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Mernischek 106 Wernischek.
zu Wien l8. Juli 1804). Die Studien
beendete er in Wien, wo er nach Erlan«
gung des philosophischen und medicini-
schen Doctorates practicirte. Als ge
schickter denkender Arzt gelangte er zu
Ruf und ansehnlicher Praxis und wurde
Leibarzt des Erzbischofs und Cardinals
Grafen Migazzi . Dabei war er in
seinem Fache auch schriftstellerisch thätig,
beschäftigte sich in seinen Mußestunden
mit dem Studium der Naturwifsen
schaften, vornehmlich mit Botanik, und
gab folgende Schriften heraus: „
(Wien 1739, 80.); —
ei " sebd. 1763
Gerold, gr. 8".); —
^a" (Wien
1764; 2. Ausg. ebd. 4766, Trattner,
gr. 8".) ', —
s" (ebd. 1763, Tratt'
ner, gr. 8^.); — „Frage: Wcihrr rntätehrn
die FllMrbrr" Vuruin 5ind die FrieLrltirber za
zelten? Summt der ans ^riahrnngen gezogenen
Intmort" lebd. 1789, gr. 8".); — ^Hs-
s^as-' (ebd. 1783, Beck, gr. 8^.); —
5<3?/s?6?n« ?«.scis7lcii ?2Hi«?-a^6" (ebd.
1777, Trattner, gr. 80.); —
s" I'onii 2 (ebd.
1780—1786, Beck, gr. 8".); — „Ve-
Schreibung t>r5 rheumatischen Fiebers, Welches
gegenwärtig allgemein herrscht" (ebd. 1789,
8".). Was nun Wernischek als Bota-
niker betrifft, so ging er als solcher seinen
eigenen Weg und versuchte die Pflanzen-
gattungen nach der Zahl der Blumen- blätter zu bestimmen', doch griff dieser
Versuch nicht durch, und sein Werk, ob-
gleich in zweiter Auflage erschienen, ist
heute vergessen' bedeutsamer aber war
er als Arzt, da er als solcher die Er-
kenntniĂź und Heilung, der Krankheiten
auf die Ursachen derselben zu begrĂĽnden
suchte. Das empirische Verfahren, das
leider immer noch so viele Aerzte ein-
schlagen, indem sie bald nur die äußeren
Erscheinungen beachten, bald nur speci»
fischen Mitteln vertrauen und die Be>
Handlung einer Krankheit mehr von
deren Namen als dem eigentlichen Heil-
objecte abhängig machen, genügte ihm
keineswegs, sondern er war ein sorg-
fältiger Beobackter und wollte die Ur-
fachen eines Leidens theils als vom Or«
ganismus oder Mechanismus, von der
Seele, von fremden Körpern und von
der Natur herrĂĽhrend, erkennen, mit
welch letzterer Benennung er den Grund
der selbständigen Lebensregungen, d. h.
Alles bezeichnete, was von jeher in den
Begriff der Naturheilkraft zusammen-
gefaßt worden ist. Doch meint die Fach»
kritik, daß er in seinem Werke: „>Ie-
äenäi normll." (Richtschnur der Hei«
lung), welches 1776 erschien, nicht ĂĽber
das Allgemeine hinausgekommen und
nur in neuer Zusammenstellung das
zusammengefaĂźt habe, was vor ihm
Boerhave und andere hervorragende
Aerzte seinerzeit gelehrt hatten. Auch in
seinem allgemein therapeutischen Werke
)'l5tslkg. ineäenäi natur^is" (über
das natürliche Heilverfahren) schlägt er
die betretenen Pfade ein und verläßt sie
auch dann nicht, wenn bereits neue mit
Erfolg eingeschlagen worden. Doch aber
zeichnen sich seine Schriften durch eine
ungemeine Klarheit der Darstellung aus,
welche ebenso seine grĂĽndliche KenntniĂź
und sein ausgebreitetes Studium bekun-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Volume 55
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weninger-Wied
- Volume
- 55
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon