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Mindisch-Grätz, Alfred Candid 27 Windisch-Grätz^ Alfred Candid
men das Großkrenz desselben zuge« >
sprochen. l834 ernannte ihn der Kaiser
zum Zweiten Inhaber des neuerrichteten j
8. Dragoner-Regimentes Erbgroßherzog
von Toscana. Diese Auszeichnung, gleich»
zeitig Inhaber von zwei Regimentern zu
sein, gehörte von jeher zu den seltensten in
der Armeegeschichte. 1836 begab sich der
Fürst auf königliche Einladung an den
Berliner Hof. König Friedrich Nil«
Helm IV. ehrte die Anwesenheit des
ihm besonders werthen Gastes in einem
dessen Verdienste würdigenden Schreiben
durch die Ernennung zum Chef des
königlich preußischen 2. Dragoner-Regi-
mentes. I n der ersten Hälfte des Juli
1839 erschien der Feldmarschall im
ah. Auftrage in Berlin, um in directem
Verkehre mit dem damaligen Prinz»
Regenten von Preußen, späteren Kaiser
Wi lhelm, über den Abschluß einer
Allianz gegen Frankreich in Unterhand-
lungen zu treten, welche jedoch die Nach«
richt vom Abschlüsse der Friedenspräli»
minarien zu Villafranca unterbrach. An«
läßlich der Constituirung des Reichs«
rathes in Oesterreich im Februar 4861
zum erblichen Mitgliede des Herren»
Hauses ernannt, nahm der Fürst an
dessen Sihullgen mit dem regsten Intereffe
im Sinne seiner oftmals ausgesprochenen
Ueberzeugung Theil. Erst wenige Wo»
chen vor seinem Tods fesselte ihn die
Krankheit au das Lager, welcher er
nach schwerem physischen Kampfe im
73. Lebensjahre am 2l. März l862 um
N Uhr Nachts erlag. Unerschrocken, mit
dem Muthe eines tapferen Soldaten, mit
der oft erprobten unerschütterlichen Nuhe
eines mit sich einigen Mannes, mit der
frommen Ergebung eines Christen sah er
dem Tode entgegen, dem er so oft auf
den Feldern des Ruhmes ins Auge ge>
blickt. Bis zu den letzten Lebeusstunden hatte er die Frische und Klarheit seines
Geistes bewahrt, er traf seine, letztwil.
ligen Anordnungen bis in das kleinste
Detail und nahm herzlichen Abschied von
allen Freunden, die ihn besuchten; noch
wenige Tage vor seinem Hinscheiden
weilte er mit seinen Gedanken bei jener
braven Reiterschaar, welche schon durch
mehr als ein Vierteljahrhundert seinen
Namen führte, und dktirte einen Ab«
'chiedsbefehl an sein „tapferes Regi»
ment". In den zeitweiligen unbewußten
Aeußerungen des Dahinsterbenden kamen
hm die Namen seiner ehemaligen Feld-
herren und Freunde Kienmayer und
Louis Liechtenstein über die erblei-
chenden Lippen. Der Kaiser hatte den
kranken Fürsten mehrmals vor seiner
Abreise nach Venedig mit seinem Besuche
beehrt. Ein vom 22. März datirter
ah. Armeebefehl enthielt die Anordnun-
gen bezüglich der Trauer und bestimmte,
daß das damalige 2. (jetzt 14.) Dra'
gomr«Regiment „für immerwährende
Zeiten den ruhmvollen Namen des Feld»
marfchalls zu führen habe". Ein gleich»
zeitiges ah. Handschreiben an des Ver»
storbenen ältesten Sohn, den General»
major Fürsten Alfred Windisch.
Grätz, drückte die wärmste Theilnahme
des Monarchen aus. Am 26. März fand
das feierliche Leichenbegängniß zu Wien
statt, und auf ausdrücklichen ah. Befehl
ging der vom Feldmarschall Grafen
Wratislaw geführte Conduct durch
die kaiserliche Hofburg. Ihre Majestäten
der Kaiser von Rußland und der König
von Preußen sandten eigene Militär«
deputationen hiezu nach Wien, des«
gleichen auch die Bundesfestung Mainz,
deren Gouverneur Fürst W indisch-
Grätz seit 1839 war. Am 28. März
folgte dieselbe Feierlichkeit in Prag, unter
dem Befehl des Eommandirenden von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Volume 57
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Windisch-Wolf
- Volume
- 57
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon