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Weiß, Adolf G. 83 Meiß, Adolf G.
zölligen Refractor, und stammen aus
jener Zeit Hunderte von Zeichnungen
von Mondlandschaften und Sonnen-
flecken. Eine Anzahl derselben gelangte
später in den Werken von Secchi und
L i t t r ow zur Veröffentlichung. So
suchte er zunächst eine breite naturwiffen»
schaftliche Basis zu gewinnen, ehe er an
dic Bearbeitung seines Specialfaches
ging, und ließ sich nicht im mindesten
daran beirren, wenn man seine intensive
Beschäftigung mit Physik und Chemie
als tadelnswerthe Zersplitterung betrach-
tete und rügte. 1837 trat er mit seinen
ersten Untersuchungen über die Spalt-
öffnungen hervor. Die Entdeckung der-
selben an unterirdischen und unterge»
tauchten Organen, an gefärbten dikotylen
Corollen :c., die Feststellung der Abhan-
gigkeit ihrer Gestaltungen von den
Wachsthumsverhältnifsen der betreffenden
Organe, das Aufhellen ihrer Entwicke»
lung an Querschnitten, waren die Früchte
dieser Arbeiten. Bei dem Mangel an In»
stituten zur praktischen Ausbildung,
welche reiche Hilfsmittel und methodische
Schulung ermöglichen, bestimmte er in
seiner Wohnung ein Zimmer als Mikro-
skopirlocal und zog nach und nach einen
kleinen Kreis gleich strebender junger ^
Manner an sich heran, die mit ihm ver«
eint beobachteten und forschten. Hier
verband ihn bald ein inniges wissen»
schaftliches und freundschaftliches Ver»
hältniß mit Julius Wiesner. Beide
veröffentlichten nun eine größere Anzahl
von gemeinschaftlich durchgeführten Un-
tersuchungen, von denen wir die über
die physicalischen und chemischen Eigen-
schaften des Milchsaftes, über^ die directe
Nachweisung des Eisens in Pflanzen-
zellen, über das Verhalten des Kupfer»
oxydammoniaks zu Starke, 'Zellhaut und
Zellkern, sowie die über Chromsaure und Starke hervorheben. Schon 1837 wurde
Weiß von dem damals in Gratz wirken«
den B i l l ein Lehramt an einer Mittel'
schule daselbst angeboten, doch da er eine
Universitärsprofessur anstrebte und ihn
in diesem Vorhaben Unger unterstützte,
schlug er dasselbe aus. Schon hatte er
sich einen geachteten Namen in der wissen-
schaftlichen Welt erworben, als er, 1838
zum Doctor der Philosophie promovirt,
im Sommersemester 1860 sich als Privat-
docenl. für physiologische Botanik an der
Universität Wien mit einem Vortrage
über die Diffusionserscheinungen pflanz-
licher Zellhäute einführte und im Winter»
semester seine Vorlesungen eröffnete. Er
wirkte zwei Jahre in dieser Stellung, und
es fällt in diese Zeit auch eine Reise nach
den ionischen Inseln, Griechenland und
Kleinasien, die er als Begleiter seines
Bruders zur Beobachtung einer totalen
Sonnenfinsterniß unternahm, und auf
welcher er reiche Fundstatten uon Tertiär-
petrefacten in der Nahe von Olympia
auffand und Daten darüber veröffent»
lichte. Nach der Rückkehr von dieser Reise
wiesen die Brüder auf die Wichtigkeit
und die durch den bloßen Augenschein
nicht anzuzweifelnde Ergiebigkeit archäo-
logischer Nachgrabungen in Olympia und
Arkadien hin, ohne doch damals das
Interesse weiterer Kreise dafür wachrufen
zu können. Die Reise selbst war nicht
ohne Schrecken verlaufen. Das Erdbeben,
das im December 1861 Patras verheerte,
machten sie im Centrum seiner Zerstö»
rungen mit, und eine furchtbare Sturm«
nacht, in welcher sie sich im offenen
Boote auf der Ueberfahrt von Katakolo
nach Zante befanden, ließ die Meldung
vom Untergange der gescheiterten Zwil-
lings!) rüder nach Wien gelangen. Glück«
licherweise kam bald die Nachricht von
der Rettung der Todtgesagten. I n Athen
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weil-Weninger, Volume 54
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weil-Weninger
- Volume
- 54
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 346
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon