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Windisch-Gräh. Alfred Candid 16 Mindifch-Grä^ Alfred Candid
Studenten thätlich angefallen und erhielt
einen betäubenden Schlag ins Genick;
schon zog der Student eine Pistole gegen
ihn, als die Grenadiere mit gefälltem
Bajonnet in die Rotte eindrangen, die
sich mit dem Rufe: „Barricaden, das
Militär greift uns an!" in alle Straßen
zerstreute. Der Student, der den Schlag
auf Lieutenant Iablonsky geführt
hatte, wurde gefangen, und die Grena
diere waren eben im Vegriffe, ihn nieder-
zuhauen, als Fürst Windifch-Grätz,
auf die erste Nachricht dieses Vorfalles
bloßen Hauptes auf die Straße eilend,
ihn den Händen der wüthenden Sol-
daten entriß. Als Antwort auf diese
humane That des Fürsten folgten mehrere
auf ihn gerichtete Schüsse aus den gegen-
uberliegenden Häusern. Da nun gleiche
zeitig vom Graben her andere Schüsse
den Ausbruch der Empörung vertun»
deren, so wurde der Befehl zur Alarmi«
mng gegeben, und während die Truppen
-sich auf den ihnen angewiesenen Plätzen
sammelten, stürzte die Fürstin W i n d i sch«
Grätz, die Gemalin des Commandire-N»
den, während sie eben am Fenster stand,
durch einen meuchelmörderischen Schuß
tödtlich getroffen, in ihrem Salon zu-
sammen. Auf das tiefste erschüttert,
verlor doch der Fürst in diesen verhäng'
nißvollen Augenblicken nicht Ruhe und
Fassung und befahl auf die Bitte einer
neuen Deputation um Schonung und
Gewährung einer kurzen Frist zur Beru-
higung der Volksmaffen, das Feuer der
ausrückenden "Truppen einzustellen und
wiederholte Besanftigungsversuche bis
zum Ablaufe einer Stunde vorzunehmen.
Doch allerorts hatten sich Barricaden
nach kunstgerechten Plänen erhoben, der
Gouverneur ward auf dem Clemen»
tmum gefangen gesetzt, die begütigend
einschreitenden Officiere wurden mit In- sulten von den Aufrührern abgewiesen,
von Letzteren die Feindseligkeiten mit
einem heftigen Feuer auf die Truppe er»
neuert. Fürst Windisch.Grätz wollte
nun selbst in die Straßen, um das Volk
zu beruhigen und im Falle des Nicht-
gelingens sich an die Spitze seiner Trup'
pen zu stellen. Da kreuzten die Grena-
diere der Bataillone Cerrini und Rattay,
die das Generalcommando besetzt hatten,
die Bajonnete und nöthigten, in der
Furcht, den Fürsten, der durch 22 Jahre
als Brigadier, Dwisionär und commail'
dirender General ihr Führer gewesen,
durch einen zweiten Meuchelmord zu ver«
lieren, ihn zur Rückkehr in sein Haus.
Da alle Versuche, die Massen zum Ver>
lassen ihrer drohenden Stellungen zu
bewegen, scheiterten, so mußte die Ge>
walt der Waffen in Anwendung kom-
men. Generalmajor von Schütte echielt
den Befehl, mit seinen Truppen vom
Graben gegen die Kettenbrücke
dringen. Im Sinne der vom
direnden herausgegebenen
regeln für den StrcU-enkampf stürmte er
mehr als zehn Varricaden und gewann
die Verbindung mit d:r Kleinseite, wäh-
rend Major von Cerrini von andrer
Seite, nickt ohne schwere Verluste, doch
mit Erfolg vordrang. Beim Mnbruche
der Nacbt trat eine Waffenruhe ein. die
Garnison blieb in den eroberten ^tel-
lungen. Die Verluste des lA. Juni be
liefen sich auf Nt Todte und i>2 Ver
wundete; unter den ersteren Z, unkn
den letzteren 9 Ofsiciere. Generalmajor
von Rainer war gleich im Beginne der
Gefechte verwundet worden, und Ritt-
meifter A lfred Fürst Wind i s cb > lN r ä lz.
der sich nebst mehreren anderen Officieren
freiwillig den Sturmcolonnen des ike
nemls. Schütte angeschlossen und das
Beispiel heldenmüthiger Entschlossenheit
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Volume 57
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Windisch-Wolf
- Volume
- 57
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon