Page - 86 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Volume 53
Image of the Page - 86 -
Text of the Page - 86 -
Warkotsch 86 Markotsch
Könige persönlich übergeben. Aber die
Wache, ein Grenadier; versperrte ihm
den Weg; der Officier, an den ihn der-
selbe wies, weigerte sich auch, ihn beim
Könige zu melden und bedeutete ihn,
sieb an den General Krusemark zu
wenden. Dieser lag noch im Bette.
Kappel übergab ihm den Brief und be-
gann zu berichten. Kaum aber war er
damit zu Ende, so sprang Krusemark
aus dem Bette, kleidete sich rasch an und
eilte mit dem Briefe zum Könige. Später
wurde Kappel vor denselben gebracht
ünd berichtete dann mündlich, was er
wußte. Friedrich I I . ertheilte sofort
Befehl, Warkot sch zu verhaften, und
ordnete einen Hauptmann Rabenau
mit hundert Dragonern zur Arretirung
ab. Warkotsch wurde festgenommen,
sein Haus umzingelt. Aber er behielt
seine Geistesgegenwart, verstand es, Ne-
benan sicher zu machen und ihm jedes
Mißtrauen zu benehmen. So gelangte er
in seinen Stall, wo ein trefflicher Eng-
länder für alle Falle gesattelt stand, und
jagte durch den Schloßhof den österreichi»
schen Vorposten zu. Als Warkotsch
noch immer nicht kam, sah Rabenau
nach und Entdeckte, daß ihm der Vogel
entflohen. Ein nachgesendetes Com»
mando kehrte unverrichteter Dinge zu>
rück. Rabenau wurde vor ein Kriegs-
gericht gestellt und mit Arrest und Ver-
weis bestraft, mußte dann noch lange
auf Beförderung warten und nahm als
Major feinen Abschied. Er starb auf
seinem Gute Tschertschendorf bei Grün»
berg. Nicht glücklicher ging es mit der
Verhaftung des Curaten Schmid t .
Man nahm ihn bei einem Herrn von
Nimptsch in Empfang, wo er eben zu
Gaste war. Ein Zaftrow'scher Dragoner
verhaftete ihn, aber Schmidt entfloh
durch einen seiner priesterlichen Würde sehr unangemessenen Ort, dessen Besuch
ihm der Dragoner gestattet. Der statt
seiner verhaftete Nimptsch wurde auf
Grund der Aussage Kappel's frei-
gelassen. Warkotsch hatte noch die
Frechheit, in der Nacht nach seiner Flucht,
unter Escorte von 800 österreichischen
Huszaren nacb Schönbrunn zurückzu-
kehren, um Geld zu holen. Seine Ge«
malin, eine geborene Freiin von Hösse r
zu Löwenstein, die als eine treff-
liche Dame geschildert wird, und welche
nichts weniger als glücklich an Seite
ihres ausschweifenden Gatten lebte,
war durch Rabenau ins preußische
Hauptquartier abgeführt worden. War-
kotsch, der also in sein Schloß zurück-
gekehrt, nahm aus seinem Schreibspinde
30.000 Thaler, dann Juwelen und ver-
ließ das Schloß, um nie wiederzukehren.
Das Glück war ihm auch da günstig.
Man hatte seine Rückkehr vermuthet und
so lag. um ihn zu fangen, ein starkes
preußisches Detachement im Hinterhalt.
Der Commandant dieser Truvpe, Lieu-
tenant Brausen, hatte Befehl, bis
^ Mitternacht zu bleiben, dann aber, wenn
Warkotsch nicht gekommen, abzurücken.
Brausen blieb bis Zwölf, und der Er«
wartete kam erst um ein Nhr und entging
so glücklick seinen Häschern. I n Breslau
wurde nun der Proceß gegen War-
kor sch angestrengt und am 22. März
1762 das Urtheil gegen ihn und
Schmidt in contum^oi^m veröffent-
licht. Es lautete: „daß He in r i ch
Got t lob, ehemals Freiherr von War»
kots ch, und Franz Schmidt durch die
wider ihren Souverän geschmiedete Un»
ternehmung, Ersterer seines Adels ver-
lustig, Beide rechts- und ehrlos werden
und ihr gesammtes Vermögen, bewegliches
und unbewegliches, mit Vorbehalt deren
der Eheconsortin des ersteren Verbrechers
back to the
book Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Volume 53"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Volume 53
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Volume
- 53
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 332
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon