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Milhelmi 478 Milhelmi
frone in „Bayard" und dann in ganz
kurzen Zwischenräumen bis zum 22. April
als Rath Blümlein in „Welche ist die
Braut?", als Ho frath Reißmann in
„Die Advocaten", als Lasarra in
, Johanna von Montfaucon" und als
Wachtmeister Werner in „Minna
von Barnhelm" auf. Er hatte gesiegt,
daS Engagement mit ihm, da Ochsen-
heimer Md. XX, S. 474) in Pension
gegangen und bald darauf starb, wurde
abgeschlossen, und er blieb an dieser
Musterbühne bis an seinen im Alter von
64 Jahren erfolgten Tod. Im Herbst
1831 war nach einer schweren Krankheit
eine trügerische Besserung eingetreten.
Am 30. März 4832 betrat er als Prä»
sident in „Cabale und Liebe" zum
letzten Mal die Bühne. Er verschied am
2. Mai 1852 Abends um dieselbe
Stunde, zu der in der Regel die Komödie
auf der Bühne ihr Ende erreicht. Er
blieb ungeachtet seines fürchterlichen Lei-
dens — Gedärmbrand —- bei voller Be»
smnung. Ludwig Löwe, einer seiner
intimsten Freunde, hatte ihn noch in den
Nachmittags stunden des Sterbetages be>
sucht, und als er an das Bett des Kranken
trat, empfing ihn dieser mit den Worten:
„Lieber Bruder, es geht zu Ende mit
dem Hause Mirandola". In der Zeit
seines eisten Wirkens im Burgtheater
spielte Wilhelmi meist Intrigants,
chargirte und Charakterrollen; er spielte
fie trefflich, fand sich aber nach eigenem
Geständnisse nie heimisch darin. Da kam
Schreivogel M . XXXI, S. 29^
und übernahm die Direction des Burg-
theaters. Dieser erkannte bald Wil-
helmi's hervorragende Begabung für
das Heitere, und da Krüger ^Bd. XII I ,
S. 27 i^ eben damals zu kränkeln be»
gann, theilte er ihm von deffen Rollen
zu. Nun war Wilhelmi ganz in feinem Element. Nm unseres Künstlers Bedeu-
tung für die Bühne zu ermessen, ist es
I gut, den Ausspruch eines Dramaturgen
^ wie Laube über ihn zu hören, der ihm
, eine ausführliche Charakteristik widmet,
! aus welcher hier das eigentliche Typische
der Darstellungskunst Wilhelmi's an»
geführt werde. Laube war es auch, der
an Wilhelmi's Grabe die erste Leichen»
rede einem Burgtheatermitgliede gehal-
ten, zum Schrecken seiner Behörde, wie
er schreibt, welche es unziemlich fand,
daß ein Director Leichenreden halte.
Aber ein alter Burschenschafter, wie es
Laube war, kümmerte
sich
wenig darum,
was sein Intendant unziemlich fand.
„ InWilhelmi" , meinte Laube, „hatte
das Burgtheater eine seiner natürlichsten
Stützen verloren. Seiner natürlichsten.
Sein Naturell war unschätzbar, war wie
ein schlank und gesund aufgewachsener
Baum, der keines Gärtners bedurft hat.
Er war der sorglose lebensfrohe Vater
des Lustspiels. Er war ein hochgewach«
sener Mann mit lichtem kurzgehaltenen
Haar und wohlgebildetem wohlgeröthe-
ten Antlitze, von stattlicher Haltung,
welche die Vorzüge eines früheren Ossi»
ciers bekundete, ohne irgend eine Steif,
heit. Üm seinen kleinen Mund spielte ein
allerliebstes Behagen, welches einen
Scherz, eine feine Speise und ein gutes
Glas Wein jederzeit willkommen hieß.
Sein ganzes Wesen machte einen gar
guten, freundlichen und kräftigen Ein«
druck. Er strotzte in seiner Zeit — und
das war eine lange Zeit — von froh»
licher Lebensfülle, und diese Lebensfülle
machte sich auf der Bühne dermaßen gel-
tend, daß sie im Stande war, ein ganzes
Stück zu heben und zu halten. Wie oft,
wenn er auftrat, ging die Empfindung
durchs ganze Haus: »„Ah, jetzt kommt
der Rechte, jetzt geht's los, jetzt wird's
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Wiedemann-Windisch, Volume 56
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Wiedemann-Windisch
- Volume
- 56
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 340
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon