Page - 114 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Weninger-Wied, Volume 55
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Vertheiln, Theodor Wertheim. Theodor
suchung des K n o b l a u chöles, an
welche sich die Entdeckung schloß, daß
das flüchtige Oel des Knoblauchkranles
(^Iiiari^ ot'KtnnHli.^) mit dem ftüchtigen
Senföl identisch sei. und wobei es ihm
auch gelang, das Knoblauchöl in das
Senföl und letzteres in ersteres zu ver-
wandeln, erregte in gelehrten Kreisen
Aufsehen und rief die ermunterndsten
Urtheile der beiden Schöpfer der heu-
tigen Chemie Berzelius und Liebig
hervor. Aber diese Urtheile zweier Kory- i
phaen der Wissenschaft reichten, wie die!
Verhältnisse damals (l845) lagen, nicht
aus. um dem jungen Forscher eine seinen !
Leistungen entsprechende Stellung zu ver> !
schaffen. „Die Religionsangehörigkeit",
bemerkt der Generalsecretär der kaiser-
lichen Akademie der Wissenschaften in
der Gedächtnißrede, „von der sich
Wertheim bei Lebzeiten seines im!
Dienste der israelitischen Gemeinde ste-
henden Vaters zu trennen nicht ent-
schließen konnte, war leider in Oesterreich
noch ein unübersteigliches Hinderniß für
Staatsanstellungen irgend welcher Art."
Umso größer war demnach für den durch
Verhältnisse, für die er nicht konnte, sich
zurückgesetzt Fühlenden dle Ueberraschung,
als ohne sein Zuthun seine Wahl zum
correspondirenden Mitgliede der kaiser«
lichen Akademie der Wissenschaften ma»
thematisch«naturwissenschaftlicher Classe
erfolgte, welche am 26. Juni 1848 auch
bestätigt wurde, und welche er erst aus der
„Wiener Zeitung" erfuhr. Nun verband
er sich im Herbst desselben Jahres mit
Professor R o ch l e d e r Md. XXVI ,
S. 2li>^ zu einer Arbeit über das Pipe«
rin, die er dann allein zum Abschluß
brachte, da sein Mitarbeiter mittlerweile
als Professor der Chemie nach Lemberg
abgegangen war. Darauf begab er sich
nach Gratz, wo er im Laboratorium! Gott l ieb's seine chemischen Unter,
suchungen wieder aufnahm, welche
sich
zu»
nächst auf das Chinin, das Blyth'sche
Narcot in und die Salzlake der
Heringe erstreckte und interessante Er»
gebnisse zu Tage förderte. Infolge dieser
Arbeiten berief ihn Freiherr von Baum-
gartner, damals Finanzminifter in
Oesterreich, nach Hainburg an das eigens
für die Zwecke der Tabakfabrikendirection
auf seine Anordnung errichtete chemische
Versuchslaboratorinm, welcher zunächst
praktische Wirkungskreis die Möglichke-t
streng wissenschaftlicher Thätigkeit nicht
ausschloß. Auch in dieser Stellung leistete
Werth eim Verdienstliches. Seine E»
gebnisse in Verbesserung des Schnupf-
tabaks, die hauptsächlich auf Ersetzung
der Pottasche durch Soda und ferner auf
Weglassung des kostspieligen und durch
die nachfolgenden Proceduren wirkungs»
losen Weinzusatzes zu den Blättern ge-
richtet waren, erzielten auch eine nam>
hafte Ersparniß, die sich auf 12.000 ft.
im Jahre bezifferte. Nicht volle zwei
Jahre blieb er in dieser Stellung, 4834
trat er zum Katholicismus über, da er
demselben, wie einer seiner Biographen
diesen Schritt erläutert, im idealen Sinne
des Christenthums schon längst angehört
hatte, und nun erhielt er die nach San»
galetti 's Rücktritt erledigte Lehrkanzel
der Chemie an der Pesther Universität.
Hier ging er uor Allem an die Vinrich-
tung eines den Anforderungen der Wif-
stnschaft entsprechenden Laboratoriums,
wozu ihn ebenso die Bekanntschaft mit
den Anstalten des Auslandes wie das
klake Verständniß der Erfordernisse be-
sonders befähigte. I n dieser Zeit ent<
deckte er ein.neues Alcaloid, das er (5o-
nyd r in nannte, und vollendete die
Analyse des Franz Joseph-Bades „Tüf<
fer" in Untec-Steiermark. Während er
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Volume 55
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weninger-Wied
- Volume
- 55
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon