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131 Melfel^nyi Paul
und schwang sich l<;?7 zum Haupt der Mal» ,
contenten in Ungarn auf. Nachdem diese von,
Volen und von den Türken Hilft erlangt!
hatten, kam eine Armee von etwa zehntausend !
Mann zustande, deren l5oui!nando ihm über«
tragen wurde und mit welcher nach Beschluß
des Kriegsrathes zunächst Tokai belagert
werden sollte. Als der kaiserliche Befehlshaber
von diesem Vorhaben der'Insurgenten Kunde
erkielt, brach er mit seinen Truppen von
Kaschau auf. entschlossen, sobald sich ihm Ge-
legenheit darböte. Wessel^nni anzugreifen.
Dieser aber wollte sich in keinen Kampf
früher einlassen, bis er nicht für einen allen» j
falls nothig werdenden Rückzug den dazu
geeigneten iDrc gefunden laben würde. In-
dessen schickte er nach verschiedenen Seiten
kleinere Trupps mit dem Auftrage aus, alle
um Munkacs herum gelegenen Drtschaftrn
niederzubrennen und wo sich nur immer Gele«
genhrit biete, den Kaiserlichen Abbruch zu thun;
auch gelang es ihm. ein an dieselben abge»
schickes Convoi mit Geld. Proviant und
Munition abzufangen, wodurch dem kaiser»
lichen General Copp nicht geringer Nach«
theil zugefügt wurde, denn die durch Mangel
an allem Nöthigen bei den Kaiserlichen ein-
getretene Unzufriedenheit gab Anlaß zu massen«
haften Desertionen und fand noch in dem
Umstände Nahrung, daß Wesselönyi jedem
^fsicier. der die kaiserliche Fahne verlasse und
zur feindl'chen übergehe, nebst verbesserter
Charge 26 Ducaten und jedem Gemeinen
10 Ducaten versprach. Thatsächlich traten
auch an j3dli Mann der kaiserlichen zu ihm
über. General Copv. über diesen Vorgang
mit Grund entrüstet, verstieg sich doch leider
in seiner C'ibitterung zu der Nntdat, daß er
alle in seinem Gewahrsam befindlichen Ge»
fangenen der Gegner niedermachen und meh«
rere derselben spießen ließ. Diese ebenso un»
nöthige als unkluge Greuelthat aber hatte
nur die Folge, daß Wessel».'nyi sie mit
Gleichem vergalt und all? Kaiserlichen, welcke
vornehmlich von den Polen auf deren Streif»
zügen aufgegriffen worden waren, etwa 6l) an
Zahl, unter denen sich Stabs« und andere
Officirre befanden, dem Massacre übergab.
Dann ließ er an <3 ungarische Gespanschaf'
ten Patente ergehen, in welchen er dmselben
als Warnung für ihr Verhallen erklärte: daß
die ungarische Nation, welche d?c Deutsche
auszurotten und zu vertilgen trachte, ihre
Freiheit jederzeit selbst zu schützen und
zu bewahren verstanden und den Kampf ge^en keine Armee, wie stark dieselbe auch
gewesen sc: geschem habe. wonach sich also
die !>oni!tate, treu zum Vaterlande stehend,
in ihrem ferneren Vorgehen zu halten hätten.
Mit solchem Terronsmus suchte er im Lande
zu wirken. Zu gleicher Zeic richtete er an die
Fürstin R^k^czn ein Schreiben, in welchem
er ihr das Beispiel ihrer Vorgängerinen vor»
hielt und sie aufforderte, srine Partei zu
nehmen und il>n zu unterstützen, widrigenfalls
er ihr mit Feuer und Schwert entgegenzutreten
beabsichtige. Die Fürstin jedoch erwiderte ihm
mit edler Entschlossenheit, ermähnte ihn bei
der Freundschaft, welche die Väter N^kuczy
und Wesscl^nyi enge verbunden ftabe, auf
ihre Warnung zu hören und sich seinem
wahren König nicht zu widersetzen, da sonst
die Sache keinen für ihn günstigen Verlauf
nebluen würde. Sie für ihren Theil sei fest
entschlossen, trotz tes ihr von ihm und den
Seinen bereits zugefügten und sie noch de«
drohenden Schadens, treu zur Majestät des
Kaisers zu stehen. Die Kaiserlichen waren
indessen auch nicht müßig geblieben und
schanunglos gegen Wessel^nyi und seine
Anhänger vorgegangen. Das Stammschloß
des Rebellen. Hadad. welcheö von etwa dritt»
halb Hundert. Maun deie<u gehalten wurde,
datten sie 1678 genommen und nebst dem
darin aufgehäuften Proviant in Flammen
aufgehen lassen. Nun folgten im November
desselben Jahres noch einige andere Vortheile,
welche die Kaiserlichen davontrugen, worauf
ein Waffenstillstand zu Stande kam. Da es
sich bald zeigte, daß Tököly nichc abgeneigt
sei. einen ordentlichen Frieden zu schließen,
versuchte nun die über diesen Führer miß«
vergnügte Partei, W essel (' nni gegen den-
selben anzustiften, was ihr auch gelang, so
daß sich nun die Malcontenten wieder in
zwei Lager spalteten, deren eines zu Tököly.
das andere zu dessen Widersachern hielt, zu
welch' letzteren Wessel^nyi. der überdies
die Uebermacht besaß, gekürte. Indessen trieben
die Franzosen, welche biöder die Malconlenten
immer unterstützt hatten, ihn zu nur hart»
nackigerem Widerstände an. in welchem neben
seinen Rebellen auch noch französische Trup»
pen kämpften. Mitten unter diesen Vorgängen
wurde Wessel^nyi vom Tode dahingerafft.
Nun entfiel auch jeder weitere Zwiespalt; die
bisher von Nessel 6nyi geführten Truppen
stießen zu der Abtheilung Tüköly's. der
jetzt allein den Niderstand gegen d'e Kaiser«
lichen fortsehte. Vergleiche auch den Artikel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Volume 55
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weninger-Wied
- Volume
- 55
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon