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Wiesner, Conrad 87 Wiesner, Conrad
er über einen recht häßlichen Kopfschmerz.
Als er aber am anderen Tage im ge-
wohnten Kreise nicht erschien und man
bei ihm nachsah, war bereits arztlicher
Beistand nöthig geworden. Ein von
Dr. Brau n berufenes Consil erklärte den
Zustand für ein hochgradiges Nerven-
fieber. Zwei Tage später hieß es bereits:
„Unrettbar", und in der Nacht vom 16.
auf den l?. September 4847 erlosch das
Leben des erst 26jährigen Künstlers. Die
unter den Oesterreichern in Rom beste«
hende „Todtenbruderschaft" bahrte den
Verblichenen am 19. September in der
Kirche der U^onlia, clel popol.u auf
einen Katafalk und begrub ihn Abends
um 9 Uhr unter Fackelschein auf dem
Camposanto nächst der Peterskirche.
Unter den Fackelträgern befanden sich
unter fast sämmtlichen in Rom weilenden
Künstlern Overbeck und Flatz. Das
ihm für seine in Rom ausgeführten Ar-
beiten noch ausständige Honorar wurde
seinen Angehörigen in Hohenelbe über»
mittelt. Der frühe Hingang des allge-
mein geliebten und zu den schönsten
Hoffnungen berechtigenden Künstlers
wurde in Rom, in seiner Heimat und
von den Seinen tief betrauert. Der Bio-
graph Wiesner's zählt von dessen ihm
sonst noch bekannt gewordenen Arbeiten
auf: drei Gebetbuchbilder, und zwar:
„Maria Verkündigung", „Ghrizti Begegnung
mit Nlllgbülrna" und „Ohristug und die Zuma-
ritanerin am Nrnunen", für den Calve'-
schen Verlag; — ein „Nenkblatt;nr Gran-
dnngzteier des Haspi; in Auknö", dieses und
die vorigen sämmtlich nach Zeichnungen
von Rud. Mül ler ; — „Christus am
Urenzr", nach einem Oelbilde für den ver>
storbenm I>. Vater in Leitmeritz; —
„St. Maria", für die barmherzigen Schwe-
stern ebenda; — „Mädchenkapt", nach
einer Studie von Kadlik; — „Noz r Aon", nach demselben; — „Nie
tackildrr", in der Teynkirche zu
Prag, nach Hell ich, und die „ i^nIadnngL-
Karte znr Nrne^llurZiellung des FchllUäziieler5
Karl Nicts". mit der Sterbescene (5or°
reggio's (in O ehlenschlage r's gleich»
namigem Drama), nach Zeichnung von
Koruna. Was Wiesner noch geleistet
haben würde, wenn ihm ein längeres
Leben beschieden gewesen wäre, laßt sich
absehen, wenn man die Werke betrachtet,
die er uns vollendet zurückgelassen. (5>.-
faßte seine Kunst nicht von der rein tech-
nischen Seite auf; er drang vielmehr in
den Geist des ihm vorgelegten Originals
und war auf das eifrigste bemüht, im
Stich dasselbe nach Technik und Idee
wiederzugeben. Der Maler oder Zeichner,
der sein von Wiesner im Stich wieder-
gegebenes Original sah, konnte immer
ausrufen: ich bin vollkommen verstanden,
wäre ich ein Stecher, ich könnte mich
selbst nicht getreuer wiedergeben. Wies'
ner war ein exacter Zeichner, ein Um-
stand, der in der Kunst des Kupferstechers
von eminenter Bedeutung ist, wenn man
bedenkt, wie viele Stiche großer Werke
unter den schlechten Contouren und fal-
schen Tinten eines schwachen oder gar
incorrecten Zeichners leiden und schwere
Schädigung erfahren und das Original
uns geradezu in verpfuschter Darstellung
wiedergeben. Wenn Wies ner in Oester-
reich gelebt hätte, würde es auch in ihm
sich seines Keller, Thäter, Schleich
oder Ruscheweih gerühmt haben.
Nagler schreibt M . X^ I , S. 43l^
über einen Kar l Wies'ner. Dieser ist
unser Conrad Wiesner, nur mit dem
falschen Taufnamen Karl .
Mittheilungen des Vereines für Geschichte
d?r Deutschen in Böhmen. Redigirt vön
Di-. Ludwig ^chlesinner (Prag, gr. 8".)
XXI. Jahrgang (t«t^). Nr. i l , 3. l-l2:
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Volume 56
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wiedemann-Windisch
- Volume
- 56
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon