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Wicd-Nunkel, Friedrich Ludwig 292 Mied-Nunkel) Friedrich Ludwig
nach Verona, bald darauf nach Padua
und 18<7 nach Dalmatien. Von da kehrte
er nach halbjährigem Aufenthalte nach
Padua zurück und verblieb daselbst bis
zum Ausdrucke des letzten Krieges gegen
Neapel. In diesem stand er unter dem
Befehle des Generals der Cavallerie
Baron Fr imont. dessen Armeecorps
durch die Abruzzen über Rioti auf Aquila
vordrang. Als dann das ganze König»
reich von den Oesterreichern besetzt war,
erhielt Prinz Wied das Militärgouver-
nement über drei Provinzen, die Ab-
ruzzen, Terra di Lavoro und Molise, und
schlug sein Hauptquartier zuerst in Sul-
mona. dann in Capua auf. Die Art, wie
er in dem von den vorangegangenen
Kriegen und Erhebungen aufgeregten
und durch die verschiedenen Parteien
geradezu demoralisirten Lande, in wel-
chem man ihm und seine Truppen als
Fremden und Machthabern mit Miß»
trauen, ja mit offenem und geheimem
Widerwillen entgegenkam, auftrat, wie
er durch seine Umsicht und Mäßigung
einerseits, durch seine Energie anderer-
seits allmälig das Vertrauen der Bevöl-
kerung gewann und sie ihrem ange>
stammten Könige zuführte, wurde ebenso
von seinem Commandirenden General
Baron Fr imont, wie von der könig-
lichen Regierung in Neapel vollkommen
gewürdigt und auf das ehrenvollste aner-
kannt. Bis zum Frühling 1823 blieb der
Prinz mit einem Armeecorps von 18.000
Mann in Neapel. Zu dieser Zeit mit
seiner Truppe zur Rückkehr nach Oester-
reich abberufen, erhielt er vom König
von Neapel das Großkreu; des Sanct
Georg Ordens, von der Stadt Capua
aber als Dankesz-eicben zur Erinnerung
an sein mildes und umsichtiges (5om-
mando durch den Stadtsyndicus Cava-
liere F r i o^ i einen Ehrensäbel, der von einem Schreiben der Gemeinde begleitet
war, in welchem die Veranlassung dieser
Ehrung ausgesprochen wurde. Nach der
Räumung Piemonts und der Auflösung
der in Oberitalien zusammengezogenen
Streitkräfte trat er im December 1823
ein Truppendivisionscommando in Prag
an. Der Aufenthalt daselbst wurde ihm
durch ein Leiden verbittert, dessen Keime
durch die Einflüsse des ungewohnten
! südlichen Klimas gelegt worden sein
! mockten. Kaum genesen aber, erhielt er
! die Nachricht von dem Hinscheiden seines
älteren und einzigen Bruders, des Fürsten
Kar l Ludwig, und mußte als dessen
alleiniger Erbe die fürstlichen Standes-
! Herrschaften übernchmen. Am 2t). April
1824 verließ er nun Oesterreich. Bald
> nach seiner Ankunft in Runkel, wo er im
besten Wohlsein eintraf, trat am 23. April
sein Uebel mit großer Heftigkeit wieder
auf. Jeden Versuch von Anwendung
erforderlicher Hilfsmittel lehnte er ab;
! als am 28. April Abends sein Zustand
! so heftig wmde, daß der Diener seine
schwere Besorgniß nicht mehr verhehlen
konnte und dem Fürsten vorstellte, daß
derselbe in Gefahr sei, erwiderte dieser
mit Nuhe: „es gibt für den Menschen
keine Gefahr", aber schon nach acht Uhr
Abends verschied er an einem Scklag-
flusse im Alter von erst !54 Jahren. Außer
den bereits erwähnten Auszeichnungen
erhielt der Prinz am 10. Jänner 181!>
die Inhaberschaft des damals erledigten
34. Infanterie »Regiments Davidovich.
Da er unvermält starb, ging der Besch
des Fürstenthums an die jüngere Linie
Wied-Neu wied, den damaligen Für-
sten Johann August Kar l , Bruder
des berühmten Reisenden und Natur»
fl>rschers Maximi l ian Prinzen Wied«
Neuwied über. Des Prinzen Tapferkeit
verbunden mit unentwegbarem Pflicht»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Weninger-Wied, Volume 55
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Weninger-Wied
- Volume
- 55
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1887
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon