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Meber, Beda (6) 171 Meber, Beda (6)
dirnöthen seines Lebens bestand, da er
fast immer im Hader lag mit der Schule
des Tages, die ihn in tödtlicher Lang-
weile erdrückte, das Hebräische aus-
genommen, das ihn anzog und zur
Lesung der Psalmen trieb. „Der unwill»
kürliche Widerwillen gegen alle diese
Iosephinischen Jämmerlichkeiten zur
Knechtung des freien kirchlichen Lebens
verließ mich zeither nicht mehr." Im
Herbst 4823 wurde er auf die bischöf-
liche Lehranstalt in Briren geschickt, wo er
unter Ambros Stapf Md. XXXVII,
S. 144^ Moral und unter Craffo-
nara Dogmatik hörte. Nebenbei betrieb
er auf seinen Bergwanderungen Botanik-
Am 18. September 1824 erhielt er die
Priesterweihe. Im folgenden Jahre stu»
dirte er an der bischöflichen Lehranstalt
zu Trient Pastoraltheologie und was
damit zusammenhing. „Auch hier",
schreibt er in seinem Selbstbekenntniß,
„ging die Schule an mir fast verloren.
Ich hatte keinen Sinn für Theorien, die
ins Unglaubliche ausgesponnen wurden
von Leuten, denen die praktische Seel-
forge ganz unbekannt war. Ich zahlte
die Regeln, wie man predigen müfse, und
es waren gerade 4000. Darüber verging
mir aller Respect vor der Wissenschaft."
Im Juni t823 trat er als Caplan in
der Pfarre Burgeis im Vinrschgau in die
Seelsorge, in welcher er dreizehn Monate
wirkte, worauf er als Gymnasiallehrer
in Meran angestellt wurde. Nebenbei
half er bei dem damaligen Priestermangel
an Sonn- und Feiertagen in der Seel-
sorge, besonders im Beichtstuhle aus.
Nach vierzehnjähriger Verwendung im
Lehramte wurde er auf seine Bitte nach
St. Martin in Passeier als Caplan ge»
schickt, wo er zwei Jahre in der sehr aus'
gedehnten Seelsorge — die Gemeinde
wohnte im Umkreise von vier Stunden zerstreut und waren a:bt Bergschulen zu
versehen — thätig war, dann aber ging
er wieder als Professor nach Meran. wo
er nun bis zum Jahre 1848 verblieb, in
welchem ihn die politischen Wirren in
einen neuen Wirkungskreis versetzten,
indem er als Abgeordneter des Frank-
furter Parlaments auf politischem Felde
zu wirken berufen war. Während seines
vieljährigen Aufenthaltes in Meran fällt
im Sommer 1829 eine Reise über Flo-
renz und Assist nach Rom, und nach
! längerem Verweilen daselbst über Loretto
! und Venedig wieder nach Tirol zurück.
Nun nahm er die unterbrochene wissen«
schaftliche Thätigkeit von neuem auf,
übersetzte das Buch des Chrisoftomus
„Ueber das Christenthum"; vertiefte sich
in die Geschichte seines Vaterlandes und
schrieb das Werk „Das Land Tirol"
j^ die bibliographischen Titel der Werke
Beda Weber's folgen am Schlusses;
und endlich gerieth er „durch Zufall",
wie er selbst gesteht, „ins Gebiet der
christlichen Mystik, die ihn sechs Jahre
gefangen hielt" und ein paar Werke
zeitigte, welche wohl besser ungedruckt ge»
blieben wären. Er gesteht selbst, „daß er
durch diese Werke mit den Liberalen
^vielleicht wäre richtiger das Wort Ver«
nünftigen zu setzen^ Tirols und Oester»
reichs, mit der Regierungscensur und
insbesondere mit jenen Bayern (hier
ist offenbar Ludwig Steub gemeint)
verfeindet wurde, welche in Tirol gegen
Kirche und Priesterthum agitirten<?).
Ihre Organe gegen mich waren die „All»
gemeine Zeitung" von Augsburg, „Die
Grenzboten" und andere Schmutzblatt
ter(ü). Ihren fortwährenden und oft
cynischen Angriffen hatte ich die Wahl
nach Frankfurt und zum Mitgliede der
kaiserlichen Akademie in Wien und der
königlichen in München zu verdan»
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Volume 53
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Volume
- 53
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 332
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon