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WalZel.
druck einiger Gedichte Gorel's sollte
der Vorläufer einer vollständigen Aus«
gäbe desselben sein. Schließlich als Gym-
nasialprogramm für 4879/80 erschien
von unserem Gelehrten: „Rede anläßlich
der Enthüllung des Beethoven'Denkmals
am 1. Mai im Festsaale des akademischen
Gymnasiums".
Walzet, Camillo (Schriftsteller.
geb. in Magdeburg
1829). Als Pseudonym F, Zell. Sein
Vater, August Walzet, Wiener von
Geburt, diente anfänglich in der österrei-
chischen Artillerie und stand zu Prag in
Garnison, wo er mit der Familie der be-
rühmten Sängerin Sonntag sehr be-
freundet war und in deren Freundes-
kreise die Sängerin Franchetti, seine
nachmalige Gattin, kennen lernte. Als
dieselbe einem Engagement nach Wien
folgte, strebte Walzel seine Uebersetzung
dahin an, und als er diese nicht erreichen
konnte, quittirte er den Dienst und hei«
ratete im Jahre <823 die Künstlerin.
Zuerst trat er in eine forstliche Be-
dienstung, welche er in Braunschweig
erhielt, spater gelang es ihm, in Leipzig
bei Brockhaus eine seinen Fähigkeiten
entsprechendere Stellung zu erhalten.
Um sich selbständig zu machen, gründete
er dann in Pesth die erste lithographische
Anstalt in Ungarn und trennte sich, da
die Gattin durch Engagements gebunden
war, für Jahre von derselben und seinen
Kindern. Fortunara Franchetti,
von italienischer Abkunft, aber eine im
Schoße des Glückes geborene Wienerin,
stand gerade am Magdeburger Theater
als Sängerin in Engagement, als sie
unseren Camillo zur Welt brachte. Die
Kindheit verlebte dieser in Braunschweig,
wo sich die Eltern mit der berühmten
Buchhändlerfamilie Vieweg befreun»
u. Wurzbach. biugr. Lerikon. I^II. deten. Als dann die Mutter durch Ver.
mittlung des Buchhändlers Brockhaus
ein Engagement in Leipzig erhielt, folgten
ihr die Kinder dahin. I n dieser Stadt,
wo Camillo den ersten Unterricht in
der katholischen Schule erhielt, wurde
das Haus der Sängerin Walzel«
Franchetti, wie sie nach ihrer Verhei»
ratung sich nannte, der Mittelpunkt eines
t . literarisch künstlerischen Kreises, zu wel»
Februar chem Laube, Robert Blum, Robert
Hel ler , Herloßsohn, Lortzing,
Stadtrath Demuth, Auguste Kobec-
wein. Dingelstedt, Kindermann,
Brockhaus, Wohlbrück und Andere
zählten. Um den Sohn der Theaterluft
zu entziehen, befolgte die Mutter den
ihr ertheilten Rath und gab ihn in das
damals berühmte Schmerbauch'sche
Pensionat in Dresden, in welchem später
auch Camillos Bruder Cäsar er»
zogen ward. Der Pädagog Schmer»
bauch, ein ehemaliger Ienenser, dann
Lützow'scher Jäger, saß später wegen
politischer Vergehen — es war eben die
berüchtigte Reactionszeit nach den Be»
freiungskriegen und Umtriebe Niecherei
in allen Winkeln und Ecken des heiligen
römischen Reiches — auf dem Königstein
gefangen. Schmerbauch, dem der be«
rühmte Ludwig Tieck das Institut
gründen half, war ein begeisterter
Schwärmer für die deutsche Einheit,
was dis 4848 als höchstverpöntes Ver
brechen eines deutschen Pfahlbürgers
galt. Er erlebte die Glorie Deutschlands
nicht mehr, sondern starb 1830. Sechszehn
Jahre alt, trat Camillo aus dem In»
stitute dieses Gelehrten und ging nach
Pesth, wo der Vater mittlerweile die
lithographische Anstalt und Buchdruckerei
gegründet hatte. Er sollte nun Litho-
graph werden, wozu die Mutter nur
schweren-Herzens die Einwilligung gab.
, 22. Dlc
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Volume 53
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Volume
- 53
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 332
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon