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Wiesner, Conrad 84 Miesner, Conrad
glänzenden Scbulzeugniffe und einer
Mappe, gefüllt mit talentvoll gezeich,
neten Kupftrstichcopien, Skizzen nach der
Natur u. s. w., nickt bedenkend, daß er
zwei Hoffnungsblüten mit einem Scdlage
knicke: „Vorlaufig noch unreif für die
Aufnahme". Als er aber die Bewegung
gewahrte, welche in Vater und Sohn
nach diesem Urtheile vorging, begann er
ermuthigend wieder: „Ausnahmsweise
will ich also den Versuch mit dem Kleinen
machen", und schrieb hiernach — am
12. September 4833 — den Namen
Conrad Wiesner in die Matrikel.
So ging Alles vortrefflich, bis der unter-
stützende Lehrer sckwer erkrankte und der
Pfarrer starb, worauf (>onrao wieder
ins Vaterhaus zurückkehren mußte. Denn
des Knaben Hoffnung, an der von der
Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde
unter G. Döbler's M . I V, S. 424^j
Leitung zu errichtenden Kupferstecher»
schule als Zögling aufgenommen zu
werden, erfüllte sich nicht, weil alle vor»
läusig gestifteten Freiplätze ohne Rück-
ficht auf Wiesner mit Prager Zöglin»
gen besetzt waren. So kam Ende October
1636 Conrad wieder im Elternhause
an. Er arbeitete nun sieben Monate
lang im Kreise der Seinigen rastlos
weiter, stellte, da er denn bereits in der
Akademie Fortschritte gemacht hatte, für
eine Anzahl neuer Bilder die Platten
her, wodurch das Geschäft sich sofort
einträglicher gestaltete, führte auch eine
gefälligere Bemalung ein, für jedes ein-
zelne Bild ein Mufterblatt schaffend.
Mitten in seinen Bestrebungen, das
väterliche Geschäft zu hebeu, unterbrach
ihn ein Brief seines Prager Quartier-
gebers, der mit Döbler befreundet war,
und diesen vermocht hatte, Wiesner
noch nachträglich in die Kupferstechrr^
schule aufzunehmen, und zwar bis zur ! Erledigung eines Freiplatzes gegen ein
Monatshonorar von 2 fl. So zog denn
Wies ner am 44. Mai 1837 in Gesell-
schaft mehrerer Hohenelber Johannes-
Wallfahrer wieder nach Prag und trat
in Döble r's Schule ein. Bald ent-
wickelte sich zwischen Lehrer und Schüler
ein so befriedigendes Verhältniß, daß
Ersterer von dem bedungenen Lehrgelde
absah und seinem Schüler für gewisse
Vorarbeiten an größeren Platten auch
ein Monatsgehalt zusicherte. Wie bemerk»
! bar Wies ner's Mitarbeiterschaft an
> den Stichen Döbler's wurde, zeigte sich
zunächst an den damals üblichen Neu-
jahrs'Entschuldigungskarten, alsdieselben
einen auffallend anderen Charakter an<
nahmen. Führich, der die Zeichnungen
dazu lieferte, war mit der „ganz empsin»
dungslosen und ungenauen" Art des
^ Döbler'schen Stichels nichts weniger
^ denn zufrieden gewesen. Da mit dem
Jahre 1836 durchwehte diese Arbeiten
ein neuer Geist, aber dieser neue Geist
war kein anderer als der Wiesner's,
dem Döbler die Hauptarbeit an den
Stichen überlassen hatte. Indessen er»
kannte Kadl ik sBd. X, S. 346), der
mit der Umgestaltung der veralteten
Akademie betraut wurde, bald das viel-
versprechende Talent und war nun
darauf bedacht, W i e s n e r insoweit
zu fördern, daß derselbe einige Zeit aus«
schließlich sich dem Kunststudium widmen
konnte. Unter Kadlik's Führung ent-
wickelte sich denn auch zusehends der Ge>
nius Wiesner's. Damals, im Jahre
1841, erschien in Prag bei Peter Boh-
mann's Erben eine Ausgabe von Ra-
phael's Bildern zur biblischen Geschichte
des alten Testaments nach Zeichnungen
von Wilhelm K a n d l e r M . X,
S. 429^j. Diese Ausgabe umfaßt vierzig
Bilder und ist bis Nr. XXV von Döb«
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Volume 56
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wiedemann-Windisch
- Volume
- 56
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon