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Weigl, Joseph 284 Weigl, Joseph
Composition der Oper „Cleopatra", zu
deren Besetzung theilweise veraltete
Kräfte benützt werden mußten, und
welche wegen der Ankunft Napoleons
vierzehn Tage früher vollendet sein sollte.
Aber wenn auch die italienischen Zeitungen
sich über die „gothische" Musik lustig
machten, bei den wiederholten Auffüh<
rungen begannen sich auch die Watschen,
die einzelnen Schönheiten des deutschen
Werkes erkennend, mit dem Komponisten
zu befreunden. Dadurch aber wuchsen
die Schwierigkeiten für das zweite Werk,
mit welchem Weigl einen vollen Sieg
zu erringen sich bestrebte. I n Wien aber
waren seine Neider und Widersacher, an
denen es einem vom Glücke begünstigten
Genius nie im Leben noch gefehlt hat,
nichts weniger als unthätig und lauerten
auf den Durchfall seiner zweiten Oper.
Als diese jedoch mit den besten Gesangs-
kräften — dem Tenor März och i, dem
Buffo Verr i und der Primadonna Pi«
nott i — einen unbestrittenen großen
(5'rfolg feierte und durch drei Monate
ununterbrochen gegeben wurde, ein Fall,
wie er bis dahin noch nicht vorgekommen,
da war denn Weigl's Stern im vollen
Aufgange, und reich an neuen Triumphen
und an neuen in Italien gewonnenen
Freunden, kehrte der Componift nach
Wien zurück. Das aber war auch für sein
ferneres Schaffen im hohen Grade förder»
lich. Nachdem er die Operette „Das
Waisenhaus" geschrieben, die auch sehr
gefiel, erreichte er mit der Oper „Die
Schweizer-Familie" einen Erfolg, wie er
in den damaligen Tagen geradezu zu
einem Ereigniß sich gestaltete. Borne in
seinen „Dramaturgischen Blättern" und
Re icha rd t in seinen „Vertrauten
Briefen" verkündeten in rückhaltsloser
Anerkennung den Werth dieser Compo»
sition, die unter Mitwirkung Wein- müller's, Vogl's und der Madame
Mi lder am 14. März 1809 in Wien
zum ersten Male aufgeführt worden. Im
fast grellen Gegensatze zu dem idylliscben
Charakter der „Schweizer-Familie" stehen
aber die schwungvollen Kompositionen zu
Coll in's „Kriegsliedern", welche, von
Weigl und Gyrowetz in Musik gesetzt,
Jung und Alt zum Kampfe für das
Vaterland begeisterten. Von anderen
größeren Werken unseres Compcnisten,
welche sich nunmehr folgten, nennen wir
die dreiactige deutsche Oper „Der Berg-
sturz" (1810), „Die Kraft der Weihe",
eine allegorische Dichtung des Hof-
theater-Secretärs Sonnlei thner zur
Feier der glücklichen Rückkehr des Kaisers
1814, und „Die Jugend Peters des
Großen", welch letzteres Tonwerk am
10. December 1814 in Anwesenheit der
alliirten Monarchen mit glänzender Aus-
stattung in Scene ging. Für den Herbst
181 o folgte Weigl wieder einem Rufe
nach Mailand, welches jetzt einen Be»
standtheil des Kaistrstaates bildete. Die
Aufgabe für Weigl war keine geringe,
denn Paör, damals im Zenith seines
Ruhmes, und Simon Mayr , längst, ob-
gleich Deutscher von Geburt, eine Größe
Italiens, waren seine Rivalen. Doch
griff seine Oper „l^iindoZo^tQ" eni>
schieden durch, wie nicht minder seine
Cantate «II. ritoi-no ä'.^Ltrka.", welche
beim ersten Besuch des Kaisers im
Theater 1 ^ 8^1^ am 4. Jänner 1816
in glänzendster Ausstattung gegeben
wurde. Nun folgten bis zum Jahre
1823 noch mehrere Werke, welche eine
ungewöhnlich beifällige Aufnahme fan»
den, so die Operetten: „Nachtigall und
Rabe"; „Margarethe von Anjou". für
Italien geschrieben, aber deutsch im
Winter 1818 in Wien aufgeführt;
„Daniel oder Baal's Sturz", am
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wallnöfer-Weigelsperg, Volume 53
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wallnöfer-Weigelsperg
- Volume
- 53
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 332
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon