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Mickenburg, Albrecht 223 Mickenburg, Albrecht
in jener Zeit drucken ließ, auf einige
Gelegenheitsgedichte. Zur Herausgabe
einer Sammlung von Gedichten entschloß
er sich erst nach seiner Vermälmig mit
Wi lhelm ine Gräfin Almäsy. über
welche S. 229 ein besonderer Artikel folgt.
Nachdem er in Gemeinschaft mit derselben
eine deutsche Bearbeitung von Michael
Drayton's „Nymphidia" (Heidelberg
4873, Georg Weiß) herausgegeben hatte,
trat er mit der Sammlung „Eigenes und
Fremdes" — die bibliographischen Titel
folgen am Schlüsse — hervor, die theil«
weise aus Uebersetzungen (aus dem Eng-
tischen) besteht. Da es ihm erschien, daß
von Seite der Kritik gerade die Ueber»
tragungen besonders hervorgehoben wur
den, warf er sich jetzt mit verdoppeltem
Eifer auf das Gebiet der Uebersetzungs^
kunst. Seine nächste Arbeit war aller»
dings keine eigentliche Uebersetzung, son-
dern vielmehr die metrische Beardei»
tung einer solchen. Der Graf hatte die
Bekanntschaft des eidgenössischen Ge-
sandten Johann Jacob von Tschudi
gemacht, der als Reisender und Natur»
forscher eines großen Rufes genießt, vor
Allem aber durch sein großes Werk über
die Kechua»Sprache der alten Peruaner
sich berühmt gemacht hat. Derselbe hatte
aus Peru das in einem dortigen Kloster
aufgefundene Manuscript des altperua»
nischen Dramas „Ollanta" mitgebracht
und eine wörtliche (interlineare) Ueber-
sehung dieses merkwürdigen und ein»
zigen Literaturdenkmales eines unter-
gegangenen Volkes verfaßt; ihm lag
aber daran, das „Ollanta>Drama" nicht
bloß Gelehrtenkreisen, sondern auch einem
größeren Publkum in der ursprünglichen
poetischen Gestalt, zugänglich gemacht zu
wissen, und so forderte er den Grafen
auf, seine Uebersetzung im Metrum des
Originals zu bearbeiten, welcher Aufgabe : sich derselbe in einer von der competenten
Fackkritik auch anerkannten Weise unter
zog. Seine nächste Arbeit war eine Ver-
deutschung des „Entfesselten Promo>
theus" von P. B. Shelley. Diese qe
^ waltigste Dichtung des bedeutenden enq>
! lischen Poeten, der bisher fast alle
! Shelley. Uebersetzer wegen ihres mysti-
! schen Dunkels aus dem Wege gegangen
> waren, forderte bei ihren Schwierig»
! keiten das Talent eines gediegenen
l Ueberfetzers geradezu heraus. Auch diese
l Aufgabe löste der Graf, wie es die Fach-
^ kritik allgemein anerkannte, in vollendeter
Weise. 1878 übersetzte er die hochbedeu»
tende Tragödie „Atalanta in Calydon"
des gefeiertsten britischen Poeten der
Gegenwart, Algernon Swindurne,
mit dessen Genehmigung. jH?9 ersuchte
der berühmte britische ^^oet^ laurea.-
! tus'' Alfred T e n n y s o n , dem des
^ Grafen UebersetzuncM aus dem Engli»
' schen zu Gesichte gekommen waren, den»
«selben, sein Drama „Harald" zu ver-
deutschen, und Wicken bürg unterzog
sich mit gleichem Glück auch dieser Auf«
! gäbe. An die bisherigen Ueberfttzungen
aus dem Englischen knüpfen sich nun
solche aus dem Französischen. Der Graf
begann mit einem graciösen Stückcben in
Versen von Emest d'Hervil ly: „Die
schöne Sainara. Japanische Komödie in
einem Acte". I n dieser Uebersetzung,
welche nicht gedruckt wurde, gelangte das
Stück bei den von der Wiener Arifto»
kratie im Palais Auersperg veranstal»
teten Wohlthatigkeitsvorftellungen durch
die Fürstin Pauline Metternich, Frau
Gabil lon und Herrn Hartmann zur
Darstellung. 1880 betraute D i n g e l-
stedt den Grafen mit der metrischen
Uebersetzung des Schauspiels „Die Aben>
teurerin" von Emil Augier. In dieser
Bearbeitung kam dasselbe auf dem k. k.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Volume 55
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weninger-Wied
- Volume
- 55
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon