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ablegte, bei welcher Gelegenheit er seinen
Taufnamen Joseph mit dem Kloster«
namen A n d r e a s vertauschte. Am l Wen.;tl, Andreas
dessen Noth ;u dienen, gab daü Stift sein
Silber hin. Es trug die schweren Lasten
der französischen Occupation. Das Klo«
22. Juni desselben Jahres las er die ster, das 200—300 Mann im Quartier
erste Messe. 1786—«798 versah er den hatte und mit Allem verpflegte, glich
Dienst eines Cooperatois an der damals
neu errichteten Pfarre St. Lorenz am mehr einer Kaserne als einem Ordens-
hause. Der Feind hauste mit erbar-
Schottenfelde und wirkte dann in gleicher! mungsloser Willkür. Aus dieser Zeit
Stellung an der Stiftspfarre. 1806 ! wird der nachstehende Zug des Prälaten
übertrug ihm Abt Benno die Leitung
der alten Stiftspfarre St. Ulrich. Nach
dem am 14. Februar 1307 erfolgten
Tode des Abtes Benno Pointner
^Bd. XXI I I , S. 33^ wählten ihn seine
Mitcapitularen am 18. Juni 1807 zum
Nachfolger desselben, und am 9. August
empfing er die Pontificalien und die
Inful. Im Jahre 1809 wurde er ksotoi-
inÄAniüaut; der Wiener Universität, am
26. Februar 1814 Director der theologi»
fchen Studien, dann Beisitzer der Stu>
dieivHofcommiffion und wirklicher nieder» erzahlt. Das Vermögen des Stiftes be°
stand hauptsachlich in den vollen Wein-
kellern. Diese sollten nach der Schlackt
von Aspern auf feindlichen Befehl geleert
werden. Das Gebot war so grausam,
daß sogar ein feindlicher Obercommissär,
der damals im Stifte im Quartier lag,
darüber entrüstet, den Abt fragen ließ,
ob er denn nicht den Muth habe, sich in
Person vor die Thür des Kellers zu
stellen und tapfer den Eintritt zu ver»
wehren? Abt Andreas bejahte ohne
Bedenken und stand um die vierte Nach»
österreichischer Regierungsrath, 1818 zum ! Mittagsstunde, für welche der fremde
zweiten Male Kttowr N^iliKouft und j Commissär angesagt war. auf dem Posten,
am 20. April 18l9 k. k. Hofrath. Mit ! Der Commissär erschien mit Gefolge, um
diesen Andeutungen sind die äußeren ^ die Fasser in Empfang zu nehmen. Als
Ehren und Würden unseres Prälaten ! er den Abt Andreas vor der Thür sah,
abgeschlossen. Wir werfen nun noch einen ! stutzte er erst, dann tobte er und zückte
Blick auf seine vielseitige Wirksamkeit j drohend seinen Degen, aber fest und un-
als Abt. Als eine seiner ersten Thaten
in dieser Stellung ist die Errichtung des bewegt, ohne die geringste Furcht zu
verrathen, ganz des Sohnes eines öfter»
S t i f tsgymnas iu ms zu bezeichnen, reichischen Kriegsmanneä würdig, bleibt
das am 4. November 1807 eröffnet! der Abt in seiner Stellung, bis endlich
wurde; heute noch zahlt diese Lehranstalt der Abgeordnete doch, keine fernere Ge-
zu den gediegensten der Monarchie, und ^ waltthat wagend, wuthergrimmt abzog.
Zöglinge derselben, gleich denen deS I Aber das Vermögen des Klosters war
Stiftes Kremsmünster, gelten immer als
bevorzugt. Schwere Zeiten traten für
das Stift im Kriegejahre 1809 ein. Es
trug reichlich zur Ausrüstung des 4. Ba-
taillons der Wiener Freiwilligen bei,
welches bei Ebersberg und in den nach-
folgenden Gefechten und Schlachten so gerettet. Dagegen erlitt das Stift durch
die wilde Soldateska, die überall scho»
nungslos hauste, unersetzlichen Schaden,
die Klosterhöfe zu Ottakring und Enzers-
dorf wurden geplündert und verheert,
ein Gleiches war in Eggersdorf und
Gaunersdorf der Fall, wo überdies
rühmlich kämpfte. Dem Vaterlande in ! Pfarr Schulhaus und Kircken einer van-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Volume 55
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weninger-Wied
- Volume
- 55
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon