Page - 188 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Weninger-Wied, Volume 55
Image of the Page - 188 -
Text of the Page - 188 -
Mehelsberg 488
S. l i>^, den Brüdern Köpp von
Felsenthal Md. XI I , S. 232^>, dem
Profeffor der Geschichte in der Wiener-
Neustadter Militärakademie Franz Frei-
herrn von Chanowsky und zuletzt mit
Anton David Steiger von Am stein
sBd. XXXVII I . S. 43) steigerten und
befestigten seine ritterburglichen und
romantischen Ideen, und als er am
12. Jänner 4822 in den „Ritterbund auf
der blauen Erde" mit dem Namen Em-
merich Drei herz aufgenommen wurde,
schien das Ziel seiner Wünsche erreicht.
I n unserem Lexikon ist schon itt den
Lebensskizzen Steiger's von Am stein
und Joseph Schnep fleitner's Mand
XXXI, S. 30) eine ziemlich ausführ-
liche Skizze des Wesens und Treibens
des Seebensteiner Ritterbundes
auf der blauen Erde gegeben wor«
den, so daß wir hier dieselbe nicht zu
wiederholen, sondern nur auf die ge»
nannten Namen hinzuweisen brauchen.
Kaum war Wetzelsberg einige Zeit
Mitglied des Ritterbundes, als er sich
mit dem Plane trug. selbst einen solchen
zu errichten, den er dem h. Georg weihte
und den Georgibund nannte; in
seinen Briefen zeichnete er sich selbst
meistens: Emmerich Dreiherz, Ober-
ritter des Georgibundes. Zur Ausfüh-
rung seines Vorhabens bereitete er sich
allmälig vor, und als 4823 seine
Mutter in Baden bei Wien ein Haus
kaufte, begann er darin ein altdeutsches
Gemach im ritterlichen Style einzurichten
und brachte es auch m überraschender
Weise zu Stande. 4833 übersiedelte er mit
seinen Eltern nach Wiener-Neustadt, wo
der Brand im Jahre 1834 ihnen schweren
Verlust brachte; doch rettete er zum
größeren Theile seine Sammlungen. Als
dann am 4 4. September 4833 seine
hochbetagte Mutter starb, heiratete er in Baden ein Mädchen bürgerlichen Stan-
des, das als Frau mit bewunderungs»
würdiger Selbstverleugnung in die selt»
samen Schrullen ihres Mannes einging
und ihn pflegte und wartete, als er sein
ganzes Vermögen seinen Ritterideen
geopfert und die Noth aus allen Ecken
und Winkeln des Hauses herausschaute.
Sein Ziel nach dem Besitze einer eigenen
Burg — mit dem kleinen Vermögen,
das er von seiner Mutter geerbt, hätte
er mit seiner Frau immer anständig leben
können — ließ er nicht aus den Augen,
und als er hörte, daß das Kufstein'sche
Schloß Zaising am Iauerling um billiges
Geld zu verpachten war, pachtete er es
und zog im Sommer 4836 mit seiner
Frau in diese Burg. Was er aus diesem
halbverfallenen, verwahrlosten Schlöffe
durch persönliche Anstrengung und mit
schweren pecuniären Opfern allmälig ge»
staltet, läßt sich nicht schildern. Ein
Rittersaal, eine Ritterwohnstube, drei
Gemacher mit seinen Sammlungen, Alles
im alterthümlichen Geschmacke, stellte
er in wirklich jeden Besucher überraschen»
der Weise her, aber erschöpfte damit
auch alle seine materiellen Mittel. Was
er so mühevoll hergerichtet, mußte er,
kaum daß er es zu genießen angefangen,
wieder zerstören, den Pacht aufgeben, und
mit dem kleinen Reste, der ihm geblieben,
kaufte er nun ein Haus in Krems, wo
er 4839 einzog, sich freilich wieder
eine altdeutsche Stube einrichtete» aber
unter Entbehrungen aller Art dahinlebte,
immer noch von der Hoffnung getragen,
wieder eine Burg zu erwerben, bis er im
November 4846 unter der liebevollsten
Pflege seiner nun mittellosen Gattin sein
Leben aushauchte. Scheiger hat in der
in der Quelle genannten geschichtlichen
Skizze dieses Original sehr lebendig ge«
schildert. Zu den geistigen Eigenthümlich-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Volume 55
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weninger-Wied
- Volume
- 55
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon