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Meyrsther, Clemens 209 Meyrsther, Clelnens
sante Gegenden des Landes, mit Vorliebe
in das Erz- und Riesengebirge und zu
alten Schloßruinen, deren Sagen und
Ueberlieferungen er sammelte und unter
dem Titel: „Bähmiäche Sagen" (Prag
1843, neue Auflage 1836) zu einem
wohlthätigen Zwecke herausgab. 1843
veröffentlichte er eine Sammlung von
Novellen und Erzählungen unter dem
Titel: „Ncht nnl> Schauen" (Prag, 12".),
deren Widmung der damalige Statt-
Halter Erzherzog Stephan entgegen-
nahm, und dieser folgte eine andere
Sammlung: „Bilder M Zkiuen" (ebd.,
2. Aufl. 1838); hatte er den Ertrag der
ersten zum Besten verschämter Haus'
armen gewidmet, so bestimmte er die
zweite für das Kleinkinderspital in Klar-
tau. 1847 unternahm er eine Reise durck
den Böhmerwald, deren Beschreibung er
1849 in der Zeitschrift „Panorama", die
damals in Prag bei Gebrüder Haase
erschien, in Druck gab. Zu gleicher Zeit
war er ein fleißiger Mitarbeiter der schön»!
geistigen Blätter „Ost und West", „Er-'
innerungen", welche beide in Prag her !
auskamen, und des von M. G. Saphir
in Wien veröffentlichten „Humorist",
worin meist seine Novellen und Erzäh-
lungen Aufnahme fanden. Im bewegten
Jahre 1848 begründete er, mit dem
bezeichnenden Titel „Eon^ordia", ein
belehrendes und zugleich unterhaltendes
Blatt, in welchem er kein geringeres Ziel
vor Augen hatte, als Künstler und Stu>
denten beider Nationalitäten unter einem
Banner zu sammeln, und welches in den
spater folgenden stürmischen Tagen auch
als specielles Organ der Nationalgarde,
die sich eben damals zu bilden begann,
sich gestaltete. Im Juni des nämlichen
Jahres verlor er auch seine Mutter, und
nun begab er sich aufs Land. wo er bis
in den Herbst zubrachte. Nach seiner Rück»
o. Wuribach. biogr. Lerikon. I.V. sGedr. 8 kehr in die Stadt lag er dann ausschließ-
lich literarischen Arbeiten ob. Insbeson-
dere arbeitete er an der „Prager iamt-
lichen) Zeitung/ fleißig mit, für welche
er namentlich die belletristischen Artikel
schrieb. 183l übernahm er selbst die
Redaction dieses Blattes, die er aber
nur für die Dauer genannten Iabres be-
hielt, denn l>>;;2 gründete er eine
„Staatsbürger Zeitung", welche er jedoch,
da sie gar keine Tbeilnadme fand, bald
wieder fallen ließ. Eine ibm mittlerweile
verliehene Notarsst^le würde ihm. wenn
er überhaupt ein mehr praktischer Mann
gewesen wäre und die Unzulänglichkeit
schriftstellerischer Beschäftigung, wie sie
denn damals bei dem noch im Embryo
befindlichen Zeitungswesen kaum den
Mann ernährte, erkannt hätte, ein ganz
gutes und anständiges Auskommen ge»
währt haben. So aber zog er es vor.
seine Zeit lieber schriftstellerischen Vellei«
täten zuzuwenden, und besorgte sein
Notariatsgeschäft nur nebenbei und nicht
mit jenem Pflichtgefühle, das eines sol»
cben Berufes Grundbedingung ist. Dann
redigirte er l837 und l8:!8 mit I>. Neu»
mann gemeinschaftlich die „Jahrbücher
des Er;» und Niesengebirges", deren Er-
trag zum Besten der armen Bewohner
desselben gewidmet war. In den Jahren
1837, 1838, 1863 und 1869 veröffent-
lichte er unter dem Pseudonym Klee»
roth vier Hefte dramatische Spiele, theils
unter dem Titel „Cheater", theils unter
dem Titel „Nilettllnten-Thellter". Dieselben
bilden eine Sammlung der von ihm
während einer Reihe von Jahren ge-
schriebenen und mitunter recht beifällig
aufgenommenen Lustspiele und Schwanke
und enthalten folgende Stücke.' „Der
Pantoffel. Dramatischer scherz in 1 Auf«
zug"; — ,Die Einsiedelei im Walde.
Lustspiel in l Au^."'. — „Das Burg-
Juli 1887,1 l4
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Volume 55
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weninger-Wied
- Volume
- 55
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon