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Werner^ Zachanns Werner, Zacharias
kennen. Vier Monate hatte er — meist
zu Fuß — die Schweiz durchwandert,
nun ging er im Spätherbste 1808 nach
Paris, von wo er aber bereits im De»
cember nach Weimar zurückkehrte. Um
diese Zeit ließ er seinen „König der
Hunnen At t i la " erscheinen, der aber
nach den demselben vorangegangenen
Werken das Interesse, das für Werner
im Publicum in hohem Maße sich gestei»
gert hatte, einigermaßen abschwächte.
I m Frühling 4809 verlieh der damalige
Großherzog von Frankfurt, Fürstprimas
von D a l b er g, dem Dichter eine Pension,
deren Fortsetzung später der Großherzog
von Weimar, Kar l August, gewährte.
Auch entstand in diesem Jahre infolge
eines Wettkampfes mit Goethe ein
sogenanntes Fluch- und Segensgemälde
im begrenzten Raume nur eines Actes,
der in der Literaturgeschichte wie ein
Markstein dastehende „24. Februar", der
eine förmliche Fluth von Schriften ins
Leben gerufen. Zu der vorerwähnten
Pension des Großherzogs gesellte sich im
nämlichen Jahre die Verleihung des Hop
rathstitels von Seite des Großherzogs
von Darmstadt- man sieht, Werner
war eine vielumworbene gefeierte Dichter-
größe. Im Sommer genannten Jahres
begab er sich wieder in die Schweiz, wo
er vier Monate auf dem Landgute der
Madapie Staöl in Coppet verweilte
und auf ihren Rath und durch ihre Ver-
Mittelung im November über Turin und
Floren; nach Rom reiste, wo er am
9. December ankam. Ueber vierthalb
Jahre, bis zum 22. Juli 48l3, blieb er
in der ewigen Stadt, in welcher sein Ge-
dicht auf Königin Luise und seine Tra»
godie „Wanda" entstanden. I n der
Zwischenzeit — am 19. April 48W,
nicht erst 4844, wie es meistens an-
gegeben wird — trat er zur katholischen Kirche über nnd legte sein neues Glau»
bensbekenntniß in die Hände des Pro»
fefsors der Theologie am Collegium Ro»
manum, des Abbate Don Pietro Ostini
nieder. Wie er selbst berichtet, wurde er
durch „Die Nachfolge Christi" von Tho-
mas a Kempis, welche er nach der
heiligen Schrift den Kern aller Bücher
nannte, vorzüglich dazu bestimmt. Er
trat eines Tages, noch als Protestant, in
die Peterskirche und sank am Grabe des
h. Petrus auf die Knie. Da nahm er
das Werk des Thomas aKempis, das
er bei sich hatte, aus der Tasche. Zufällig
schlug er das 33. Capitel des 3. Buches,
das einzige des ganzen Werkes, auf,, in
welchem Thomas a Kempis von dem
h. Petrus redet. Bei Durchlesung dieses
inhaltreichen Capitels fühlte er sich tief
ergriffen und es war ihm, als gehe erst
ein Licht im bisherigen Dunkel seiner
Seele auf. Nun ging er wegen seines
künftigen Lebens mit sich zu Rathe und
begann — damals bereits 43 Jahre alt
— Theologie zu studiren. Im Sommer
4813 verließ er Rom. I n Loretto er<
flehte er den Beistand der Gnadenmutter
für sein Vorhaben, dann ging er nach
Paris, wo er gegen sich selbst — als
Widerspiel seiner gefeierten Dichtung:
„Weihe der Kraft" — die „Weihe der Un«
kraft" schrieb; dann bc'gab er sich nach der
alten Krönungsstadt Frankfurt, wo ihn
der Durchzug des Heeres der Verbün»
deren zu dem Kriegslied für die in den
heiligen Kampf Ziehenden und zu einem
^s l)eum zur Feier der Einnahme von
Paris nach dem ambrosianischen Hymnus
begeisterte. Nun begab er sich nach
Aschaffenburg, wo ihm sein Gönner
Fürstprimas Erzbischof von Dalberg
im Jänner 18l4 die Aufnahme ins Se»
minar gewährte, in welchem er, nach»
dem er bereits in Rom mit den einzelnen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Volume 55
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weninger-Wied
- Volume
- 55
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon