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Meill Weimann
und Unterhalt gab. Das ursprünglich
kleine Gcsckaft vergrößerte sich nur all»
inälig, aber stetig; zudem unzureichenden
Areale wurden immer wieder neue
Grundstücke, Nachbarhäuser, Mühlen
n. s. w. zugekauft und dann eine groß»
artige Schafwollspinnerei, eine Seiden-
und Schafwollfärberei, Walkmühlen
u. s. w. erbaut, so daß sich zuletzt die
Fabrik zu einem der großartigsten mdu>
striellen Unternehmen in Oesterreich ent-
faltete. Ein Jahr vor seinem Tode, bis
zu welchem Weil l in Gesellschaft seiner
Söhne Kar l und David und seines
Schwiegersohnes Jacob Pick das aus.
gedehnte Geschäft persönlich leitete, am
19. November l864, wurde das dem
Greise in Anerkennung seines vieljahrigen
verdienstlichen Wirkens zur Förderung
der heimischen Industrie von Seiner Ma-
jestät dem Kaiser verliehene goldene
Verdienstkreu; mit der Krone ihm feierlich
durch den k. k. Bezirksvorsteher an die
Brust geheftet. Die Waare, welche die
Fabrik Weill 's verarbeitet, wird nach
dem Orient versendet. Nun geschieht es,
daß bei den geringsten politischen Treig-
nifsen im Orient in der Fezfabrication
monatelang, ja auch jahrlang das Ge»
schäft stockt; in der Weill'schen Fabrik
ist es aber zum Grundsatze geworden,
auch wenn solche bedauerliche Zwischen»
falle eintreten, doch die Arbeiter nie zu
entlassen, sondern, wenngleich mit großen
Geldopfern, fortzuarbeiten, bis wieder
beffere Zeiten kommen. Die Fabrik
arbeitet auch nach dem Tode ihres Be-
gründers energisch fort und besteht als
k. k. landesbefugte Wollwaaren« und
/iczfabrik der Gebrüder Wei l l und
(5omp. in Neu-Strakonitz und erzeugt
vornehmlich türkische Fez verschiedener
Farben und Formen. Sie betheiligte sich
1K73 an der Weltausstellung in Wien und hatte nach dem Ausstellungsberichte
damals Agenten in allen großen Han-
dels» und Stationsplätzen der europäisch,
astatischen Türkei und Aegyvtens. Die
jährliche Erzeugung beträgt zweiund-
einehalbe Million Stück Fez, welche nicht
allein nach der Levante, Klein-Asien,
Aegypten und den Barbaresken-Staaten,
sondern seit Eröffnung des SuezCanales
auch bis nach Indien Absah finden. Der
Betrieb der Maschinen geschieht mittels
Wasserkraft von 43 Pferdekräften und
zwar durch drei nach dem neuesten System
gebaute oberschlachtige Wasserräder. Die
Zahl der Beschäftigten erhebt sich über
siebenhundert inner- und achthundert
außerhalb der Fabrik.
Präger Zeitung. l864. Nr. 279: „Fabri-
cam Moses Ne i l l . — Wiener Zeitung.
lt>63. Nr. 27^.
Noch sei in Kür^e eines Komponisten (5. Wei l l
gedacht, von dein in den Trchziger«Iahren
mehrere Comrositionen im Druck erschienen
sind. so: 7,k6nai582nce. I>olkk li-an^alLt-"
(>!>. 3 (Wien 186«. Glüggl) und „^laxurkH.
6ui,rice" 0?» 4 (ebd. 1867).
Weill, siehe auch: Weil und Wcyl.
WeilllllMl, Joseph Mechaniker,
geb. zu Koniggratz in Böhmen in der
ersten Hälfte des laufenden Jahrhun-
derts). Ueber den Lebens» und Bildungs»
gang dieses merkwürdigen Autodidakten
auf dem Gebiete der Mechanik ist nichts
bekannt; er hat auch in dieser Kunst, in
welcher er eine seltene Fertigkeit ent-
faltete, nie einen Unterricht erhalten,
wohl aber seit seinen Knabenjahren
einzig und allein mit derselben sich be»
faßt. Von seinen verschiedenen Arbeiten,
die alle ins Gebiet der Kunstmechanik
fallen, ist vor Allem eine kunstreiche
Uhr zu erwähnen, an welcher er zehn
Jahre arbeitete, und welche er 1837^ und
4838 zu Prag, Gratz und in anderen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weil-Weninger, Volume 54
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weil-Weninger
- Volume
- 54
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 346
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon