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Wiesinger, Albert 77 Olga
befolgt, aber daß Blatter von großer
politischer , Bedeutung es nachahmen,
scheint uns unverzeihlich. Was das Ca«
pitel der allzu großen Anzahl jüdischer
Journalisten in einer Hauptstadt betrifft,
so muffen wir dabei einer wunderbaren
Prophezeiung gedenken, welche wir in
einem seitdem längst verschollenen nord»
deutschen Blatte vom Jahre 1837 oder
1838 lasen. Es war ein Aufruf an die
preußische Regierung, und eine Stelle
lautete wörtl ich: „„Gebt den Juden
ihre bürgerliche Freiheit, ihr Recht, jede
Carriöre zu ergreifen, jedes Amt zu be-
kleiden; aber gebt ihnen das, ehe es zu
spat wird, denn sonst wirft sich ihre nie
lastenkönnende Intelligenz auf die Preffe,
und in wenigen Jahren wird diese und
mit ihr die öffentliche Meinung v e r-
judet sein."" Hätte sich Herr Consifto-
rialrath Wie sing er, wenn er die Pro-
phetengabe und mit ihr freifinnige In-
stincte besäße, vielleicht anders äusge»
drückt? Nein — und doch war der Ar«
tikel, den wir citiren, von einem der
Heroen der deutschen Literatur unter-
zeichnet, von einem Manne, der sogar
das Iudenthmn dramatisch idealisirt hat
— von einem der Gründer Iungdeutsch«
lands... von Karl Gutzkow." — „ Was
Herrn W ies i nge r selbst betrifft",
schreibt Don Spavento, „so ist er so
achtenswerth, wie ein Mann es verdient
zu sein, der seiner Ueberzeugung zuliebe
selbst das Opfer des gesellschaftlichen
Anstandes bringt. Er ist einer der talent»
vollsten Journalisten Wiens und besitzt
ein Quantum von positivem Wissen,
welches, in Geschichte besonders, das der
meisten seiner Wiener Collegen über»
ragt."
Gemeinde.Zeitung (Wien. gr. 4".) Jahr»
gang XXl I I , i l . December 1384. Nr. 283:
..Fünfundzwanzig Jahre nus mcinem Ionr« nalistenleben. Eine biographische Skizze von
Dr. Albert Wiesinger". — Don Spa»
oento. Wiener Schriftsteller und Iourna»
listen. Tvpen und Tilbouettrn (Wien 1874.
ssr. 8".) 3. «3.
Wiesinger, Olga Ma le r in , geb.
in Wien um 1843). Die Hochtec eines
k. k. Staatsbeamten, wenn wir nicht
irren, des Hofsecretärs Flor ian im
kaiserlichen Cabinet. Dieselbe widmete
sich anfänglich der Musik, bildete sich im
Clavierspiele aus und concertirte als
Pianistin in den Siebenziger»Iahren.
Eine Indisposition der Hand veranlaßte
sie, dieser Laufbahn zu entsagen und sich
der Malerei zuzuwenden. Unter der
Leitung des Landschaftsmalers Emil
Schindler M . XXX, S. 8^ erzielte
sie in Kürze ganz beachtenswerthe Er-
folge. Ihr eigentliches Feld jedoch ist die
Blumenmalerei, und mehrere von der
Künstlerin ausgestellte Feldblumensträuße
erregten auf den Iahresausstellungen des
Wiener Künstlerhauses 1883—1887 und
noch mehr im Pariser Salon 1887 ganz
ungewöhnliches Aufsehen. Für die Be>
deutung der Künstlerin möchte auch der
Umstand sprechen, daß unter den Ate>
liers, welche Seine königliche Hoheit der
Prinz Regent Luitvold von Bayern
während seines Aufenthaltes in der
Kaiserstadt Wien im Mai 1837 mit
seinem Besuche beehrte, auch jenes der
Malerin Olga Giesinger sich befand.
Auch in dem Prachtwerke „Die öster-
reichisch-ungarische Monarchie in Wort
und Bild", das unter der Aegide Seiner,
kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Krön-
prinzen R u d o l f erscheint, ist Frau
Olga Wiesinger im Nebersichtsbande
durch zwei Blumenstücke vertreten:
S. 195 durch eine „Akanthnägrusipe bei Au-
gn5ll", S. 227 durch „SchnerroLln am Sem-
mmng". Die Arbeiten der Künstlerin
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Volume 56
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wiedemann-Windisch
- Volume
- 56
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon