige Fidei,
commißbefitzer Johann Wilhelm (II.)
unter gerichtlichen Sequester gestellt werden
inußte, welch' letzterer erst in der Mitte des
achtzehnten Jahrhunderts unter Joseph
Wilhelm (I.) sein Ende erreichte. — Nach
Ablauf eines vollen Jahrhunderts erst. unter
Georg Wilhelm (II.), welcher 1802 auch
das ungarische Indigcnat für sein Geschlecht
erhielt, erholte sich das Vermögen, und eben
als es im Aufnehmen begriffen war, thaten
vernichtend die französischen Kriege von 1803
bis 1809 ein. Besonders in letzterem Jahre,
wo sich wahrend der sieben
Wochen dauernden
Belagerung uon Preßburg in Wolfsthal das
Hauptquartier des Marschalls D a 0 0 u st.
Herzogs oon Auerstädt. befand, sah es dort
fast ebenso arg aus. wie 1683 nach der
Türkenilwafion; das k. k. Kreisamt zu Trais-
tirchen bestätigt dies in einem Zeugnisse vom
2;. November 1809 mit den Worten, daß
Wolfsthal der durch den Krieg am meisten
beschädigte Ort des ganzen Viertels unter
dem Wiener Wald sei. Da sich in diesem
Unglücksicchre 1809 der feindlichen Invasion
auch noch Brand, Hagel und Ileberschwem»
mung beigesellten, sah sich Georg Wil»
Helm (II.) einem ebenso unverschuldeten
als vollständigen Nuine gegenüber, welcher
auch seinen 1811 erfolgten Tod beschleunigte.
Somit war das Geschlecht der Walters«
kirchen innerhalb dls Zeitraumes uon
126 Jahren zweimal durch die bedrängniß»
vollen Ereignisse des Vaterlandes in die
allerhärteste Mitleidenschaft gezogen worden.
Doch gelang es Georg Wi lhelm (III.),
auf dessen ausführliche Lebensskizze S. 40
hingewiesen wird, während der langen Jahre,
da er im Besitze des Fidei commisses war.
dasselbe wieder in guten Stand zu setzen
und durch scin sonstiges umsichtiges Gebaren
sich das Verdienst zu erwerben, als Ii.s5tku-
lAtor tainilikL zu gelten. Seinem Sohne
Ernst Wilhelm, dem jetzigen Fideicommiß«
besitzer, ward aber im Jahre 1884 die 3lus«
zeichnung zutheil, von Seiner Majestät als
erbliches Mitglied in das österreichische
Herrenhaus einberufen zu werden. —
Auf l i ter arischem Gebiete sind die
Walterskirchen keine Neulinge. Schon
Johann Kar l Wilhelm, ein Bruder
des berühmten Humanisten Georg Wi l - helm (III.), gab ein interessantes Buch:
„Die humoristische Runde in Gräfenbergs
Quellcngebiete" (Wien 1852. Gerold. 31 S.,
gr. 8".) heraus, das mit eilf lithographirten
Tafeln in gr. 8°. und gr. qu. 4".. wovon 9 in
Buntdruck, geschmückt ist. Daß Freiherr Georg
Wilhelm (III.) die wichtigeren Zeitfragen,
wie die Gemeindefrage, die Lurussteuer, die
Schwurgerichte, die Selbstverwaltung und dgl.
mehr in besonderen Flugschriften erörterte
und so gleichsam darin nicht nur sein eigenes
politisches und sociales Programm nieder«
legte, sondern wesentlich zur Klärung uon
Begriffen beitrug, über welche in der Menge
die verworrensten Ansichten herrschten, wurde
bereits in seiner Lebensskizze erwähnt; aber
auch dem gegenwärtigen Chef der dritten
Linie, dem Freiherrn Nobert Wilhelm,
der als Parlamentarier eine der rinfluß'
reichsten Rollen im Kaiserstaare spielte, rühmt
man nach, daß Mehrere?, was er bereits
durch den Druck veröffentlichte, tüchtiges
volkswirtschaftliches Wissen verrathe. — Was
die Ehen dieses Hauses anbelangt, so baben
sowohl die Männer wie die Frauen desselben
meist standesmäßige Verbindungen einge«
gangen; von inländischen Familien erscheinen
da die Namen Czernin, Cziraky, For«
gäch. Fries, Geyer von Edelbach.
Gosztonyi, Herberstein, Hunyady,
Ludwigsdor f , Moser von Ebreichs»
dorf, Päl f fy. Persnyi , Prankd,
Teuffenbach, Unverzagt, Wenckheim,
Zichy, während wir in den Veibindungen mit
deutschen Geschlechtern jenen der C losen von
Haidenburg, Lerchenfeld. Pappen»
heim. Preysing. Schuß 0. Pai l in stein,
Stolberg, Tänzl von Trazberg. Un»
gelter von Tey ssenhausen und anderen
begegnen. Die vom Standpunkte der Bio»,
Physio-- und Psychologie völlig verwerfliche
Heirat der Familienglieder untereinander —
ein Vorgang, besonders beliebt, um den
Besitz in der Familie zu erhalten — kommt
bei den Walterskirchen nur einmal, und'
zwar in neuerer Zeit zwischen den Gechwister'
kindern Richard und Flora uon Wal«
terskirchen vor.
I I . Einige denkwürdige Sprossen der Freiherren
von Walterskirchen. 1. Wenn von einigen
Sprossen dieses Geschlechtes Denkwürdiges zu
berichten ist. so muß vor Allem Georg
Christoph (II.) erwähnt werden. Derselbe.
1386 als einziger Sohn Wolfgangö und
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Volume 53
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Volume
- 53
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 332
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon