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Wciner, Johann Paul 30 Ichann Paul
die Heroen des deutsÀ'eu Gastes, Schil--
ler, Goethe, Wie land, und unter
den kleineren Matthisson kennen ge-
lernt, da erst flammte er, durchdrungen
von den herrlichen Schöpfungen der Ge>
nannren, auf, und nun begann er selbst
den Pegasus zu satteln. Damals ent-
standen Elegien und Idyllen, deren
einige noch im sogenannten âGoldenen
Buche" stehen, in welchem die besten
SchĂŒlerarbeiten eingetragen zu werden
pflegten. Neben der Poesie zogen ihn be-
sonders Geschichte und Alterthumskunde
an. Die Ferienzeit verlebie er meist bei
einem Verwandten, der Oekonomiedirec-
tor war, und auf dessen Wirthschaft er-
wachte zunĂ€chst seine Neigung fĂŒr die
Landwirthschaft, was fĂŒr seine Zukunft
entscheidend werden sollte. Als dann der
1!)jĂ€hrige JĂŒngling die Mutter verlor,
welche die ersten Keime alles Edlen und
Guten in sein Her; gepflanzt, fand er
Aufnahme im Hause seines Vormundes,
des Magistratsrathes Ster ly ^öand
XXXVII I , S. 237"j. Unter der Leitung
dieses Mannes, der Hunst und Wissen-
schaft liebte, selbst Sprachkenner, Ge-
schichtsforscher, Mineralog, Zeichner und
Maler war, entwickelte sich der strebsame
SchĂŒler immer mehr. Als er dann die
philosophischen JahrgÀnge beginnen sollte,
kam er nach Wien, wo er sich spÀter den
ökonomischen Studien zuwandte, nach
deren Vollendung er als Practicant auf
demselben Gute eintrat, dem der ob-
erwÀhnte, mittlerweile verstorbene Ver-
wandte als Director vorgestanden hatte.
Nach anderthalb Jahren fand er Stel-
lung als Actuar auf dem k. k. Studien»
fondÀgute Iamny. Um diese Zeit trat er
zuerst mit seinen poetischen Arbeiten in
die Oeffentlichkeit, und zwar in dem von
I . G. Seidl herausgegebenen Taschen-
buche âIduna". Auch lernte er damals den Redacteur des âOesterreichischen Zu-
schauers", Ebersberg, kennen, mit
dem er bis zu dessen Tode im brieflichen
Verkehre blieb. FĂŒr Ebersberg's Blatt
wurde er nun einer der steiĂigsten Mit-
arbeiter, aber nicht auf dem Felde der
Lyrik, sondern auf jenem der Geschickte.
Seine âHistorischen Skizzen", wozu ihm
seine reiche BĂŒchersammlung die vorzĂŒg»
lichsten Quellen darbot, bildeten bald
eine stehende Rubrik im Blatte, an dem
sich damals MĂ€nner, wie Custos Berg-
mann, Enk, Seid l , Stein und
Andere betheiligten. Ferner trat er mit
R. Rohr er zu BrĂŒnn in Verbindung
und arbeitete fleiĂig fĂŒr dessen Blatt
âMoravia". 1839 wurde er zum AmtĂ€-
vorsteher befördert und blieb in dieser
Stellung bis 1849 anhaltend schrift-
stellerisch thÀtig. 1830 erfolgte seine Er-
nennung zum k. k. Steueramtscontrolor
in StraĂnitz und zwei Jahre spĂ€ter zum
Steuereinnehmer in Göding. Da ihm
aber das Klima daselbst nicht zusagte, bat
er um Versetzung und kam im FrĂŒhjahr
1833 mit Beförderung nach Trebitsch.
Vier Jahre spÀter raffte den im schönsten
Mannesalter Stehenden ,zu Wien der
Tod dahin. Weiner's schriftstellerische
ThÀtigkeit verliert sich meist in vormÀrz-
lichen UnterhaltungsdlÀttern und Ta-
schenbĂŒchern. Seiner Betheiligung an
Ebersberg's âZuschauer" wurde be-
reits gedacht, in den von I . G. Seidl
redigirten drei Almanachen âIdura",
âDer Freund des schönen Geschlechts"
und âVeilchen" veröffentlichte er die gröĂe-
ren ErzĂ€hlungen âLeier und Schwert",
âTodt und lebendig" und âDie Lebens-
schuldverschreibung". Im ..Oesterreichi-
schen Morgenblatte", als nach Oester-
lein's 1838 erfolgtem Tode DĂŒtzele-
Eoeckelberghe die Redaction dieses
Journals ĂŒbernahm, erschienen von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weil-Weninger, Volume 54
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weil-Weninger
- Volume
- 54
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der UniversitÀts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 346
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon