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Midmanftetter, Johann Albrecht I Ăź I Midmanstetter, Johann Albrecht
war es aber der Cardinal«Erzbischos von
Capua, Nicolaus von Schönbelg, welcher
ihm seine Gunst zuwendete und ihn zu seinem
Secretär ernannte. Nach dem Tode des Car-
dinals wurde Widmanstetter 1333 einer
der Haussecretäre des Papstes Clemens VI I .
aus dem Hause Medici. In diesem Jahre hielt
er vor dein Papste und mehreren Caroinälen
einen Vortrag ĂĽber das neue Weltsystem des
groĂźen Copernicus und ward hiefĂĽr von
Ersterem mit einer werthuollen griechischen
Handschrift beschenkt. Clemens' V I I . Nach«
folger Pau l I I I . aus dem Hause Far<
nese (l3:!4—1549) nahm den Gelehrten
unter seine Hausgenossen auf, und als Ge»
Heimschreiber der Deutschen begleitete derselbe
den heiligen Vater Zu den Verhandlungen
von Nizza (Mai bis Juni 1338). in welchen
dieser als Friedensvermittler zwischen Kaiser
Kar l V. und König Franz I. von Frank«
reich auftrar. Ba!d danach war Widm an«
stetter Geschäftsträger der bayerischen Her«
zöge am Vatikan. Am 13. Jänner 1342, in
welchem Jahre seine ersten literarischen Pro-
ducte im Druck erschienen, heiratete er zu
Landshut Anna von ^eonsperg, die natĂĽrliche
Tochter des Herzogs Ludwig des Frommen
von Bayern und diente seinem Schwieger-
vater als Rath. Nach dessen 1543 erfolgtem
Tode und der damit vollzogenen Vereinigung
von ganz Bayern trat er bei Ludwigs
Bruder, dem Herzoge Ernst. Erzbischofe zu
Salzburg, als Kanzler in Dienste. Da blieb
er nicht lange, denn im Jahre 1348, wo er
auf dem Reichstage zu Augsburg unterm
2. März sammt seinen zwei Brüdern von
Kaiser Kar l V. durch Erhebung in den
Ritterstand ausgezeichnet wurde, war er
Kanzler des Cardinalbischofs O t to von
Augsburg. Als Letzterer 1350 zur Papstwahl
nach Rom ging, begleitete ihn Widm an»
stetter, aus welchem Anlasse dieser im Mai
1351 das EhrenbĂĽrgerrecht der Stadt Rom
erlangte. In demselben Jahre, mit Diplom
vom 3. October 1331, erhielt er von Kaiser
Kar l V. die WĂĽrde eines Hofpfalzgrafen.
1352 trat er in die Dienste des romischen
Königs Ferdinand I. und wurde im De<
cember 1353 Kanzler der österreichischen
Länder, in welch« Eigenschaft er den König
auf dem Reichstage zu Heilbronn vertrat.
1354 zum Superintendenten der Universität
Wien ernannt, führte er eine Studienrefor«
mation durch. Aus dem Oriente wandte
man sich an ihn mit dem Auftrage, das neue Testament in der syrischen Ursprache heraus«
zugeben, und mit Unterstützung des Königs
Ferdinand veröffenttichte er das Werk:
„I^idsr LHei-o 62,uati TvauFelU äs ^osu
OliriLto Domino st Oeo nost^a", welches
1333 als der erste orientalische Druck zu
Wien in 1000 Eremplaren erschien, von
denen die Hälfte in den Orient gesendet
wurde. Damit und durch die im nächsten
Jahre erschienenen „Kvrikeks llligu2.L <l23n
lüdristo Zriina eleinsuta." ward er der Be»
grĂĽnder der syrischen Literatur in Deutsch,
land. Von seinen anderen im Druck erschie-
nenen Schrlften seien noch genannt: „8^
orn,rura osremoniarnm iiive rnuulQ soclo-
Kiasticoruin LĂĽiielae ^omanas eool28l2.e
libri trez", gedruckt um 1341 — 1342; —
„NoiiaiQin.säi5 ^.däaNas ÜM Ideologia,
äikioFO explicata, Hei-manua ^Oüinza»
N6U86 intergrets. ^Icoi-aui opitoms, Lo-
ksi-to KstenenäL, ^.uzlo iuterxrkts^ (Mrn«
berg 1343. 13 Bogen in 4".); — „Notas
ooutra. Hlodamiusäis äo^mata" (ebd. 1543);
äs i oäii ori
6-vini) ed e st
Iionorein et t'orUnia3 eMä 1ad6k2.et3.Qä2.H
äilltis, lactis 5eri9tilz^U6, acerdiZZiuiis eiu-
äo1i35imi3<iub eoucitidti luerunt, caminen-
tarii- (36 Blätter. Nürnberg um 1343);
eine Vertheidigungsschrifr in dem erbitterten
Streite mit dem Domherrn Ambrosius von
Gumppenberg. Mehrere Arbeiten Wid»
manstetter'ö blieben Manuscript, so eine
lateinische Uebersetzung des ganzen Korans,
das syrische neue Testament mit hebräischen
Buchstaben, die lateinische Neberfttzung einer
syrischen Geschichte der gottesdienstlichen Ge»
brauche, eine syrische und cme arabische
Grammatik, ein arabisch-syrisches Wörterbuch,
ein kabbalistisches Wörterbuch. Mehrere dieser
Manuscripie befinden sich in der Hof» und
Staatsbibliothek zu MĂĽnchen. Am 13. Mai
1336 starb zu Regensburg A n n a von
Leonsperg, nachdem sie ihrem Gatten
drei Töchter geboren hatte. Ihr schönes
Grabdenkmal ist noch im Domkreuzgange
daselbst erhalten. Der Witwer entsagte darauf
allen weltlichen WĂĽrden, wurde untec seinem
Gelehrtennamen Lucretius noch Ende
1536 Domherr in Regensburg und starb
schon kurz nachher im März 1337. erst
51 Jahre alt. Widm anst et ter's Veoeu.
tung ruht in seiner Eigenschaft als Gelehrter,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Volume 55
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weninger-Wied
- Volume
- 55
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon