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Widm er 280 Midmer
ren Bildungsinstitute zum h. Augustin in
Wien. Dort promovirte er am 5. August
desselben Jahres zum Doctor der Theo-
logie. I n seiner Stellung wirkte er über-
dies als Referent im Cultusministerium.
4848 ward er zum Ehrendomherrn des
Laibacher Domcapitels, am 6. November
4839 aber von Seiner Majestät dem
Kaiser zum Bischof von Laibach ernannt,
als welchen ihn der päpstliche Stuhl am
23. März 1860 bestätigte. Am 17. Juni
4860 in Wien zum Bischof geweiht,
nahm er, nachdem er in Laibach am
4. Juli 1860 in feierlicher Procession aus
der Kirche der Ursulinerinen in die Dom«
kirche zu St. Nicolaus geleitet worden
war, den Bischofssitz ein. 1872, nach
zwölfjähriger Ausübung seines bischöf»
lichen Amtes, legte der Kirchenfürst das-
selbe freiwillig nieder, und wurde seine
Resignation von Papst Pius IX. am
30. September 1872 auch angenommen.
Er verwaltete aber das Bischofsamt noch
einige Jahre und zog sich erst am 10. Juli
1873 von der Leitung der Diöcese in
seinen Geburtsort Krainburg zurück, wo
er die letzten acht Jahre seines Lebens in
völliger Zurückgezogenheit, ausschließlich
seinen wissenschaftlichen Arbeiten und
Studien hingegeben, verbrachte. Wid>
mer war Jubelpriester, in seiner Eigen«
schuft als Laibacher Fürstbischof Mitglied
des krainischen Landtages und des Herren-
Hauses des österreichischen Reichsrathes.
I n Rom galt er als Iosephiner ersten
Ranges, welcher Umstand wohl das Sei-
nige dazu beigetragen haben mochte, daß
die Curie ohneweiters seine Resignation
annahm, zu derselben aber hatte er sich
entschlossen, um nicht nach Rom zu dem
denkwürdigen Concil ziehen zu müssen,
welches durch das Unfehlbarkeitsdogma
des Papstes in den Annalen der Kirchen-
geschichte einzig dasteht. Was des Bi- schofs politische Richtung anbelangt, so
stand derselbe, ungeachtet er als Jose»
phiner galt, der liberalen Partei aller-
dings ferne, allein auch die ultromontane
Partei konnte ihn nicht für sich in An-
spmcl) nehmen. Seine Stellung als
Kirchenfürst in einem Lande, in welchem,
wie kaum in einem anderen, die Hetze
gegen die Verfassung und die Förderung
des Nationalitätenhaders, ja des form»
lichen Racenhasses eben von Seite der
Geistlichkeit schwunghaft betrieben wird,
war eine um so schwierigere, als er gerade
bei seiner hohen wissenschaftlichen Bil-
dung solchen Velleitäten abwehrend
gegenüberstand, wodurch er bei den
nationalen Caplänen eben keinen Anhang
gewann. Zuletzt widerte ihn das eines
Priesters unwürdige politische Treiben
der Hetzcapläne so sehr an, daß er schon
lange vor seiner Resignation sich, so weit
es möglich war, uon einem Eingreifen in
die Angelegenheiten der Diöcese fernhielt,
und so hatten denn unter seinem Regime
die Krainer Domherren und Dechanten
freies Spiel, und stellten diese sich, die
Ersteren allerdings nicht ausnahmslos,
an die Spitze der nationalen Agitation,
welche, wahrend sie selbstmörderische und
Hochverratherische Politik treibt, die Kirche
, bei Seite schiebt. Bischof Widmer,
seinem Aeußeren nach eine schmächtige,
blaffe Erscheinung mit tiefblickenden
schwarzen Augen, welche bis in die Seele
drangen, war eine jener Erscheinungen,
welche es lieben, sich von dem sinnver-
wirrenden Treiben der Welt in die
Studirstube zurückzuziehen und sich in die
Geheimnisse der-Wissenschaft zu vertiefen,
! welche ihm jenen Frieden gewährten,
^ den er außen vergebens suchte. Die
Wahl zum Bischof in einem Lande, wo
der niedere Clerus gegen seinen Kirchen-
fürsten Front macht, wenn dieser nicht
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Volume 55
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weninger-Wied
- Volume
- 55
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon