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Mieser von Ehrenhofen, Johann Mieser, Johann
der Aussichten auf eine baldige wirkliche
Anstellung im Jahre 4843 aus dem-
selben und in das steiermärkische Regi-
ment Leopold König der Belgier Nr. 27
als Gemeiner ein. Innerhalb vier Jahre
wurde er zum Corporal befördert. Um
diese Zeit schrieb er 123 Soldatenlieder
im Volksdialekt, deren mehrere von ihm
selbst in Musik gesetzt und von seinen
Kameraden gesungen wurden. Er machte
nun die Feldzüge 1848 und 1849 mit
seinem Regimente in Oberitalien und
Ungarn mit, rückte während derselben
zum Lieutenant und Oberlieutenant vor
und marschiite nach der Uebergabe Ko-
morns mit seinem Regimente wieder nach
Gratz, wo er dann in Pension trat,
später als Rechnungsbeamter bei der
Südbahn Verwendung fand und im
Alter von 43 Jahren starb. I n seinem
Nachrufe heißt es: „daß er seit einer
langen Reihe von Jahren in den ver-
schiedenen 3ocalblättern Verse veröffent»
lichte, die patriotischen Anlässen, Festlich-
keiten der Stadt und des Landes, oder
endlich Todesfällen ihre Entstehung ver<
dankten und so eine Art poetische Chronik
bildeten. Da in diesen Versen ein ge-
müthlicher Ton angeschlagen war, fanden
sie ein großes Publicum, und gar bald
wurde die Vorliebe für die Verse auf den
Verfasser derselben übertragen, als man
erkannte, daß dieser das Herz stets
auf dem rechten Fleck hatte. Und in der
That war W iese r ein herzensguter
Mensch, der jedem Unglücklichen gern
geholfen, obschon ihm selbst das Glück
nur selten lächelte. Ein vieljähriges
Siechthum lastete schwer auf dem bie-
deren Manne, den im schönsten Mannes-
alter der Tod dahinraffte". Ob die vor-
erwähnten 123 Soldatenlieder im Druck
erschienen, wiffen wir nicht. 1862 kam
ein „Wieser-Album. Gedenkbuch in Ver- sen und Prosa", dessen Autor unser
Wieser ist, heraus. Da 1862 das
Todesjahr Wiese r's, so wiffen wir
nicht, ob dies Album noch von ihm selbst
oder aus seinem Nachlasse herausgegeben
wurde.
Klagenfurter Zeitung, 25. Juli 1862.
Nr. 169: .„Nekrologie". — Wiener Zei-
tung. im „Wimer Tagesbericht". 1862,
Nr. 169.
Wieser, Johann (der „Blutrichter
von Rudig", geb. in Prag um 1768,
Todesjahr unbekannt). An diesen Namen
knüpft sich eine im Laufe der Zeit ver>
gefsene, aber darum nickt minder denk»
würdige Begebenheit. Wieser trat am
30. September 1783 beim 3. Chevaux»
legers-Regimente Graf Klenau ein, wurde
1790 Ofsicier, rückte 1796 zum Ober-
lieutenant vor und erwarb sicb in dieser
Eigenschaft einen gefürchteten Namen
und die Bezeichnung des „Blutrichters
von R.udig". Die Sache ist folgende.
Der Friede von Luneville (9. Februar
1801) war geschloffen. Die vorangegan-
genen Kriegsjahre hatten die bürger-
lichen und beamtlichen Verhältnisse stark
gelockert, und so bildete sich 1802 bis
1803 im Saazer Kreise Böhmens all»
malig eine Räuberbande, die immer
mächtiger und gefürchteter ward. Die
politischen und Justizbehörden, wie
unsere am Schluß angeführte Quelle citirt,
zeigten sich auf eine unglaubliche Art
schlaff, feig und bestechlich. Von Dieb-
stahlen und nächtlichen Einbrüchen, die
stets häufiger wurden, gingen die Gau-
ner bald zu offenen Raubanfällen über.
Fuhrleute und Reisende auf der Karls»
bader Straße hatten von ihnen zu leiden.
Auch verschwanden bisweilen Wanderer,
deren Leichen man nach längerer Zeit
fand. Zwar sing man mehrere dieser
Spitzbuben, brachte sie in das Saazer
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Volume 56
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wiedemann-Windisch
- Volume
- 56
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon