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Wiescr, Kaspar 62 Mieser, Kaspar
so: Commandant des Regimentes war
damals Oberst Emanuel Freiherr Bat»
dacci. Dieser hielt zu Kossuth und
erließ am 9. October 1848 an das
Ofsicierscorps des l. und 3. Bataillons
in Schäßburg und Mediasch — das
zweite war in Klausenburg stationirt, wo
er selbst sich befand, den Befehl — den er
den Ofsicieren des 2. Bataillons persön«
lich ankündigte — innerhalb 24 Stunden
die schriftliche Erklärung abzugeben, daß
es dem ungarischen Kriegsausschusse seine
Treue für Ungarn und bereitwilligen
Gehorsam bewahre und die ungarische
Tricolore anstecke-, wahrend im ent-
gegengesetzten Falle Jeder, der diese
Pflichten versäume, als Landesverrather
betrachtet, als solcher außer dem Gesetze
erklärt sei und durch wen immer gefangen
genommen und erschossen werden könne.
Den Ofsicieren des 2. Bataillons befahl
er, daß jeder binnen einer Stunde seine
Erklärung versiegelt unter persönlicher
Adresse des Obersten einzusenden habe,
fügte jedoch hinzu, daß er keinem in poli-
tlscher Meinung einen Zwang auferlege,
sondern jeder nach seinem Gutdünken
handeln könne, hatte aber schon früher
wiederholte Entlassungsgesuche einzelner
Ofsicierk des Bataillons zurückgewiesen.
Hauptmann Fackler als ältester Ofsicier
des in Klausenburg statwnirten 2. Ba-
taillons berief nun das Offiicierscorps
desselben zu einer kurzen Berathung auf
der Hauptwache zusammen. Da sich be
stimmt voraussehen ließ, daß sich einem
Abmärsche des nationalen Bataillons
eine bedeutende Nebermacht mit sicherem
Erfolge widersetzen würde, blieb daher
kein Ausweg als Neutral i tat . Das
Bataillon
steckte die durch den ungarischen
Kriegsministerialerlaß anbefohlenen Co-
carden an und zog seine kaiserliche Fahne
ein, welche im Ofsicierswachzimmer sorg- faltig aufbewahrt wurde. So behauptete
sich das Bataillon einen ganzen Monat
gegen die Uebecredungskunst gewandter
Demokraten, gegen die Bestechung der
Emissäre, gegen List, Tücke und Gewalt
der feindlichen Uebermacht. Als die Ofsi-
cierscorps des j . und 3. Bataillons in
Schäßburg und Mediasch den Befehl des
Obersten Baldacci im Sinne der ober»
wähnten Erklärung: binnen 24 Stunden
sich auszusprechen, erhalten hatten, waren
sie über diese schändliche Zumuthung im
höchsten Grade empört, und das Ofsi'
cierscorps des'3. Bataillons zu Mediasch
verfaßte eine Denkschrift, zu welcher auch
die Ofsiciere des 1. Bataillons ihre Zu-
stimmung gaben, und die durch die beiden
von ihren Kameraden dazu gewählten
H.iuptleute von Steinburg und Abl
dem Landescommandirenden General
Baron Puä'ner ^Bd. XXIV, S. 49^
überreicht wurde. Die wesentlichsten
Punkte dieser Denkschrift waren: Erklä-
rung der. gesammten Ofsiciere, ihrem
Fahneneide bis auf den letzten Bluts-
tropfen treu zu bleiben. Bitte um Eni>
setzung des als Meuterer aufgetretenen
Obersten Baldacci, sowie auch sammt-
licher im gleichen Falle etwa comprimit-
tirten Individuen, Uebertragung des
Negimentscommandos an den allgemein
geachteten ersten Major Kaspar von
Wieser, Beschleunigung der bereits an-
geordneten Recrutirung, Ergreifung der
Offensive gegen Klausenburg, um sogleich
die Befreiung dos dort festgehaltenen
2. Bataillons zu erzwl.cken u. s. w. Frei»
Herr von Puchner empfing die beiden
wackeren Ofsiciere mit gewohntem Wohl»
wollen, tief gerührt von der unwandel'
baren Treue des Ofsicierscorps gegen den
rechtmäßigen Monarchen. Major von
Wieser aber wurde'mit der einstweiligen
Führung des Regimentscommandos be»
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Volume 56
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wiedemann-Windisch
- Volume
- 56
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon