Page - 123 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Weil-Weninger, Volume 54
Image of the Page - 123 -
Text of the Page - 123 -
Weiß, Joseph 423 Weiß, Joseph
Zeit in Freiwaldau nieder, als Prießnitz
^Bd. XXI I I , S. 290^> ansing daselbst
weitere Kreise für die Wafserheilkunde zu
gewinnen. Sofort erkannte er die großen
Vorzüge dieser Heilmethode in der Be-
Handlung vieler Krankheiten und legte
fast gleichzeitig mit Prießnitz eine Kalt«
Wasserheilanstalt in Freiwaldau an, die
in Kurzem zu großer Blüte gelangte.
Wenn es nun auch das Verdienst des
genannten Hydropathen ist, daß er als
Erster die Wafserheilkunde praktisch ins
Leben gerufen, so gebührt Weiß doch
das nicht minder hoch anzuschlagende,
dieselbe wissenschaftlich begründet und
dadurch ihre rasche allgemeine Verbrei-
tung wesentlich gefördert zu haben. I n
dieser Richtung erschien von Weiß schon
l837 das Werk: „Nie urlittten 6rführnngrn
nnd Heilungen ant dem Gebiete der Wa35erlziil-
Knnde. Nebst einem Varmart imn Ztarke.
Lin medicin. Mlksbnch" (Breslau 1837,
Leuckarr, 8".), welchem einige Jahre
später ein „Handbuch der Waäürrheilknnde
iür Aerzte und Taien. Nesnltate 15j'ähriger in
reymMun, Stanstead Nurn, nnd
ark gemnchter Erfahrungen" folgte,
das in zweiter verbesserter und ver-
mehrter Auflage l847 in Leipzig erschien.
Inzwischen hatte er in medicinischen Zeit«
schriften, besonders in dem damals weit
verbreiteten „Wasserfreund" zahlreicke
' Abhandlungen und Krankengeschichten
veröffentlicht, die seinen Namen so be-
kannt machten, daß 484l aus England
der Ruf an ihn erging, dort zu Stan>
stead'Bury House (Hertfordshire) die
erste Kaltwasserheilanstalt zu errichten.
Nachdem er dieselbe ins Leben gerufen
hatte, erhielt er einen noch vorteil-
hafteren Antrag zur Gründung einer
zweiten, und zwar in dem damals könig-
lichen Schlosse Sudbrook Park bei Rich»
mond. Dieser Aufforderung folgte er auch nach einer kurzen Reise in die
Heimat. Doch legte er wegen eines hart-
nackigen Gichtleidens die Direction der
neugegründeten Anstalt schon im Jahre
1843 nieder, indem er von einer Rück-
kehr nach Freiwaldau Heilung oder min»
destens Linderung seines Leidens er»
hoffte, welchem er dort anderthalb Jahre
später erlag. Während seines Aufent-
Haltes in England wurde er für sein
Werk ^?7^//«>is?öooH c.///^,-o^a^H,",
das in rascher Folge drei Auflagen er>
lebte, von der Universität Glasgow
durch Verleihung des Ehrendoctorates
ausgezeichnet, eine Ehre, die bis dahin
wohl noch kaum einem Ausländer zutheil
geworden war. Auch von der Universität
Jena erhielt er kurze Zeit vor seinem
Tode das Doctordiplom zugesendet;
überdies aber ernannte ihn eine Reihe
medicinischer Körperschaften, wie die
hydropathische Gesellschaft zu London,
der Verein für Wasserheilkunde und Ge-
sundheitspflege u. s. w. zu ihrem Mit«
gliede. Von seinen Mitbürgern, welche
ihn wegen seines edlen Charakters und
humanen Wirkens allgemein achteten,
wurden ihm wiederholt Ehrenämter über-
tragen. Joseph Weiß hatte sich am
1l. Juni 1827 mit Fräulein Jose»
phine Vielhauer (geb. 3. Mai 1803)
vermalt, aus welcher Ehe fünf Kinder
entsprangen, von denen nur die Zwillinge
G. Adol f j^ stehe diesen S. 82 j^ und
Edmund ^siehe diesen S. 97 j^ am
Leben blieben. Die Witwe lebt als
rüstige, vollkommen geistesfrische 83jäh-
rige Greisin noch in Wien.
Poggendorff ( I . Ü.). Biographisch-liiera»
risches Handwörterbuch zur Geschichte der
eracten Wissenschaften u. s w. (Leipzig j8N:i,
Ambr. Barch. gr. ä".'» Vd. I I , Lp. l2i>0 in
der Anmerkung zu Adolf Weiß. — 2??lFe/>
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weil-Weninger, Volume 54
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weil-Weninger
- Volume
- 54
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1886
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 346
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon