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Miechovsky) Alexander 283 Micchovsky, Alexander
bringen. Im Alter von 13 Jahren wirkd
er bereits zu Eriedland in der Stadt
schule und im Kirchendienste mit und ver-
sah bis zu seinem 16. Jahre die Stelü
eines Hilfslehrers in einer Schule vor
mehr als hundert Kindern, und um sich
noch nebenbei etwas zu verdienen, gab er
Privatstunden. Für das Honorar, welches
er dafür erhielt, nahm er Unterricht in
der Musik, der ziemlich umfassend war,
da er Clarinette, Flöte, Violine,. Wald-
horn, Fortepiano spielte und daneben sich
im Gesänge übte. Im October 184'
trat er zu Leitmeritz in den sogenannten
Lehrercurs ein und bildete sich ein Jahr
hindurch für den Unterricht in der Volks
schule aus. Da jedoch die Unterstützung
vom Elternhause eine sehr geringe war
— sie konnte eben nicht größer sein —
so verschaffte er sich durch Stundengeben
die zum Lebensunterhalt erforderlichen
Mittel. Endlich, im Alter von 17 Jahren,
gelang es ihm, in die Unterrealschule zu
Leitmeritz einzutreten. 1830 bezog er
dann die Oberrealschule in Prag. Es war
ein wahrer Kampf ums Dasein, den er
dort bestand, da er mit einer Summe
von 70 fl. seine Bedürfnisse während
eines Jahres bestreiten mußte. Aber
materiell entbehrend, schwelgte er, da er
in die Gegenstände des höheren Unter»
lichtes eingeführt wurde, in geistigen Ge-
nüfsen. Auch hatte er das Glück, von
Seite des Fürsten Adolf Schwarzen-
berg ein Stipendium von l OO fl. zu er-
halten, das er durch vier Jahre genoß.
1833 trat er ins Prager Polytechnicum
über, um sich aus Mathematik und
Physik für das Lehramt vorzubereiten,
und nebenbei betrieb er fleißig Erzie»
hungskunde. Doch genügte ihm das Stu-
dium der Realien nicht, und er beschloß,
nun auch das humanistische Studium zu
vollenden. Dadurch entfremdete er sich aber seine Gönner, die sein Zielbewußt-
sein für Ziellosigkeit erklärten, und er
verlor das Fürst Schwärzenberg'sche
Stipendium. Doch ließ er sich durch alle
Widerwärtigkeiten, die er ja voraus»
gesehen, nicht entmuthigen. Lange Zeit
war er subsistenzlos, endlich im October
l833 erhielt er eine Erzieherstelle in
einecn Privathause, wo er sich auck für
den Taubstummenunterricht vorbereitete.
Unter solchen Verhältnissen kam das
Jahr 1839 heran, in welchem er die
Maturitätsprüfung ablegen konnte. Be-
reits 28 Jahre alt, bezog er im October
die Universität und trieb mit allem Eifer
philosophische, historische und philolo»
gische Studien; auch begann er auf Hof-
ler's Anregung mit historischen Arbei»
ten. Eine größere Abhandlung über die
Schlacht am weißen Berge war 1861 die
erste Frucht seiner Studien, dann hielt er
über dieses Thema mehrere Vorlesungen
vor Lehramtscandidaten der Geschichte,
und am 14. Mai 1861 ging er mit
seinem Freunde Or. Ludwig Schlesin-
ger an die Gründung des Vereines
für Geschichte der Deutschen in
Böhmen. Auch unterzog er sich in
dieser Zeit den Rigorosen zur Erlangung
der philosophischen Doctorwürde, die ihm
am 3. Juni 1863 zutheil wurde. Noch
egte er das Staatsexamen, l864 die ge-
'chichtlich-geographifche Lehramtsprüfung
ab und wurde am 12. Februar 1863 für
das Lehrfach der Geschichte und Geo»
graphie an Obergymnasien approbirt.
Ohne eine Stelle zu haben, aber zur Er»
langung einer solchen vollkommen vor-
bereitet, ging er, bereits 34 Jahre alt,
an die Verwirklichung seiner seit langer
Zeit genährten Idee, nämlich an die
Gründung einer großen Humanitäts»
anstalt. Das Ideal, das ihm dabei vor»
schwebte, und das er mit dem einfachen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Volume 55
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weninger-Wied
- Volume
- 55
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon