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Mesfenderg-Ampringen 166 Messcnberg-Ampringen
Bürgschaft für Oesterreichs Zukunft liege
einerseits im innigen Verbände mit
Deutstbland, dem damals die Slaven
widerstrebten, andererseits im Festhalten
einer weisen Repräsentativverfassung.
„Nur meine geschwächten Kräfte erlauben
5Z mir nicht", wie es in seinem Gntlas-
sungsgesuch heißt, „dem- Staate weiter
zu dienen, da dieselben unter den gegen»
wartigen Umständen nicht mehr genügen
dürften. Mein Programm ruhte auf dem
Gedanken, die Monarchie auf constitu-
tioneller Grundlage zu befestigen. Dieses
Programm war, ich darf es behaupten,
der Ausdruck der Gesinnungen des Mon-
archen, dem die Völker- Oesterreichs ihre
Freiheiten verdanken." Den komischen
Zwischenfall, daß man den scheidenden
Staatsmann durch Verleihung des Groß-
kreuzes des Leopoldordens ehren wollte,
aber noch zu rechter Zeit in Erfahrung
brachte, daß er seit mehr als einem
Menschenalter das Großkreuz des Ste-
phansordens. also des höheren, bereits
besaß, berichtet Herr von Hel fer t , und
ebenso daß in Ermanglung einer Aus»
zeichnung für den scheidenden Staats-
mann ihm der Monarch in Person einen
Abschiedsbesuch abstattete, eine Ehre, die
ja doch jeden Orden aufwog. Felix Fürst
Schwarze nberg wurde Wessen-
b e r g's Nachfolger. Der greise Staats'
mann aber kehrte in sein liebes Freiburg
M-ück, wo es ihm gegönnt war, noch ein
volles Jahrzehnt sich in ungetrübtem
stillen Glücke seinen geistigen Genüssen
hingeben zu können. Kurz vor seinem
Tode beglückte ihn noch ein Besuch des
Erzherzogs Johann, „den er weit län-
fter als ein halbes Jahrhundert persönlich
kannte und verehrte, und welchem eMin
den drangvollsten Perioden der Geschichte
der Neuzeit zur Seite gestanden". Am
."0. Juli 1838 beschenkte er, der immer ein Wohlthäter der Nothleidenden und
Armen gewesen, den Freiburger Sterbe-,
Kranken- und Witwencassenverein mit
tausend Gulden, am folgenden Tage, am
j . August, schloß er für immer seine
Augen. W esse n b er g's Leiche wurde
seinem Willen gemäß in der Familien«
gruft zu Feldkirch beigesetzt. Wir haben
oben seiner schriftstellerischen Thätigkeit
gedacht und kommen darauf hier zurück.
I n französischer und deutscher Sprache
ging aus seiner Feder eine Reihe von
Abhandlungen und kleineren Schriften
hervor, die ein ebenso wichtiges als be-
lehrendes Material für den Forscher der
Geschichte unserer Zeit, für Staats'
manner', Finanzmänner und National-
ökonomen bilden. Davon hat er nur das
Wichtigere, und dies allein für Freunde,
aber nie für die allgemeine Oeffentlichkeit
im Druck erscheinen lassen. Wir nennen
davon seinen: „Hllinmrntllr zu rincm Ccheil
der Zenkmindigkeiten drs NIür5chllll2 WarmM.
Von einem Scitgrnll25ln" (183?)', ferner
seine ^Aonv«???«'?^«5sno^aFs^, dann „<3<??i-
>Z « 2603", da er als Ge-
sandtschaftssecretär ohne Verwendung
den unfreiwilligen Urlaub in Paris ver»
lebte; weiter eine kürzere Skizze über des
l Publizisten Gentz Charakter und Lei«
stungen', und
eine Sammlung in Larochefoucaulo's
Weise gehaltener Aphorismen unö Sen«
tenzen, ein wahrer Schatz von edenso
geistvollen als scharfsinnigen Beobach»
tungen und Maximen. I n seinem Nach«
lasse befand sich überdies ein reiches Ma»
terial von Aufsätzen über Politik und
Finanzwissenschaft, sowie für die Ge»
schichte werthvollster Aufzeichnungen aus
seinem eigenen in die wichtigsten Zeit»
Verhältnisse eingreifenden Leben.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Volume 55
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weninger-Wied
- Volume
- 55
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon