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Mintzingerode, Ferdinand 194 Winhingerow) Ferdinand
formiren, das erste rechts gegen das ^ vom Feinde wurde dem General der
linke Ende von Aspern, das zweite aber
von Hirfchstetten gerade auf das Aw
griffsobject vorrücken, während das
2. Iäger-Bataillon die Plänkler von dem
Orte zu Vertreiben, die Brigade-Batterie
aber diese Dispositionen durch ihr Feuer
zu unterstützen hatte. Indessen blieben
auch die Franzosen nicht müßig und be-
setzten das wichtige Angriffsobject mit
mehreren Batterien und alle Gräben um
das Dorf und vor demselben, sowie die
Brücke mit Infanterieabtheilungen. Näh-
rend nun die Avantgarde des Hitler'«
fchen Corps den Kampf wieder aufnahm
und mit den die Auen besetzt haltenden
feindlichen Plänklern beschäftigt war,
dann eine von ihr entsendete Batterie
den Ort beschoß, rückte Wintzingerode
an der Spitze der beiden Bataillone
Mittrowsky gegen die Brücke vor, war
die feindlichen Plänkler zurück, vertrieb
die in den Gräben befindlichen Abthei
lungen, drang unter dem heftigsten feind-
lichen Feuer über die Brücke im Sturm«
schritt vor und eilte, ohne einen Schuß
zu thun, zum Sturm auf den Friedhof,
wohin
sich mittlerweile der Gegner zurück-
gezogen. Unsere Bataillone litten furcht»
dar durch das Feuer des Feindes, und
überdies hatte derselbe neue Verstärkun«
gen an sich gezogen und gegen die Nn>
seren vorrücken lassen. Bis auf dreißig
Schritte ließ das 1. Bataillon den Feind
nahekommen. Dann mähte die erste De»
charge von unserer Seite die feindlichen
Reihen nieder, so daß die übrig geolie»
benen sofort zurückwichen. Diesen Augen»
blick benutzte nun General Wintzin-
gär ode, befahl die Einstellung des
Feuers und leitete den Angriff mit dem
Bajonnete, der auch, unter beständiger
Aneiferung der Mannschaft durch ihn,
vollkommen gelang. Nur wenige Schritte rechte Fuß durch eine Kartätschenkugel
zerschmettert, und der Tapfere mußte vom
Schlachtfelde getragen werden, aber die
schwierige Aufgabe war gelöst, Aspern
in unseren Händen. Erzherzog Kar l
ernannte den General mit Armeebefehl
vom 24. Mai zum Feldmarschall»3ieute-
nant, und im Nachtragscapitel vom
47. April 18l1 wurde Wintzingerode
mit dem Ritterkreuze des Maria There«
sien-Ordens ausgezeichnet, das ihm vom
Kaiser schon für seine Tapferkeit bei
Dürnftein zugedacht worden war. Die
ferneren Geschicke des Generals spielen
sich nicht in österreichischen Diensten ab,
daher wir uns kurz fassen können. Als
i8t2 Oesterreich gegen Rußland ins Feld
zog, verließ er die österreichische Armee
und erhielt in der russischen, zu welcher
er zurückgekehrt war, das Commando
eines leichten Corps bei der Avantgarde.
Vor Moskau wurde er in hitziger Verfol-
gung des Feindes nebst seinem Adju«
tanten gefangen genommen. Napoleon
drohte, den General erschießen zu lassen,
da derselbe als Unterthan des Königs
von Westphalen, eines Rheinl undfürsten,
gegen die Franzosen focht; aber aus
Rücksicht für jene französischen Generale,
welche sich in russischer Gefangenschaft
befanden, nahm er den Befehl zurück,
und Wintzingerode wurde nach Wilna
transportirt, wo ihn am 22. November
zwischen Minsk und Wilna Tscherni»
tschew's Kosaken befreiten. Nun erhielt
er das Commando des 2. russischen Corps
der Hauptarmee und ging einer Reihe
von Siegen entgegen, die ihn unter die
glänzendsten und ruhmvollsten Krieger
seiner Zeit stellen. Erst schlug er die Fran«
josen bei Kalifch am 13. Februar 1813,
^währte dann in der Schlacht von
Lützen aufs Neue sein Feldherrntalent;
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Windisch-Wolf, Volume 57
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Windisch-Wolf
- Volume
- 57
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1889
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 334
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon