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Wllikotsch 85 Markotsch
Curaten Schmidt, der zu Siebenkulm
in der Nähe des Gebirges wohnte und
auf dein Warkotsch'schen Schlosse ein
oft gesehener Gast und Vertrauter des
Barons war. Mit diesem Curaten ent-
warf er nun das Complot. Schmidt
gab dem österreichischen Hauptmanne,
Namens Wal l i s , dessen Corps unfern
Schönbrunn aufgestellt war, Kenntniß
von allen Veränderungen im preußischen
Hauptquartier. Man wußte, daß die Be-
deckung des Königs, vom ersten Bataillon
des Garde-Regiments beigestellt, nur aus
dreizehn Mann bestand, welche im
Hause lagen, das der König bewohnte,
und leicht überwältigt werden konnten.
Wir übergehen die Details des Com»
plots, welches von Marko tsch und
Schmidt geschickt gesponnen würbe,
wahrend Hauptmann Wal l is immer
Nachricht von den jeweiligen Verande»
rungen erhielt, um mit seinen Leuten
zum Ueberfall sich bereit zu halten. Durch
die vielen Besuche Schmidt's und den
zwischen diesem und Warkotsch lebhaft
geführten Briefwechsel, mit dessen Bestel-
lung Kappet betraut wurde, und durch
eine gewisse Geheimthuerei, wie sie bei so
üblen Vorgängen ja oft genug vor-
kommt, ward derselbe erst recht auf»
merksam, und als ihm Warkotsch wieder
einen Brief gab, den er sofort an
Schmidt überbringen sollte, schöpfte er
Verbackt und erbrach das Couvert,
welches einen Brief, „ ^ Uonsieur 1e
Vin-on äs V ^ N i s " adressirt, enthielt
und inwendig die Worte: „Der Herr
Curatus beliebe diesen Brief auf das
allerschleunigste zu bestellen". Da dieses
Schreiben den Beleg für den Verrath
des Barons Warkotsch bildet und den
Vorgang enthüllt, wie er ausgeführt
werden sollte, setzen wir ihn nach dem
Wortlaute, der in den Vechörsacten ent- halten ist, Hieher: „Mein lieber Ge>
neral(?) von Wal l i s ! Ich zeige Ihnen
an, daß ich gestern in dem Hauptquar-
tiere des Königs gewesen bin und genau
alle Nachrichten gebe. Der König hat die
mehrsten Regimenter unvermerkt gegen
Breslau in die Winterquartiere abmar-
schiren lassen. Das Geschütz, wie auch die
Kriegscasse, ist auch bereits abgegangen.
Der König selbst, wie es sicher ist, wird
den 30., also Mittwock Nachts, nach-
folgen. Sein Wagen steht vor der Thür',
! er ist nur des Regens wegen weggeschoben
gewesen. Gs ist Zeit', machen Sie ilir
Glück. Man muß den Vogel nicht aus»
stiegen laffen. Sie haben nichts zu riö-
kiren, da Sie jetzo Wegweiser haben.
Laffen Sie Treppendorf rechter Hand
liegen, worin etwas Dragoner von Za-
strow liegen. Eine halbe Meile am Ge-
z birge linker Hand sind etliche Fußjäger
auf Vorposten. Sie können hinten durch
den Garten, gerade in des Königs
Quartier, wo eine Brücke geschlagen ist,
eindringen. Bei sich hat der König,
.^ rechter Hand im Eingänge des Hauses,
! nur dreizehn Mann von seiner Garde
^ zur Bedeckung. Warkotsch". Diesen
j Brief las Kappel mit Entsetzen. Was
i zu thun, überlegte er mit seiner Frau,
^ welche ihm rieth, denselben statt an
! Schmidt an den Pastor Gerlach zu
! übergeben. So geschah es auch. Letzterer
^ copirte nun beide Briefe an Schmidt
und Wal l is, Die copirten sollten an
Schmidt gebracht werden, den echten
Kappel persönlich dem Könige über-
i geben. I n der That ließ Kappel die
' copirten Briefe durch den Iägerburschen
Johann Böhmelt an Schmidt ab-
geben, während er selbst auf dem Vor-
werke Kasserei ein Pferd borgte und
! mit verhängten Zügeln nach Strehlen
i sprengte. Dort wollte er den Brief dem
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Volume 53
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Volume
- 53
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 332
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon