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Weber, Karl Maria (29) 201 Weder, Karl Maria (29)
Am 16. Februar 1826 trat er mit dem
berühmten Flötisten Fürsten au von
Dresden, wo er mit einer Aufführung
der „Euryanthe" seine amtliche Thätig
keit beschlossen hatte, die Reise an. Ueber
Paris, wo ihm von Auber, Cheru-
bini, Paer, Rossini und Anderen
ein ehrenvoll huldigender Empfang be-
reitet wurde, kamen Beide am 3. Mär;
in London an und fanden in Sir George
Smart 's Hause, in welchem sich viele
Freunde und Verehrer seiner Muse, unter
Anderen seine beiden Schüler Benedict
und M oscdeles, um ihn versammelten,
gastliche Aufnahme. Am 12 April 1820
begannen die Aufführungen des „Obe
ron", und das herrliche Werk erregte all»
gemeine Begeisterung. Aber die mit der
Leitung der Aufführungen verbundenen
physischen Anstrengungen, zu denen sich
noch eine unstillbare Sehnsucht nach der
Heimat gesellte, brachen vollends den
bereits schwer Leidenden, der am 3. Juni
^826, im Alter von erst 40 Jahren, seine
Seele aushauchte. Des Künstlers Leiche
ruhte bis 1844 in der katholischen Mor-
sielocapelle in London, dann wurde sie
in das Familienbegrabniß nach Dresden
überführt. Aus Weber's Ehe mit Ka-
roline Brandt , welche 18552 starb,
überlebten ihn zwei Söhne: M a x M aria
^siehe S. 210, Nr. 21^>, der Biograph
seines Vaters, und Alexander ^gest.
184^, Maler. Die über Kar l Mar ia
von Weber erschienenen Biographien,
ferner eine Uebersicht seiner Bildnisse,
Büsten, Denkmäler und andere Einzel-
heiten folgen S. 202. Was nun die
Bedeutung des Künstlers in der Ge>
schichte der Musik betrifft, so faßt dieselbe
Friedrich Bremer in seinem trefflichen
„Handlexikon der Musik" mit wenigen
Worten so zusammen: ..Weber ist der
Schöpfer und Begründer des roman- tischen Styls in der deutschen
Musik, da^u der nationalste Tondichter
unseres Volkes. Aus dem volksthüm-
lichen Elemente heraus, das in der Be«
wegung der Freiheitskriege alle Seelen»
kräfte der Nation entfaltete, schuf We>
ber die ewig bleibenden Meisterwerke, in
denen die romantische Empfindung der
Deutschen verkörpert wurde. Ihin allein
gelang es in der Musik, was die roman-
tischen Dichter seiner Zeit vergeblich er»
strebt hatten. Meil für Alles, was wir
überhaupt unter Romantik verstehen,
die Musik einzig und allein die richtige
Ausdrucksweise ist.^ So vielfaltig We>
ber auch ist, so enthüllt sich sein Herr»
licher Genius doch am glänzendsten in den
Opern: „Freischütz" und „Preciosa" mit
ihren waldduftigen Liederperlen; „Eu-
ryanthe" und „Oberon" mit ihren ritter»
lich romantischen, phantastisch zauber-
haften Klangen zeigen den Meister in
seiner ganzen Größe. Aus allen Arbeiten
Weber's tönt aber jener markige, kecke,
deutsche Ton, der seiner Tonsprache eine
so unvergleichliche Gewalt verleiht. Da»
bei ist sein ganzes Wesen voll kühner Ori<
ginalitat. keuscher tiefer Empfindung,
Einfachheit und Wahrheit des Aus-
druckes' einzig seine Meisterschaft in der
Charakteristik. Im Zusammenhange da»
mit steht die wundervolle Handhabung
der Kunstmittel: er ist der Erste gewesen,
der die Fülle neuer Klangwirkungen und
Combinationen auä der Natur jedes In-
strumentes heraus geschaffen hat. Besow
ders die Zauberkräfte der Blasinstru»
mente hat er in die dramatische Musik
eingeführt. Deshalb findet sich auch bei
keinem anderen Tondichter eine solche
bestrickende Gewalt in der Zusammen»
Wirkung von Melodie, Rhythmus, Klang-
effecten und Mischungen, Colorit und
Localton, als bei Weber. Für gewisse
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Volume 53
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Volume
- 53
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 332
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon