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Tvcisi, Alcis
na.1' so langer U:nerbreckung nicl't mehr
zu denken; es fiel daber seiner mitiel-
losen Familie eine Sorge voin Herzen,
a!ö es ihm gelang, die Scriptorstelle
im heimatlichen l^eschichtövereine zu er-
halten, die er Ende 1839 mit freilich
sehr klei?:em Gehalte antrat, welcher ihm
spä:er, dock immer nur spärlich, erhöht
wurde. Die zurückgelegten Gymnasial'
studien befähigten ihn, sich seiner neuen
Berufsthätigkeit im Interesse des Heimat-
landes, trotz seiner durch körperliche Ge-
brechen sehr übel beeinflußten Gesund-
heit, mit regstem Eifer zu widmen, er
arbeitete nun vorzugsweise an der Ord-
nung der Vereinsbibliothek u.id des Ar-
chives und verlegte sick insbesondere auf
die Urkundenwissenschaft (Diplomatik)
und später auf die Genealogie und
Heraldik, in welch letzterer Richtung er
auch außerhalb der Grenzen seines Ge-
burtslandes bald zu Ruf gelangte. 186.'i
fand er l>>elegenheit, in Gesellschaft des
1870 verstorbenen Professors vi-. .'»tarl»
maini Flor (aus dem Stifte St. Paul)
eine Reise über Salzburg durch Baiern
m!t je mehrtägigem Aufenthalte in Mün-
chen, Augsburg, Nürnberg, Negensburg
und anderen Orten zu machen, welche
von ihm für seine Beruftstudien eifrigst
verwerthet wurde und durch Anknüpfung
brieflichen Verkehres mit dem Vorstande
d^s germanischen Museums in Nürn-
berg A. Essenwein, mit dem Archivar
dieses Institutes Oi-. Cornelius Wi l l ,
mit d.'m Direktor der königlichen Biblio-
thek in München Hofrath M u ffat, und
mit dem Konservator Frey daselbst für
sein weiteres Wirken auch einflußreich
blieb. Durch seine Arbeiten im Fache der
Genealogie und Heraldik, deren mehrere
in auswärtigen Blättern veröffentlicht
wurden, lenkte er auch die Aufmerksam-
keit des gelehrten Heraldikers Fürsten Friedrich zu Hohenlohe - W a l d e n-
burg « S cb i l l ingsfürst (in Kupferzell
im Königreich Württemberg) auf sich. Er
trat nun auch mit dem Fürsten in schrift-
lichen Verkehr, und von dem Vereine für
Siegel- und Wappenkunde „Der Herold"
in Berlin wurde er zum correfpondiren-
deu Mitgliede erwählt. 1866 aber er-
nannte ihn der. kärntnerische Geschichts-
verein zum Archivar. Sein'ausgebreitetes
! Wissen in den beiden obgenannten
Geschichtshilfswissenschaften verwerthete
Weiß schließlich in seinem Werke ,Mrn-
^ ten5 Zdrl Ki5 ;nm Jahre 1Z00" (Wien 1869,'
! Braumüller, 8"., 324 S.), welches von
', Fachgelehrten sehr beifällige Beurthei-
^ lung und im In- und Auslande günstige
^Aufnahme fand. Für die „Carinthia"
«lieferte er wiederholt Bearbeitungen ein-
l zelner Archivalien des Geschichtsvereines
von allgemeinem Interesse. Vin hervor-
ragendes Verdienst um denselben erwarb
er sich durch die Leitung der in den
Sommern 1868 und 1869 vorgenom-
menen archäologischen Nachgrabungen
auf dem Helenenberge, deren reiche, loh-
nende Ergebnisse hauptsächlich ihm zu
danken waren und sonst wohl nicht er-
reicht worden wären. Der im Sommer
l870 während der Bauherstellung in den
Näumen des Geschichtsuereines verübte
Einbruchdiebstahl, durch welchen dem-
selben einige sehr werthvolle Antiqui-
täten verloren gingen, wurde für Weiß
eine Quelle tiefen Kummers und leider
auch mannigfacher Kränkungen, die ihm
das lchte Lebensjahr sehr verbitterten
und vielleicht auch beitrugen, sein Ende
zu beschleunigen. Er erfuhr zwar nock
wenige Wochen vor seinem Hinscheiden
die Genugthuung, daß die Räuber ent-
deckt wurden und der Geschichtsverein
einen bedeutenden Theil seines Eigen-
thumes zurückerhielt; aber durch das pein»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weil-Weninger, Volume 54
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weil-Weninger
- Volume
- 54
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 346
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon