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Mindisch-Gräh, Alfred Candid ^ 4 Windisch-Grätz) Alfred Candid
seine Maßregeln, der Bewegung einen' Fürsten nun auch in Prag, und zwar
mehrwöchentlichen Stillstand zu gebieten.^ durch die aller Schranken ledige, aber
Wahrend dessen wurde das constitutio- auch wie im sinnlosen Taumel zügel-
nelle Ministerium gebildet, welchem die
Aufgabe zufiel, auf der wiederherge-
stellten gesetzlichen Bahn die nothwen»
digen Neugestaltungen zur Durchführung
zu bungen. Nur um nach solcher auf
reibenden Thätigkeit die nöthige Erholung
zu gewinnen, zog sich der Fürst auf seine
Besitzung in Ungarn zurück. Diese kurze
und erfolgreiche Wirksamkeit hatte die
Patrioten in ihm den Hort der Ordnung
und Gesetzlichkeit, den energischen Ver-
treter der monarchischen und conserva»
tiven Interessen erkennen lassen, hatte
aber auch die Muthlosen und die schwach»
sinnigen Ideologen vermocht, sich in
scheuer Angst vor dem entschiedenen
Manne zurückzuziehen. Auch halte sein
Auftreten den Haß der Verschwörer
hervorgerufen, denen die Macht dieser
Persönlichkeit als eine stete Bedrohung
ihrer Unternehmungen erschien. Die
Ereignisse des Monates Mai in Wien,
die Entwicklungen, welche dieselben ge»
wärtigen ließen, endlich die sich steigernde
Verwirrung in Böhmen riefen den
Fürsten auf seinen Posten in Prag, an
die Spitze der kaiserlichen Truppen in
Böhmen. Die europäische revolutionäre
Verschwörung, der seit dem 2. Juni in
Prag tagende Slavencongreß, der die
nationalen Gegensätze verschärfte, dann
die Schwache der berufenen Autoritäten,
welche vergebens die wachsenden Wirren
zu beschwichtigen versuchten, alles dies
steigerte noch die Aufregung Prags, und
selbst einige energische Maßregeln des
neuen Gouverneurs Grafen Leo Thun
blieben erfolglos. Indessen hatte die
Umswrzpartei, vom Auslande gestärkt,
den schon durch sein energisches Auf-
treten in Wien mißliebig gewordenen losester Frechheit, welche sich Freiheit
nannte, sich geberdende Presse ange»
feindet, auf das empörendste verleumdet,
so daß es kaum ins Gewicht fiel, als die
Prager Garnison eine kräftige Erklärung
abdrucken ließ, in welcher sie ihrer Gnt»
rüstung über ein solches Benehmen, wie
auch ihrer Verehrung für ihren Führer
lauten entschiedenen Ausdruck gab. Als
am 6. Juni bei der wie gewöhnlich um
diese Zeit abgehaltenen Revue über
sämmtliche in Prag garnisonirende Trup'
pen ungeachtet des Verbotes jeder als in
Reih und Glied in der kaiserlichen Armee
unstatthaften Demonstration den Com
rnandirenden ein endloses Hurrah be>
grüßte, benutzten die durch ausländische
Revolutionselemente verführten Auf>
rührer diesen Umstand aufs neue, dein
Fürsten Windisch > G rä tz Volksfeind«
'iche Tendenzen zu unterschieben. Dec in
Prag versammelte Slavencongreß brackte
eine große Menge Ausländer, besonders
Polen und Franzosen, in diese Stadt,
und stündlich wurde es deutlicher, daß
eine blutige Katastrophe demnächst herein
brechen werde. Am 10. Juni fand rin
großer Slauenball statt, bei welchem der
Commandirende, obgleich vielfach ano«
n'ym gewarnt und bedroht, ebenfalls
erschien. Die späteren Untersuchungen
stellten heraus, daß nur die Anwesenheit
der Officiere, die ihren (General gleich
beim Eintreten umgaben und nicht mobr
verließen, ein Attentat auf dessen Person
verhütete. So brachen die g
tage heran. Obgleich die politischen Maß
regeln bis dahin noch in den Bereich dl's
Guberniums gehörten, so unterließ der
commandirende General es dock nickt, die
militärischen Vorkehrungen zu treffen, um
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Volume 57
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Windisch-Wolf
- Volume
- 57
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon