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Wied-Nunkel, Friedrich 289 Wied-Nunkel, Friedrich
42.000 Mann stark, über die Brücke bei
Hirschberg marschiro und im Begriffe
stand, gerade jene Anhöhen zu besetzen,
auf welchen unsere Artillerie die Auffahrt
und Aufstellung bewerkstelligte. Das
feindliche Corps war jenes des Generals
Winterfeld. Da die Bedeckung unserer
Artillerie, welche aus nur hundert Rei»
tern bestand, eine unbedeutende und eine
Unterstützung derselben entfernt war, so
schien der Verlust unseres ganzen Ge-
schützes kaum noch zu bezweifeln. Auch
waren die Artilleristen, nachdem sie den
anrückenden Feind gewahrt hatten, eben
im Begriffe umzuwenden und in das
Lager zurückzufahren. Jetzt rief Graf
Wied den Kanonieren ein Halt ent>
gegen, ließ sie umkehren,
sich
aufstellen, ab-
protzen und die nur noch etwa 300 Schritt
entfernten Colonnen der feindlichen Avant-
garde mit einer Generalsalve empfan'
gen. Gleichzeitig wurde die Bedeckungs»
Mannschaft in den nahen Wald entsendet
und beauftragt, in demselben so oft als
möglich zu feuern, um den Feind glauben
zu machen, daß der Wald stark besetzt
sei. Die Wirkung der Geschützsalve war
eine furchtbare, die Preußen stürzten in
Haufen, und was stehen geblieben, wußte
in erster Bestürzung nicht, wohin sich
wenden. Leider waren keine Truppen in
der Nähe, um auf die in vollster Unord-
nung gerathene preußische Colonne einen
Angriff zu unternehmen, deffen Resultat
ihre Gefangennahme gewesen wäre. So
wich sie in völliger Unordnung auf die
weit rückwärts gelegenen Anhöhen zurück.
Der Graf wurde für diese That zum
Feldzeugmeister befördert. Auch im wei»
teren Verlaufe des siebenjährigen Krieges
hatte er noch seine Ehrentage: bei Breslau
am 22. November 1737, wo er die nächst
Höffeichen gelegene Schanze auf das
heldenmüthigste vertheidigte, dann bei Leuthen am 3. December d. I., wo er
mit der Arriöregarde die hölzerne Brücke
über die Schweidnitz die ganze Nacht
hindurch behauptete. Dann vollführte er
mit acht Regimentern den gefährlichen
Marsch von Görlitz durch Böhmen nach
Neiffe in sieben Tagen, und zwar im An-
gesichte des Trouquet'schen Corps zwi-
schen den Festungen Glatz und Schweid»
nitz. Im Winter 1739/60 übernahm er
das Commando über das Hadik'sche
Corps und erkämpfte sich bei Torgau
am 3. November 1760 das Großkreuz
des Maria Theresien-Ordens, welches
ihm in der sechsten Promotion sam
22. December 1761) verliehen wurde.
Der Hubertsburger Friede (13. Februar
1763> brachte den Grafen als comman-
direnden General nach Böhmen, wo er
sich um die Almenversorgung, den Volks»
unterricht und überhaupt um das Wohl
des Landes unvergeßliche Verdienste er-
warb. I n den schweren Nothjahren
4771 und 1772, in deren ersterem allein
durch Hunger und Seuchen im Lande
Böhmen über 230.000 Menschen hin-
weggerafft wurden, waren es vornehm»
lich die von dem Grafen getroffenen
Anstalten, durch welche das Leben vieler
Tausende erhalten ward. Im Jahre
1778 erhob die Kaiserin den erprobten
Helden zum Feldmarschall und verlieh
ihm das Generalcommando in der Lom-
bardie. Aber kaum hatte der Graf seine
neue Stellung angetreten, als ihn der
Tod ereilte.
Thaten und Charakterzüge borübmter öster-
reichischer Feldherren (Wien 1868. Degen.
z.o.) Bd. I I , S. 117. — Gräffer (Franz).
Iosephinische Curiosa (Wien 1848, 8°.)
Bändchen I I , S. 379: „Brief des Kaisers
Joseph I I . an den Grafen Wied <iäo. Prag
21. September 1774". -- Hirten feld (I.).
Der Militär-Maria Thermen « Orden und
seine Mitglieder (Wien 185?, Staatsdruckerei,
kl. 40.) S, 113. 1727 und 1729.
Zurzbach, biogr. Lexikon. I.V. lGedr. 16. Juli 1887.)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Volume 55
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weninger-Wied
- Volume
- 55
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon