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Messelönyi. Franz 148 ranz
sie sämmtliche Lebenömittel bezahlten und
von allein Unfuge, wie sie solchen bisher ge«
trieben, sich entbielcen. Auch auf dem 3and<
laqe, drn Kaiser Leopold der drohenden
Türkengefahr wegen l662 nach Preßburg ein»
berufen hatte, kämpfte Wessel^nyi mit
nicht geringen Schwierigkeiten. Der Kaiser
forderte die Ungarn auf, ihr Land in Her«
theidigungsstand zu setzen, damit, wenn ein
Krieg mit den Türken, welcher in Aussicht
stand, aufbrechen sollte, nicht daL Reich in
Gefahr eines türkischen Einfalles geriethe.
Die evangelischen Stände aber wollten von
den königlichen Pro^ositionen so lange nichts
hören, als man n chc ihre Neligionsange»
lcgenheitrn und sonstige Beschwerden in Be-
ratbuna ziede und denselben Abhilfe gebe In
dem erbitterten Kampfe, welcher sich in den
Verhandlungen der katholischen und evange-
lischen Stände entspann, bot Wessel(.'nyi
alle sein«.' Ueberreoungskunst auf, um zu uer>
mitteln und die aufgerrgcrn Grlnüther zu
beschw chtigcn, waö ihni denn auch gelang,
worauf der Konig in Anerkennung des wich«
tigen Tieniieö, den ocr Palatin der Krone
geleistet, demselben am j^i. Juni I6l!2 iln
Nalnen Phi l ivps IV. von Spanien in der
Franziskanerkirche feierlich in Gegenwart des
zahlreich versammelten ungarischen Adels den
Orden des goldenen Vließes umding. Als
dann im folgenden Jahre. l6«3. der Krieg
zwischen dem Kaiser und dem Sultan wirk»
lich ausbrach. schrieb Wessel^nl): auf des
Monarchen Befchl ein Aufgebot aus. auf
welches sich zwanzigtausrnd Mann Insurre»
tionstruppen versammelten, deren Obelbefehl
er persönlich übernahm. Der Krieg wurde
nun >ni: abwechselndem Glück gefühlt. Die
Ungarn verloren die Festung Neuhäusel, deren
Eommaudant Forgiics dieselbe den Tücken
mit Äccord übergeben hatte und darüber
processirt wurde. Nach dem Falle Neudäusl'ls
ließ der Kaiser, um drn Türken an der ver«
lorenen Festung Stelle einen neuen Damm
entgegenzusehen, die Festung Leopoldstadr in
der Neutraer Gespanschaft erbauen, und Wes<
sel<^nyi selbst legte den Grundstein der-
selben. Mer nun ipitzten auch die Gegensätze
immer mehr sich zu, Als 1tt64 der Friede
mit den Türken plötzlich abgeschlossen wurde,
verlangten die ungarischen Stände neuer-
dings die Entfernung der deutschen Truppen
aus dem Lande. Es kam bei den Verhand»
lungcn zwischen den Ständen und dem kaiser-
lichen Kommissär, einem Grafen Not ia l . ! zu so gehässigen Erörterungen, daß der Pa-
latin, der ja insgeheim den Deutschen auch
nie hold gewesen, seine Palatinswürde nieder«
legte. Die politischen Verhaltnisse und Ver«
Wicklungen, wie sie damals zwischen dem
deutschen Kaiser, den Türken, den Ungarn
und den Siebenbürgen bestanden, wie
die Interessen auf einer Seite denen der
anderen zuwiderliefen, wie die Ungarn sich
immer mehr den Türken zuneigten und gegen
den Kaiser ein falsches Spiel spielten, in
welches sich auch Wesselenyi, von seiner
fanatischen Frau nur zu leicht überredet, ver-
wickeln ließ, alle diese politischen Intriguen,
Zwischensviele und heimlichen Verschwörungen
mit offenem Widerstände, die sich in Ungarn
immer wieder, freilich ohne daß die l.'isleitha'
nische Hälfte des Neiches daraus eine heil»
same Lehre zöge, abspielen, dies Alles erzählt
in ebenso belehrender als klarer Weise, auf
Grundlage authentischer Quellen Julius Pau-
ler offrn und ehrlich in dem unten ange»
führten Werke. Kurz. Wesse l6n yi trat auch
der Verschwörung bei. die schon längere Zeit
heimlich bestand, und deren Berathungen uuf
dem Schlosse Mur:lny gehalten wurden. Die
Häupter der Verschwörung waren Nädasdy
Frangipan, Zr iny , welche ihren Per<
rath mit dem Kopfe büßten. Wessel^nyi
entging der Strafe durch den Tod, der ihn
vor der Entdeckung des Complotes hingerafft
hatte. Nach Entdeckung desselben versicherte
man sich der Witwe und fand in der Gruft
des Schlofseü Murnny dir compromittirenom
Papiere, durch welche man die Fäden der
Verschwörung in die Hand bekam. Ueber
Mar ia Sz,'chy's Geschick brachte erst die
neuere Zeit authentische Aufschlüsse, und zwar
behandelte Emmerich Hajnik dasselbe in
einer Monographie, aus welcher wir — ent«
gegen der bis dahin landläufigen Meinung,
daß Mar ia Sz<'>chy in Wien gestorben —
erfahren, daß dieselbe zwölf Jahre nach dem
Tode ihres Gatten <6?9 zu Güns bei ihrem
Verwandten Peter Sz^chn das Zeitliche
segnete. Die ganze Geschichte Mar ias mit
all' dem romantischen Aufputz der Sage,
Dichtung Phantasie und jenes falschen Pa»
triotismus. der in der Nrbellion gegen den
gesetzmäßigen König die Panacee aller Frei»
heit sieht, wurde schon im 4l,. Bande dieses
Werkes im Artikel Mar ia Szächy S.29i.
Nr. 2 ausführlich erzählt, Franz Wesse-
l^nyi hatte nur aus erster Ehe mit 5ophie
VosnlM, die bereits l<>44 starb, zwei Söhne,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Volume 55
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weninger-Wied
- Volume
- 55
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon