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Weyr, Rudolf 206 Weyr, Nudolf
zu Bordeaux, und dann ist e
ständiger Secretär der Gesellschaft öech
scher Mathematiker.
Neyr. Rudolf (Bi ldhauer, geb
zu Wien am 22. März 1847). Bei aus
gesprochenem Talente für die Kunf
wurde er an die k. k. Akademie der bil
denden Künste in Wien geschickt, wo e
1864—l868 unter Professor Baue
sich bildete. Schon im Studienjahr
1864/63 errang er den Füger'schen
Compositionspreis. Aber größere Ein-
drücke erschlossen sich ihm erst im Atelier
Cesar's, eines als Graveur und Pla
stiker gleicb trefflichen Künstlers. 1870
erhielt er für seine Gruppe „Samson
und Delila" den für das Gebiet der
Bildhauerei bestimmten großen Reich el'-
schen Compositionspreis. Zwei Jahre
später wurde ihm für seinen Entwurf der
Weltausstellungsmedaille „für guten Ge
schmack" ftie Abbildung in der „Wiener
Weltausstellungs-Zeitung" 1872, Nr.70^
der Concurrenzpreis zutheil', einen sol-
chen, den der niederösterreickische Ge-
werbeverein für das dein Kaiser darzu»
bringende Iubiläumsgeschenk ausschrieb,
erwarb er mit dem in Silber und Gold
ausgeführten Tafelaufsatze, dessen Haupt-
figur die Statuette des Kaisers im Ornat
des Großmeisters vom Orden des gol-
denen Vließes als Schützer der Arbeit mit
vier am Sockel sitzenden allegorischen
Frauengestalten bildet. Alle diese Ar>
beiten, und früher als die genannten
seine vier Figuren der „Elemente" an
der Fa^ade des neuen von Felluer er-
bauten Fischer'schen Hauses am Hof zu
Wien lenkten die Aufmerksamkeit des
Publicums auf den jungen Künstler, dc'r
es auch verstand, durch immer wieder
neue gelungene Schöpfungen dieselbe rege
zu erhalten. So zunächst durch den mit dem ihm geistig verwandten Medailleur
Schar ff ^Bd. XX.IX, S. t l7) gemein-
schaftlich gewonnenen Concurs um die
Erzherzog Karl Ludwig-Stiftungsmedaille
des Wiener Künstlerhauses und schließlich
durch den Preis für das Grillparzer-
Denkmal. Alsbald ging der Künstler
zu monumentalen Arbeiten über,
unter denen vor allen die Zwickelfiguren
für die neuen Hofmuseen — gegen sechzig
verschiedene Figuren umfassend — zu
nennen sind. Von demselben edlen Geiste
sind die beiden Gruppen für das neue
Universitätsgebaude, „die juridische" und
„die medicinische Facultät", durchdrun-
gen. I n diesen Kreis seiner Werke ge-
hört auch die überlebensgroße Statue
iser Kar ls VI. für das neue Hof.
museum, das Monument der vor dem
Feinde gebliebenen Zöglinge der k. k. Mili-
iärakademie zu Wiener Neustadt für letz-
tere Eine andere Seite für seine Beurlhei»
lung ist jene der decorativen Plastik,
n welcher er ganz Vortreffliches geleistet;
o sei nur an den nach seinem Ent<
lvurfe ausgeführten Eisenbahnwaggon im
M a k a r t'schen Festzuge erinnert. Von
ihm ist auch ein Plafond im Fürst
Hinsky'schen Palaste auf der Freiung,
eine ganz liebenswürdige Idylle von her-
zigen im Reigen sich bewegenden Amo-
-etten. Dieser Plafond ist auch in Hin-
'lcht der Technik interessant, als ein ge»
ungener Versuch d<-r Wiederbelebung
aller Stuccotechnik. Ganz allerliebst sind
ie Puttensigürchen für den großen
Mittelsaal der iwdih 6t^FQ im Palaste
Mi l le r ' Aicholz in der Heugajse. Halb
monumental, halb decorativ gestaltet
nd auch die Karyatiden des Neubaues
n der Singerstraße. Weyr ist ferner
mch Model leur für Metallindustrie, in
welcher Hinsicht seine Figürchen für die vom
Graveur Iauner ausgeführte Kaiser«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Volume 55
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weninger-Wied
- Volume
- 55
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon