Page - 224 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Volume 53
Image of the Page - 224 -
Text of the Page - 224 -
Mebercus 224 Mebercus
mit den Sitten des Landes, bei der Be>
gegnung des Sultans Muley Abdcrl-
lah es unterließ, sich vor ihm in den
Staub zu werfen, packten ihn die Leib-
wächter des Khalifeu und schleppten ihn
ins Gefängniß', dem Tode entging er.
aber er wurde an die Ruderbank einer
Raubgaleere geschmiedet. Da traf er mit
christlichen Leidensgefährten, einem Spa»
nier und Franzosen zusammen, mit denen
er Rettungsplane machte. Das Raub-
schiff pflegte in einem Versteck an der
Küste uorübersegelnden Kauffahrteischiffen
aufzulauern. Einst übersiel der Corsar
ein sardinisches Fahrzeug, fand aber
unerwartet so energischen Widerstand, daß
die meisten Corsaren den Streichen der
Sardinier erlagen. Diesen Moment be«
nützte Webercus mit seinen beiden
vertrauten Leidensgenossen; bei seiner
Starke befreite er sich bald von der
Kette, machte auch die beiden Anderen
frei und eilte den Sardiniern zu Hilfe.
Thatsächlich wurde der Rest der Cursaren
niedergesäbelt, die Galeere vom sardini»
schen Schiffe ins Schlepptau genommen,
die befreiten Ehristensclaven und mit
ihnen Webercus nach Gibraltar ge»
bracht, wo die Prise verkauft und unter
die Geretteten vertheilt wurde, und wo-
bei auch Webercus einen guten Antheil
erhielt. 174l segelte derselbe nach
Neapel, in der Absicht, dort eine ordent-
liche bürgerliche Hantirung zu betreiben.
Er errichtete eine deutsche Gemüse»
gärtneret und führte die ersten Kar»
toffeln in Süditalien ein, die er sich aus
Württemberg hatte schicken lassen, wo
dieses nützliche Knollengewächs bereits
seit 47N angebaut wurde. Vier Jahre
betrieb Webercus die Gärtnerei; dann
trat er als Trabant in die Dienste des
Herzogs von Parma, aus diesen kam er
an den kaiserlichen Hof M aria There- sias, wo der kleine Kronprinz I o seph
sich oft den Spaß machte, an dom Riesen
hinaufzuklettern und an dessen langem
Barte zu zausen. Bei dem Ausbruch des
Krieges zog er mit dem kaiserlichen
Heere ins Feld und focht bei Hohen»
friedberg und Königingrätz gegen die
Preußen. Zehn Jahre stand er in kaiser»
lichen Diensten, dann verließ er Wien
und trat sonderbarer Weise in das
preußische Heer unter Friedrich I I .
und nahm mit demselben an mehreren
Hauptschlachten des siebenjährigen Krie-
ges Theil. Nun kehrte er wieder in sein
Vaterland Württemberg zurück, wurde
dort erst Aufseher des Eselstalles bei
Herzog Kar l Eugen, mußte aber bei
festlichen Gelegenheiten auch Trabanten-
dienste verrichten. Als Kaiser I o sep h I I .
nach Stuttgart kam, um den Herzog
Kar l Eugen zu besuchen und dessen
Karlsschule kennen zu lernen, verrichtete
Webercus eben wieder Trabanten»
dienste. Das Glasauge desselben brachte
dem Kaiser den Riesen in bestimmte Er»
innerung, und auf die Frage des Monar-
chen, ob Webercus nicht früher in
Wien gewesen sei, erwiderte dieser: „Ja
wohl! Majestät standen als kleiner Prinz
oft auf meinen Schultern". „Lieber
Vetter", wandte sich Joseph I I . zum
Herzoge, „diesen alten Riesen möchte ich
wieder in meiner Hofburg zu Wien
haben." Kar l Eugen wünschte dem
Kaiser einen Gefallen zu erweisen, und
so reiste Webercus mit dessen Gefolge
nach Wien, wo er im kaiserlichen Hof»
halte einen bequemen Ruheposten erhielt.
Im Jahre 4783 ging er mit Erzherzog
Leopold, der seine Schwester Marie
Antoi nette in Paris besuchen wollte,
nach Frankreich, wurde dort krank und
blieb, als der Erzherzog heimkehrte, des»
halb in Paris zurück. Nach seiner Her»
back to the
book Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Wallnöfer-Weigelsperg, Volume 53"
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Volume 53
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Volume
- 53
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 332
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon