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32 Wal^el.
Er folgte einer Einladung Offenbach's
nach Paris, ging mit ihm nach Nizza
und Monaco und übersetzte unter der
unmittelbaren Leitung des Compomsten
den dialogischen Theil der „Schönen
Helena". Der später von Beiden gemein«
schaftlich geschriebene zweite Theil dieser
Operette: „Die Belagerung von Troja",
befindet sich uncomponirt in Walzel's
Besitze. Da sich dessen Arbeiten großen
Beifalls erfreuten und er unbestritten
einen starken Fond gesunder packender
Satire befaß, so versuchte er sich nun
auch in eigenen Schöpfungen und warf
sich auf die Parodie. So entstanden und
machten Glück: „Die elegante Tini",
eine Parodie von Eduard Mauthner's
„Eglantine"; — „Abellina oder ein
Schwager für Alles", worin er Adeline
Patt i und ihren Impresario Stra«
kosch in komischer Weife auf die Bühne
brachte' — „Angot an der blauen
Donau"' — „Arria und Mefsalina";
— „Sarah und Bernhard" u.a. Diese
dramatischen Erlustigungen unterbrach er
mit Reisen, verlebte einen Winter in
Constantinopel, durchzog mehrere Monate
Italien; ging im Auftrage Tre u mann's
Ascher's, Stramvfer's viermal nach
Paris, dort die neuesten Komödien an»
zusehen, zu beurtheilen und zu erwerben.
Im Kriegsjahre 1866 wurde er als Ca»
pitän beim Kriegsministerium zugetheilt,
arbeitete mit an der „Oärs äs dg.t2i.il6",
commandirte den Avisodampfer „The-
ben" und erhielt den Franz Joseph.
Orden. Bei dem Brückeneinsturze in Linz
im Jahre 1867 rettete er viele Menschen-
leben vom Tode und ward öffentlich be>
lobt. Im Jahre 1871 wurde er mit
Richard Genöe bekannt, gleiche Rich-
tungen brachten Beide einander nähen,
und dieser Bund führte zur Mitarbeiter«
schaft Walzel's an der „Fatinitza", welches Libretto Johann Strauß, als
es ihm von Director Iauner zur Com-
Position angeboten wurde, als unbrauch»
bar zurückwies; ebenso entstand die
Operette „Porträtdame" mit der Musik
von Wolf und Gen 6 e. Ein Leiden, für
dessen Heilung Walzet vergeblich Hilfe
suchte, veranlaßte ihn endlich, um seine
Versetzung in den Ruhestand anzusuchen,
welche ihm auch im Jahre 1873 gewährt
wurde. Nun widmete er sich ausschließ-
lich der dramatischen Produktion, ver-
suchte sich im feineren Lustspiele und
hatte auch darin günstigen Erfolg, wie
es die im Wiener Burgtheater und auf
anderen deutschen Bühnen beifällig auf-
genommenen Stücke: „Vier Nhr Mor<
gens", „Aus der komischen Oper", „Der
Raubmörder", „Die Büste" und das im
Opernhause aufgeführte Wiener Ballet
„Der Stock im Eisen" bezeugen. Im
Jahre 1884 übernahm er in Gemein»
schaft mit Alerandrine von Schönerer
und Franz Iauner die Direction des
Theaters an der Wien. Walzel's Mit«
arbeiterschaft mit Richard G e n ö e,
welch' Letzterer, wie bekannt, auch oder
vielmehr vorherrrschend, Comvonist ist,
schildert Kurt von Zelau in ziemlich
anschaulicher Weise in seinem unten in
den Quellen verzeichneten biographisch-
kunsthistorischen Efsay: „Die Wiener
Operette". Hier bemerken wir nur noch,
um die Urheberschaft zweier geflügelter
Worte der Vergessenheit zu entreißen,
daß in der so beliebt gewordenen Ope»
rette „Der Bettelstudent", welche die
Runde durch alle Bühnen Deutschlands
gemacht, der so sanghaste Walzerrefrain:
Ich hab' s ie janurauf die Schul«
ter geküßt" und die köstliche auf Bre»
loques, Petschafte, alle nur möglichen
Nippes und Toilettengegenstände über«
tragene Phrase: „Schwamm drüber"
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Volume 53
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Volume
- 53
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 332
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon