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Milczek, Johann Nep. Johann Ncp.
als Freiwilliger in das 9. Feldjäger-Batail»
lon. Er war damals schon verheiratet und
Vater von mehreren Kindern. Als erb-
lichem Reichsrathe und k. k. Kämmerer
wurde ihm bei seiner Anmeldung zur
Aufnahme in die Armee eine Officiers«
stelle angeboten, doch schlug er dieselbe
mit der Bitte aus, sich dieselbe erst ver»
dienen zu dürfen. Als dann 1872 die
Nordpolarforschung, welche Payer und
Weyp recht sich zur Aufgabe gestellt
hatten, auf die Tagesordnung kam, war
es Graf Wilczek, welcher mit reichen
Mitteln dieses Unternehmen unterstützte.
Bevor noch die beiden Reisenden aufbra-
chen, unternahm er selbst eine Reise, um
auf Nowaja Semlja eine Niederlage von
.Kohlen und Zebensmitteln zu errichten,
welche der österreichischen Nordpolerpe-
dition zum Rückhalt dienen sollte. Als
Schiff verwendete der Graf die kleine
Jacht „Isbjörn", dieselbe, welche im
Sommer 1871 zur Recognoscirungsfahrt
Payer's und Weypr echt's in das
offene Meer zwischen Spitzbergen und
Nowaja Semlja benutzt worden war. Die
Ausrüstung erfolgte in dem norwegischen
Hafen Tromsö, und außer dem Grafen
befanden sich noch 13 Mann an Bord,
womit der enge Raum des Fahrzeuges
vollends angefüllt war. Die nautische
Führung übernahm der österreichische
Fregattenkapitän Freiherr von Sterneck
M . XXXVII I , S. 30 ^, die strenge
Wissenschaft war durch Professor Höfer,
Director der Bergschule in Klagenfurt,
vertreten, den Graf Wilczek als geolo«
gischen Begleiter geworben, und obgleich
selbst ein guter Photograph, nahm er
doch den tüchtigen Wiener Photographen
Burg er mit, und so gelang es, von
dieser Expedition die schönste je im arkti»
schen Norden gemachte Sammlung von
Photographien, weit über hundert Plat» ten, heimzubringen. Unter den übrigen
Gefährten, welche er für die Reise aus»
gewählt, befanden sich der Gebirgsjäger
Mühlbacher, der schon mit dem Gra«
fen in den Gebirgen Nordafrikas gejagt
hatte, und der beste der Großglockner-
führer, Paierl. Capitän und Mann»
schaft bestanden aus Norwegern. Am
20. Juni 1872 verließ der „Isbjörn"
Tromsö; am 30. Juni wurde beim Horn-
sund die Westküste von Spitzbergen er»
reicht. (Wir verweisen auf die schöne
Schilderung dieser Fahrt und Begegnung
mit Weyprecht in der Zeitschrift „Da-
heim" 1873, S. 764.) Am 30. Juli
ging der Graf mit seiner Jacht beim
Matotschkin » Schor, wie die schmale
Meeresstraße heißt, welche die große
Insel Nowaja°Semlja in zwei Hälften
trennt, vor Anker. Von da wurden be-
deutende Ercursionen in das Innere des
Landes unternommen. A>n 3. August
segelte er weiter nach Norden zu, um
Cap Nassau zu erreichen, wo das Pro»
viantdepot errichtet werden sollte und
man auf ein Zusammentreffen hoffte mit
dem Schiffe' „Tegetthoff", welches eben
Weyprecht und Payer führten. Am
12. August wurde wirklich ein Schiff —
es war das erwartete — sigualisirt. Der
Graf fuhr ihm entgegen. Wie groß die
Freude über ein wenn auch gewünschtes,
so doch überraschendes Zusammentreffen
war, dafür eine Thatsache zum Beleg.
Der alte Capitän Ca rlsen aus Tromsö,
der an Bord des „Tegetthoff" sich be-
fand, nahm im Selbstvergessen der Freude
über diese Begegnung sogar die Pirrücke
statt der Mütze ab. Der Graf schreibt
über diesen Moment die einfachen Worte,
die aber Alles ausdrücken: „Ich kann
nicht sagen, was in diesem Augenblicke
Alles in mir vorging. Das Unternehmen,
welches das Ziel meiues Strebens seit
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Volume 56
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wiedemann-Windisch
- Volume
- 56
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon