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Miesenauer Wiesenauer
Weise waltete. Er versah sein Amt in
den schweren Tagen während der feind-
lichen Invasion 1809 mit solcher Umsicht,
daß ihm in Anerkennung dessen am
4. April 1811 der Titel eines k. k.
Rathes verliehen ward. Würdigung
findet auch sonst in einem ihm gewid-
meten Nachrufe sein umsichtiges Wirken
in der Oberleitung, seine aufopferungs-
volle Thätigkeit in verschiedenen Zweigen
der Amtsführung, besonders im Kriminal-
senate, wobei besonders hervorgehoben
wird seine sanfte, die Gemüther beru«
higende Weise, mit welcher er durch per-
sönlichen Einfluß manchen gerichtlichen
Streit verhütete, manche Familie vor
dessen schmerzlichen Folgen bewahrte, vor
deffen leidenschaftlichem Ausbruch man-
ches Mißverständniß in Güte beizu-
legen verstand. — Sein Sohn Franz
(geb. in Gratz 1803, gest. daselbst am
25. Mai 1857) vollendete an der Gratzer
Hochschule die Rechtsstudien, erlangte
daraus die Doctorwürde, wendete sich
dann dem Lehrfache zu und wurde Pro»
fessor an der juridischen Facultät der
Gratzer Universität, an welcher er 1832
bis 1845 römisches und canonisches
Recht, dann auch Privat« und einige Zeit
Bergrecht vortrug. Seine schriftstellerische
Thätigkeit in dieser Stellung beschrankt
sich auf ein paar Arbeiten in der Wag»
ner'schen „Zeitschrift für österreichische
Rechtsgelehrsamkeit": „Ueber die Wirk-
samkeit der von einem redlichen Besitzer
wahrend seines redlichen Besitzes an der
fremden Sache eingeräumten Pfand» und
Servitutsrechte' ^l833, Bd. I I , S. 195
u. f.^ und „Ueber einen zweifelhaften
Fall des Ehehindernifses der Schwager»
schaft nach dem §. 66 des allgemeinen
bürgerlichen Gesetzbuches" s1840, Bd. I I ,
5. 296 u. f.^j. Im Bewegungsjahre
1848 wurde Wiesenauer in Gratz in den provisorischen Landtag und als die
Wahlen für den constituirenden Reichs-
rath stattfanden, für Weitz in Steter-
mark in denselben gewählt und nahm
seinen Platz rechts zwischen seinen zwei
Landsleuten, dem s^. Dr. und Fiscal°
adjuncten Peter Trümmer und dem
nachmaligen Minister Ferdinand von
Thinnfeld. Im Reichsrathe selbst arbei-
tete er im Ausschüsse für den Gesetzent-
wurf bezüglich der Aufhebung der Unter«
thänigkeitsvechältnijse. Im Uebrigen trat
er im Parlamente wenig bemerkbar her-
vor, nur als Ernst von Schwarzer
Wd. XXXII, S. 328^ am 17. Juli
1848 wider alles Erwarten im Ministe»
rium Doblhoff-Wessenberg Minister
der öffentlichen Arbeiten geworden, und
Zang in seiner „Presse" gegen seinen
„ehemaligen Commis", Loben stein
aber in der „Wiener allgemeinen Zei>
tung" (Nr. 33 vom 28. Juni) gegen
Schwarzer in einer Weise zu Felde
zogen, wie sie nur in den noch jung»
fraulichen Tagen der Wiener Preßfreiheit
denkbar war, trat Professor Wiesen-
auer in der Sitzung vom 1. August im
Abgeordnetenhause mit der Anfrage auf:
„ob der die bittersten Schmähungen ent-
haltende gegen ein Mitglied des hohen
Ministeriums gerichtete Aufsatz (Loben-
ste in's) dem Beleidigten bekannt sei, und
wie er der Aufforderung dieses Artikels:
entweder den Verfasser vor ein Preß»
gericht zu stellen und dort die volle
Niederträchtigkeit des durch seine Zeitung
(die an Stelle des „Oesterreichischen
Beobachters" getretene „Allgemeine öfter«
reichische Zeitung") gebrandmarkten Gmst
von Schwarzer zu erweisen, oder wenn
er dieser Aufforderung nicht genügen
wollte, aus dem Ministerium zu treten,
zu entsprechen gedenke?" Bekanntlich
schloß diese peinliche Scene mit Schwär»
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Volume 56
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wiedemann-Windisch
- Volume
- 56
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon